Zwischen American Rap und Artischocken
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Vor 20 Jahren wurde der Ventil Verlag in Mainz gegründet. Der Schwerpunkt liegt auf Publikationen über Popmusik – und auf veganen Kochbüchern. Artischocken-Küche und Gemüsegerichte für Kinder sollen die manchmal etwas sperrigen Texte finanzieren.
Manche meinen: Zu wenig Popkultur, zu viel Wissenschaft. Jonas Engelmann, der gemeinsam mit Theo Bender, Jens Neumann, Ingo Rüdiger und Oliver Schmitt die Geschicke vom Ventil Verlag leitet, gibt zu: "Das sind Diskussionen, die wir hier durchaus auch führen."
Von Beginn an war der Mainzer Ventil Verlag ein Wanderer zwischen Popkultur und wissenschaftlichen Abhandlungen. Was sich vor allem an der Ventil-Buchreihe "testcard. beiträge zur popgeschichte" zeigen lässt, deren Ausgaben in Stückzahlen von etwa 2000 Stück herausgebracht werden.
"Wir versuchen, mit ‚testcard‘ beide Welten zusammenzubringen und abzubilden", sagt Engelmann. "Einerseits den wissenschaftlichen Diskurs über Pop, aber eben auch den populärwissenschaftlichen Diskurs. Aber – das ist auch das Schicksal von solchen Nischenprodukten – wir haben natürlich nicht viel Budget, um irgendwelche Autorinnen und Autoren für große Artikel bezahlen zu können. Und sind deshalb so ein bisschen auf die Schreiberinnen und Schreiber aus dem Wissenschaftsbereich angewiesen, die sowas als Teil ihres Arbeitslebens produzieren." Daher rühre die manchmal etwas sperrige Mischung aus Texten.
Einmal durch die Popgeschichte
Die inhaltlichen Schwerpunkte des Ventil Verlags liegen in den Bereichen Poptheorie, Popgeschichte, Gesellschaftskritik und -analyse und Cultural Studies. Zu den Veröffentlichungen zählen Bücher über Hip-Hop ("American Rap"), Free Jazz ("How They Do It"), Popjournalismus ("Ignoranz und Inszenierung – Schreiben über Pop"), Popliteratur ("Von Acid nach Adlon"), Punk, Hardcore Punk ("If the Kids are united" und "Philosophy of Punk"), sowie rechte und reaktionäre Tendenzen in der Popkultur ("Wie klingt die Neue Mitte?"), Feminismus und Queer Studies.
Um sich all das auch langfristig noch leisten zu können, haben sich Engelmann und seine Mitstreiter zu einer ungewöhnlichen Mischkalkulation entschlossen: Sie bringen in ihrem Verlag auch vegane Kochbücher heraus, die sich offenbar so gut verkaufen, dass sich damit auch die mitunter sehr speziellen Werke über Popmusik gegenfinanzieren lassen.
(mkn)