Vater des "programmierten Lernens"
Burrhus Frederic Skinner war einer der einflussreichsten, aber auch umstrittensten Psychologen seiner Zeit. In Tierversuchen zeigte er, wie sich erwünschte Verhaltensweisen "konditionieren" ließen. Als Vertreter eines radikalen Behaviorismus machte er dabei zwischen Tieren und Menschen keinen prinzipiellen Unterschied. Heute vor 25 Jahren starb Skinner.
"Hier ist eine typische Skinner-Box. Sie sehen, dass hier Tiere in eine kleine Box für Mäuse gesetzt werden. Sie sehen jetzt hier links und rechts zwei Hebel. Das heißt, mit einem kleinen Pfotendruck von einer Maus kann der Hebel bewegt werden. Und nachdem der Hebel gedrückt wird, wird hier eine Spritze in Gang gesetzt. Und durch die Spritze wird eine ganz kleine Menge, in unserem Fall Wasser, Alkohol oder Zuckerlösung, in dieses kleine Reservoir befördert."
Forscher wie der Mannheimer Suchtexperte Rainer Spanagel arbeiten heute noch mit der Versuchsanlage, mit der Burrhus Frederic Skinner, einer der einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts, vor allem Tauben und Ratten auf erwünschte Verhaltensweisen hin "konditionierte". Die Methode war im Prinzip simpel: Verhielten die Tiere sich so, wie Skinner es von ihnen wollte, wurden sie mit Futter belohnt. Skinner, der am 20. März 1904 in Susquehanna in Pennsylvania geboren wurde und seit 1948 als Professor an der Harvard Universität lehrte, sprach vom "Reinforcement", der "positiven Verstärkung" ausgewählter Verhaltensweisen.
"Die operante Konditionierung formt Verhalten, wie ein Bildhauer einen Klumpen Lehm formt", schrieb er 1953 in seinem Buch "Wissenschaft und menschliches Verhalten". Als Vertreter eines radikalen Behaviorismus machte er dabei zwischen Tieren und Menschen keinen prinzipiellen Unterschied. "Durch die Verstärkung von geringfügig herausragenden Verhaltensweisen lernt ein Kind aufstehen, stehen, gehen, Gegenstände greifen und sie bewegen. Später lernt es durch denselben Prozess sprechen, singen, tanzen, Spiele spielen – es lernt, kurzum, das gewaltige Repertoire darzustellen, welches für den normalen Erwachsenen charakteristisch ist."
"Im Grunde muss man sagen, dass Skinner eine darwinsche Konzeption des Verhaltens hat. Das heißt: Die Umwelt selektiert das Verhalten. Aus einer Rohmasse von ungeordnetem Verhalten selektiert die Umwelt über die Verstärkungen die komplexen, subtilen und geordneten Verhaltensrepertoires, die wir haben. Das heißt eigentlich, dass der Mensch von seiner Umwelt geformt wird", sagt Rainer Metzger, Autor eines Buchs über "Die Skinner’sche Analyse des Verhaltens". Trotzdem war Skinner überzeugt, dass wir die Welt verändern können. Als Meister des "Self-Managements" griff er im Alltag selber auf Methoden des Reinforcements zurück. Seine Schreibtischlampe war mit einer Stoppuhr verbunden, die genau registrierte, wie viel Zeit er mit Arbeit verbrachte. "Sind zwölf Stunden beisammen, trage ich dies auf einer kumulativen Kurve ein, an der ich meine Produktivität ablesen kann."
Forscher wie der Mannheimer Suchtexperte Rainer Spanagel arbeiten heute noch mit der Versuchsanlage, mit der Burrhus Frederic Skinner, einer der einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts, vor allem Tauben und Ratten auf erwünschte Verhaltensweisen hin "konditionierte". Die Methode war im Prinzip simpel: Verhielten die Tiere sich so, wie Skinner es von ihnen wollte, wurden sie mit Futter belohnt. Skinner, der am 20. März 1904 in Susquehanna in Pennsylvania geboren wurde und seit 1948 als Professor an der Harvard Universität lehrte, sprach vom "Reinforcement", der "positiven Verstärkung" ausgewählter Verhaltensweisen.
