HörenSagen im Gespräch

Er war der jüngste und auch letzte Sprecher des Großdeutschen Rundfunks - und als solcher eine Fundgrube an Geschichten. Mit 17 Jahren war er bereits Nachrichtensprecher beim Rundfunk in Berlin und verlas bis zum Schluss die unsinnigen Durchhalteparolen der NS-Propaganda.
"Für uns Sprecher war der Rundfunk ein Domizil des Überlebens", erzählt er am 16. November 1995 in der Sendung "HörenSagen", "wir mussten nicht an die Front". Am 2. Mai 1945 kurz nach Mitternacht verließ Richard Baier das Funkhaus, wenige Minuten zuvor hatte er noch verlesen: "Damit beendet der Großdeutsche Rundfunk seine Sendefolgen."
In den 1950er-Jahren arbeitet Baier für den RIAS, später auch für die DEFA. 1955 wird er in einem DDR-Schauprozess als "RIAS-Agent" zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach dem Mauerfall, so Baier im Gespräch mit Susanne Schröder, sieht er seine Aufgabe vor allem darin, als Zeitzeuge zu berichten, was in der NS-Zeit und auch in der DDR geschehen ist, aber ohne "Hass und ohne Rache".