20. Todestag der US-Sprinterin Florence Griffith-Joyner

Die schnellste Frau der Welt - und der Zweifel lief immer mit

Florence Griffith, US-Sprinterin, Olympiade Seoul 1988
Ein Hauch von Hollywood: Florence Griffith-Joyner. © dpa picture-alliance / Norbert Schmidt
Von Jutta Heeß |
Die US-Sprinterin Florence Griffith-Joyner lief Weltrekorde, die auch heute noch - 30 Jahre später - Bestand haben. Sie dominierte die Konkurrenz dermaßen, dass schließlich Doping-Gerüchte aufkamen.
Florence Griffith-Joyner war Ende der 80er die beste Sprinterin der Welt. Weltmeisterin, Olympiasiegerin, Weltrekorde über 100 und 200 Meter, die bis heute Bestand haben.
"Die Favoritin, bekannt durch ihre schockierenden Laufanzüge und krallenhaften Fingernägel, auf Bahn 5. Und da kommt sie mit langen Schritten und siegt souverin in sasationeller Zeit, 10,49."
Sie lief außergewöhnliche Zeiten, die Sportjournalisten weltweit überwiegend in Fassungslosigkeit stürzten:
"Das kann es gar nicht geben!"
"No one can run that fast!"
"Das kann doch nicht stimmen!"
"Sie ist natürlich aufgrund ihres Äußeren und auch so, wie sie sich gegeben hat, wie sie sich angezogen hat, wie sie sich in Interviews verhalten hat und wie sie letzen Endes auch gelaufen ist, schon als eine schillernde Figur - und das meine ich gar nicht negativ - in Erinnerung. Auf jeden Fall hat man immer sofort ein Bild vor sich."

"Diva der Tartan-Bahn" wurde sie genannt

Der Pharmakologe und Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel erinnert sich noch gut an Florence Griffith-Joyner. "Glamour-Girl", "Diva der Tartan-Bahn" oder einfach "Flo-Jo" wurde sie genannt. Sie war eine Athletin, die sich zu inszenieren wusste: Mit ihren wehenden langen Haaren, extravaganten Rennanzügen und den bis zu 16 Zentimeter langen Fingernägeln machte sie in modischer Hinsicht ähnliche Schlagzeilen wie heute die Tennisspielerin Serena Williams, die auch mit ausgefallener Sportbekleidung hervorsticht. "Ich gefalle gern und möchte mich von anderen unterscheiden", sagte Flo-Jo damals. Doch der Zweifel lief immer mit.
Zu Griffith-Joyners aktiven Zeit nahmen auch Leichtathleten verbotene Anabolika zur Leistungssteigerung. Viele von ihnen wurden nie oder erst spät erwischt, da die Nachweismethoden damals noch unausgereift waren. Florence Griffith-Joyner wurde selbst nie des Dopings überführt. Der Verdacht wiegt allerdings schwer. Ihre bis heute bestehenden Weltrekorde über 100 und 200 Meter waren um ein vielfaches schneller, als sie vorher über beide Distanzen gelaufen war. Neben dem gängigen Anabolika-Missbrauch wurden damals auch schon Wachstumshormone als Schnell- und Starkmacher eingesetzt:
"Es gibt ja auch einen Zeugen, der ihr Wachstumshormone verkauft haben soll. Bei Wachstumshormonen ist es natürlich so, dass das zu dieser Zeit – und es ist ja heute noch schwierig – nicht nachzuweisen war. Das konnte man ungestraft gespritzt bekommen."

Das Comeback scheiterte an gesundheitlichen Problemen

Bereits 1989, ein Jahr nach ihren Weltrekorden, trat Florence Griffith-Joyner vom Leistungssport zurück. Ob dies damit zusammenhing, dass im nacholympischen Jahr verschärfte Dopingkontrollen angekündigt wurden? Sie wies jedenfalls alle Vorwürfe entrüstet zurück:
"When I heard the rumours, I was hurt."
Einige Comebackversuche scheiterten wegen gesundheitlicher Probleme. Am 21. September 1998 starb sie an einem epileptischen Anfall.
"Es kann natürlich sein, so was passiert auch jemanden mit 38 Jahren, wenn eine Grunderkrankung da ist, die zu epileptischen Anfällen führt. Aber es ist natürlich vor dem Hintergrund, dass möglicherweise jahrelanges Doping vorhanden war, schon auch eine Assoziation denkbar."
Florence Griffith-Joyner ist bis heute die schnellste Frau der Welt. Ob sie bei ihren Bestzeiten sauber war, ist allerdings unklar. Ihre Erfolge und ihr Schicksal bleiben somit auch als Mahnmal in Erinnerung.

Was haben Griffith-Joyner, Ben Johnson und Christian Schenk gemeinsam? Ein Einwurf von Stefan Osterhaus: Audio Player

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