Eine normal-verrückte Familie
Seit 25 Jahren flimmern die Simpsons über die Bildschirme und gelten als popkultureller Kommentar zur US-Gesellschaft. Gingen in den 90er-Jahren noch Elternverbände für die Absetzung der Serie auf die Straße, beklagen Fans heute eine gewisse Standardisierung.
25 Jahre dieselbe Titel Musik - okay, schon oft genug gehört. Aber wie kaum ein anderer Theme-Song beweist das einst von Danny Elfman höchstpersönlich komponierte Stück: Die Simpsons sind ein unverwechselbares Stück Pop-Kultur.
In einer Episode der vielleicht genauso berühmten Serie South-Park bringen es die South-Park-Bengel auf den Punkt. Die ganze Folge überlegen sie, was sie unternehmen sollen, und kommen immer wieder zum Schluss: "Die Simpsons haben es schon gemacht!"
Und in der Tat, egal ob sozial, politisch, wirtschaftlich, popkulturell, egal was – nicht eine wichtige Wendung der US-Gesellschaft ging den Simpsons durch die Lappen: Der Irak-Krieg, die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten. Und Homer war in den 90ern sogar Kurt-Cobain-mäßig Frontmann einer Grungeband.
Archetyp des Mittelklasse-Amerikaners
Überhaupt, die Schlüsselfigur der Simpsons ist wohl Familien-Vater Homer. Er versinnbildlicht den Archetyp des übergewichtigen, ungebildeten und des politisch uninteressierten Amerikaners der unteren Mittelklasse – mit einem Hang zum Ungeschickten.
Und Homer hat außerdem noch eine sehr interessante Vorstellung der Kindererziehung: Sohn Bart wurde vor allem in den Anfangsjahren der Simpsons regelmäßig stranguliert.
Szenen wie diese – und auch Barts ritualisierte Antwort mit runtergelassener Hose ließen das US-Publikum Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre die Zornesröte ins Gesicht steigen. Elternverbände gingen auf die Straßen und demonstrierten für eine Absetzung der Serie.
Was die Simpsons übrigens wiederum aufgegriffen haben: Innerhalb des Simpsons-Kosmos gibt es eine blutrünstige Variante von Tom und Jerry, die auch immer wieder unter den Zensur-Hammer kommen soll – die Itchy und Scratchy Show.
Die Simpsons haben Herz
Aber auch den Kritikern blieb irgendwann das Wort im Halse stecken, und dafür gibt es eine Menge Gründe – und zwar nicht nur den, dass die Simpsons mit überwältigenden Einschaltquoten-Erfolgen gar nicht mehr wegzudiskutieren waren.
Daneben aber sind Homer und seine Familie zwar oft moralisch zwielichtig – aber die Simpsons haben Herz. Es gibt praktisch in jeder der Hunderten von Episoden einen Handlungsbogen, der mit dem Versagen eines der Familienmitglieder beginnt – und mit seiner Wiedergutmachung und Versöhnung endet.
Außerdem gibt es Untersuchungen, nach denen Jugendliche, die regelmäßig die Simpsons schauen, über eine höhere politische Bildung verfügen als die Nicht-Gucker. Allerdings sind hier Ursache und Wirkung natürlich nicht ganz eindeutig benennbar.
Die Serie wird zu teuer und zu vorhersehbar
Zum 25. muss aber auch etwas Wasser in den Wein gegossen werden. Es gibt zum Beispiel finanzielle Probleme: Die Sprecher der Simpsons verdienen inzwischen 300.000 Dollar pro Folge, was die Serie unsagbar teuer macht und den Heimatsender FOX über die Absetzung nachdenken lässt.
Und Hardcore-Fans bemängeln ohnehin schon, seitdem die Staffeln eine zweistellige Nummerierung erreicht haben, dass die Qualität der Serie immer weiter nachlässt. Und man kann schon feststellen, dass die Episoden ein gewisses standardisiertes Simpsons-Prozedere entwickelt haben.
Trotzdem: Solange sich die Amis an ihrem eigenen Durchschnitt erfreuen können, solange wird Homer noch Bier trinken.