"Die operante Konditionierung formt Verhalten, wie ein Bildhauer einen Klumpen Lehm formt", schrieb er 1953 in seinem Buch "Wissenschaft und menschliches Verhalten". Als Vertreter eines radikalen Behaviorismus machte er dabei zwischen Tieren und Menschen keinen prinzipiellen Unterschied. "Durch die Verstärkung von geringfügig herausragenden Verhaltensweisen lernt ein Kind aufstehen, stehen, gehen, Gegenstände greifen und sie bewegen. Später lernt es durch denselben Prozess sprechen, singen, tanzen, Spiele spielen – es lernt, kurzum, das gewaltige Repertoire darzustellen, welches für den normalen Erwachsenen charakteristisch ist."
"Im Grunde muss man sagen, dass Skinner eine darwinsche Konzeption des Verhaltens hat. Das heißt: Die Umwelt selektiert das Verhalten. Aus einer Rohmasse von ungeordnetem Verhalten selektiert die Umwelt über die Verstärkungen die komplexen, subtilen und geordneten Verhaltensrepertoires, die wir haben. Das heißt eigentlich, dass der Mensch von seiner Umwelt geformt wird", sagt Rainer Metzger, Autor eines Buchs über "Die Skinner’sche Analyse des Verhaltens". Trotzdem war Skinner überzeugt, dass wir die Welt verändern können. Als Meister des "Self-Managements" griff er im Alltag selber auf Methoden des Reinforcements zurück. Seine Schreibtischlampe war mit einer Stoppuhr verbunden, die genau registrierte, wie viel Zeit er mit Arbeit verbrachte. "Sind zwölf Stunden beisammen, trage ich dies auf einer kumulativen Kurve ein, an der ich meine Produktivität ablesen kann."
"Positive" Steuerung menschlichen Verhaltens möglich
Skinner propagierte das "programmierte Lernen": Das Lehrpensum wurde in viele kleine Häppchen aufgeteilt, die Schüler arbeiteten sich selbstständig von einer Aufgabe zur nächsten voran. Angeblich schafften sie das Pensum in der Hälfte der Zeit und brauchten sich dafür nur halb so viel anzustrengen. Das Nachrichtenmagazin "Time" sprach 1961 von der "größten Neuerung für die Pädagogik seit der Erfindung der beweglichen Drucktypen" durch Gutenberg. Zehn Jahre später folgte ein Sturm der Entrüstung. In seinem Buch "Jenseits von Freiheit und Würde" erklärte Skinner die Vorstellung von menschlicher Freiheit für eine Illusion. Um die drängendsten Probleme der Zeit zu lösen - Gewalt, Umweltverschmutzung, Überbevölkerung - rief er zu einer "positiven" Steuerung menschlichen Verhaltens auf, so wie er es sich 1948 schon in seinem utopischen Roman "Walden Two" ausgemalt hatte.
"Ich glaube daran, dass wir unsere wenig effektive Kultur gerade durch eine effektivere ersetzen. Und dass wir nicht dumm sind, genau das zu tun. Wenn wir den gesunden Menschenverstand und die Wissenschaft nutzen, wird es unser Leben verbessern. Und das derjenigen, die uns folgen. Das war damals - insbesondere weil es so stark auf den Menschen übertragen wurde - auch hier und da überzogen", bilanziert Rainer Spanagel.
Skinner, der am 18. August 1990 in Cambridge in Massachusetts starb, fühlte sich missverstanden. Ihm sei es, betonte er immer wieder, vor allem darauf angekommen, den Menschen vor Augen zu führen, wie leicht sie manipuliert werden können, wenn sich ihnen gegenüber jemand der Mittel des Reinforcements bedient.