Vom Kinderkram zur Hochkultur
Vor 25 Jahren galten Comics noch als Kinderunterhaltung. Der Berliner Reprodukt Verlag konzentrierte sich trotzdem auf Bildergeschichten und zeigt bis heute, dass Graphic Novels weit mehr bieten als Superhelden-Schund.
"Ich kenn einen Ort, den liebt jeder der dort einmal war, sehr bunte Menschen mit Zettel und Stiften im Haar."
Der Innenhof einer ehemaligen Druckmaschinenfabrik in Berlin-Wedding. Keine malerische Gegend – eher vom Leben gezeichnet. Hier hat der Comcibuchverlag Reprodukt seit 2012 seine Verlagräume. Bei seiner Gründung war er noch in einem besetzten Haus untergebracht, fest verwurzelt in der Independent Szene. Das spiegelte das Verlagprogramm. Begonnen hat Reprodukt 1991 mit "Der Tod von Speedy". Gezeichnet und geschrieben von den Amerikanern Gilbert und Jaimie Hernandez
"Die haben als erste in den 80ern für ihre Generation gesprochen und den Punk in die Comics gebracht."
Verlagsgründer Dirk Rehm hat sein Baby mit Freude großgezogen. Und während nach 25 Jahren das Genre "Graphic Novel" im Feuilletonkanon und bei etablierten Verlagen wie Suhrkamp angekommen ist, macht er gerne auch mal wieder, wovon er sich am Anfang heftig absetzen musste: Comics als Kinderkram
"Seit 2013 machen wir Kindercomics. Und der Anlass war, dass wir selber Kinder bekommen haben und wir haben gemerkt für die gibt's kaum Comiclesestoff. Es gab nichts wo wir eine Qualität sahen. Und wir dachten, ok, das versuchen wir jetzt mal zu lancieren."
Etwas Punk ist immer noch
Eine der erfolgreichsten Kindercomicreihen ist "Kiste". Auf dem Sommerfest werden die jungen Leser auch gleich in einem Workshop weitergebildet.
"Wer kennt das? Asterix und Obelix und Idefix. Wir würden jetzt mal beginnen mit Gesichtsausdrücken. Wie man sofort mit wenigen Strichen sehen kan in welcher Stimmung die Figuren sind."
Knapp 20 Kinder im Schulalter sitzen um einen Tisch mit Stiften und Papier und sollen unter Anleitung von Comicautor Sascha Hommer erste eigene Charaktere entwickeln .
"Was hast du gemalt?"
"Das hier ist eher so ein Mensch und das hier ist so ein außerirdischer Vogel."
"202, wer hat die 202? Du? Na du hast ja auch zwei Lose. Da muss ja was dabei sein!"
"Das hier ist eher so ein Mensch und das hier ist so ein außerirdischer Vogel."
"202, wer hat die 202? Du? Na du hast ja auch zwei Lose. Da muss ja was dabei sein!"
Unterdessen stehen die Eltern - Bier in der einen Hand, Eis am Stil in der anderen - im Hof, wo die Gewinner der Geburtstagstombola gezogen werden und dann das "Orchestre Miniature in the Park" auftritt.
Erwachsene in bonbonbunten Kleidern, die auf Kinderinstrumenten eigensinnige Coverversionen spielen. Ein bisschen Punk ist immer noch.
Die Musiker dürfen sich als Gage Comic-Bücher aussuchen. Der Verlag ist zwar eine feste Größe in der Szene, rutscht aber immer auch mal wieder in die die roten Zahlen. Doch an diesem Geburtstagswochenende präsentiert sich Reprodukt zuversichtlich, jugendlich unkompliziert und stolz, erwachsen zu sein.
"Wer hat gesagt, Graphik Novels sind besser als Trash? Komm zum Verlag und spiel mit uns. Dein Leben wird erst fesch durch Reprodukt."