"… die Oper erwirbt mir die Martirerkrone"
Als Beethoven sich zum dritten Mal mit seinem "Schmerzenskind",der Leonoren-Oper, auseinandersetzte, glaubte er sich ein Anrecht auf "die Märtyrerkrone" erworben zu haben. So jedenfalls äußerte er sich
1814 in einem Dankesbrief an den Librettisten Friedrich Treitksche für dessen Mühe und Geschick, endlich eine akzeptable Textfassung für die nunmehr "Fidelio" genannte Oper erstellt zu haben.
Die dritte und letzte Fassung der Oper, mit der Beethoven zwar nicht vollends zufrieden war, die nichtsdestotrotz zu einem Zugstück auf den Opernbühnen der Welt werden sollte – sie erlebte ihre Wiener Premiere vor 200 Jahren, ein knappes Jahrzehnt nach dem Uraufführungsfiasko, das am selben Ort der "Ur-Leonore" beschieden war. Bei dieser Urfassung von 1805 hatte Beethoven ein Textbuch von Joseph Sonnleithner zur Vorlage, die ihrerseits französischer Herkunft war. Die vom Komponisten veranlasste Überarbeitung des Librettos durch Stephan von Breunig brachte zwar eine Straffung der Handlung, aber das eigentliche Problem blieb ungelöst: einen sinnvollen Übergang zu schaffen zwischen Singspielebene und heroisch-politischem Drama, zwischen zeitgenössisch-bürgerlichem Ambiente und historisch-menschheitlicher Perspektive. In welchem Umfang es Friedrich Treitksche gelungen ist, diese Ebenen in dramaturgisch schlüssige Beziehung zu setzten, wird in der Sendung thematisiert. Vor allem aber werden die kompositorischen "Maßnahmen" Beethovens dargestellt, die das Stück über eine bloße "Rettungsoper", über die Sphäre trivialer Kolportage hinauswachsen lassen.