Der unbekannte Superstar des Afrobeats
Fela Kuti erfand den Afrobeat und war einer der bekanntesten Musiker Afrikas: Als er vor 20 Jahren starb, strömten eine Million Menschen in das Stadion von Lagos, um ihn zu verabschieden. Solche Popularität hat er in Europa nie erreicht. Drei Gründe, warum sich das ändern sollte.
Fela Kuti ist ein Phänomen. Über den unter dem bürgerlichen Namen Olufela Olusegun Oludotun Ransome-Kuti 1938 in Lagos geborenen Musiker kursieren zahlreiche Geschichten. 77 Alben hat er veröffentlicht, berühmte westliche Musiker wie Miles Davis und Paul McCartney ließen sich von ihm inspirieren. Und er zeugte 99 Kinder mit 27 Frauen.
Vor 20 Jahren, am 2. August 1997, starb Fela Kuti in Lagos, Nigeria. Der Journalist Felix Denk erklärt uns, warum es sich lohnt, Kuti (wieder) zu entdecken.
1. Kuti war in Afrika bedeutsamer als Bob Marley
Fela Kuti ist der Erfinder des Afrobeats. "Afrobeat ist lokale Tanzmusik mit Jazz und Funk kombiniert, das machte ihn extrem populär", erklärt Journalist Felix Denk auf Deutschlandfunk Kultur. Den Jazz hatte er in London gelernt, der Musiker studierte dort Trompete, Piano und Gesang. Endgültig zu seinem Stil fand er nach einer Tour durch die USA.
Ebenfalls förderlich für die Karriere in Afrika:
"Er sang auch auf Pidgin Englisch, so dass er im anglophonen Teil Afrikas verstanden werden konnte."
Zu seinem Tod seien eine Million Menschen in Lagos auf die Straße gegangen, um sich von ihm zu verabschieden. "Sein Leichnam wurde öffentlich in einem Fußballstadion aufgebahrt", sagt Denk. In Afrika sei er wichtiger gewesen als Bob Marley, eine weitere "Ikone der postkolonialen, globalisierungskritischen Popmusik".
2. Kuti wollte Präsident von Nigeria werden
"Er sprach sich offen aus gegen das Militärregime und die korrupten Politiker seines Landes", sagt Denk. Dafür sei Kuti etwa 100 Mal im Gefängnis gelandet. Seine von ihm gegründete Kommune, die sogenannte "Kalakuta"-Republik, wurde im Zuge der Auseinandersetzungen von Militär und Polizei überfallen, seine Mutter ermordet. Kuti aber ließ sich nicht einschüchtern, gründete eine Partei namens "Movement For The People" und peilte bei den nächsten Wahlen das Präsidentschaftsamt an. Das wurde aber durch einen Militärputsch im Jahr 1983 vereitelt.
Kuti legte übrigens seinen aus der Kolonialzeit stammenden Sklavennamen Ransome ab und nannte sich stattdessen "Anikulapo", was in etwa "der den Tod erzittern lässt und von menschlichen Wesen nicht getötet werden kann" bedeutet.
3. Kuti hat Afrikas Popmusik politisch gemacht
"Popmusik ist in Afrika oft politisch und aktivistisch, das ist sicher ein Erbe von Kuti", sagt Denk. Sarkodie etwa, ein Rapper aus Ghana, habe mit einem Kuti-Sample den Präsidenten angegriffen. Und in den USA werde Fela Kuti im Zuge der "black lives matter"-Bewegung rezipiert.
"Jay Z, ein großer Fela Kuti-Fan, nahm dessen Song 'Zombie' in seine 'songs for survival'-Playlist – immerhin ist das auch ein Song gegen die Staatsgewalt", sagt Denk.