Wider den Trend
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In Zeiten der Digitalisierung gelten Musikverlage als Auslaufmodelle. Große Verlage geraten ins Trudeln, junge Komponisten nehmen die Verbreitung ihrer Werke selbst in die Hand. Ein Berliner Verlag trotz diesem Trend.
Begonnen hat die Edition Juliane Klein als Selbstverlag einer Berliner Komponistin. Doch dann entschloss sich die Verlagsgründerin, das Werk ihres Lehrers Hermann Keller zu betreuen. Sie professionalisierte sich als Verlegerin und hatte dabei den Anspruch, Kolleginnen und Kollegen exklusiv mit ihrem Gesamtwerk zu vertreten: Michael Hirsch, Stephan Winkler, Gordon Kampe, später kamen Péter Kőszeghy, Sebastian Stier, Annesley Black und Joanna Wozny hinzu. Die 1970er-Jahrgänge bilden den größten Anteil dieser stilistisch sehr unterschiedlichen Künstler.
Keine Hierarchien
Juliane Klein war es immer wichtig, die Komponisten ihres Verlags gleichberechtigt zu präsentieren und nicht prominente Aushängeschilder in den Vordergrund zu stellen. Das konnte sie bis heute durchhalten: Die Plakate der Edition zeigen 16 gleich große Portraitfotos. Aus dem Tagesgeschäft hat sich Juliane Klein inzwischen zurückgezogen. Seit 2006 steuert der Musikwissenschaftler Mathias Lehmann das langsam, aber konsequent wachsende Unternehmen als Geschäftsführer.
Weitreichende Entscheidungen wie die Neuaufnahme von Komponisten treffen Lehmann und Klein im Konsens. Für die Herausforderungen des Digitalzeitalters sei man gut gerüstet, heißt es - man habe ein Geschäftsmodell gefunden, das auch das Papierzeitalter überdauern werde.