Die menschliche DNA bietet noch unzählige Rätsel
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Vor zwanzig Jahren wurde erstmals ein Chromosomen entschlüsselt. Ein Meilenstein zum Verständnis des menschlichen Genoms, hieß es damals. Bis heute verstehen Forscher aber nur einen Bruchteil vom Bauplan des Menschen, erklärt Genetiker Jörn Walter.
Vor genau zwanzig Jahren erschien im Magazin "Nature" der Artikel, in dem die vollständige Entschlüsselung des Chomosoms 22 verkündet wurde. Große Erwartungen knüpften sich damals an das sogenannte Humangenomprojekt - etwa, dass man Krankheiten wie Krebs in der Zukunft besiegen könnte. Wie viel davon hat sich bewahrheitet?
Meilenstein für die Forschung
Insgesamt sei die Entschlüsselung von Chromosom 22 im Jahr 1999 ein Meilenstein gewesen, sagt Jörn Walter, Professor für Genetik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und Mitglied im Vorstand des internationalen Humangenomkonsortiums in Paris.
"Das hat einen ungeheuren Beitrag geleistet für die Biologie und die Biomedizin insgesamt, die in den letzten zwanzig Jahren aus der Kenntnis des Genoms unheimlich viele neue Ideen und Rückschlüsse ziehen konnte für Verfahren, Therapien, aber auch für Diagnostik."
"90 Prozent verstehen wir nur in Ansätzen"
Gleichwohl sei die Erwartungshaltung größer gewesen als das, was man dann herausgefunden habe, so Walter. So sei man davon ausgegangen, dass man bis zu 100.000 Gene identifizieren werde. Heute müsse man feststellen, dass die Größenordnung bei 25.000 liege.
Ungeklärt sei nach wie vor auch, was dabei Gen und was Funktion sei. So bemühe man sich auch zwei Jahrzente später noch immer die Bedeutung von all dem zu begreifen: "90 Prozent von dem, was ein Genom ist, verstehen wir wirklich nur in Ansätzen."
Großer Beitrag zur Krebsforschung
Zum Verständnis von Krebs habe die Genomforschung dennoch einen bedeutenden Beitrag geleistet. Erst durch die neuen Techniken, die man im Zuge der Entschlüsselung neu entdeckt habe, könne man Krebserkrankungen heutzutage "flächendeckend" betrachten. Dabei sehe man eine viel größere Vielfalt als man erwartet habe und auch sehr individuelle Entwicklungen von Krebserkrankungen - was bedeute, dass man in Zukunft auch individuellere Therapien maßschneidern könne.
"Insofern hat die Entschlüsselung des Genoms enorm dazu beigetragen, dass wir diese Krankheit besser verstehen", sagt Walter.