250. Geburtstag von Wilhelm von Humboldt

Der Begründer des deutschen Liberalismus

Das vom Bildhauer Paul Otto geschaffene Marmordenkmal des Universitätsbegründers, Sprachforschers und Staatsmanns Wilhelm Freiherr von Humboldt.
Paul Ottos Denkmal des Universitätsbegründers, Sprachforschers und Staatsmanns Wilhelm von Humboldt in Berlin. © imago/Hohlfeld
Von Christoph Schmitz-Scholemann |
Wilhelm von Humboldt war vieles: Sprachforscher, Diplomat, Bildungsreformer - und einer der ersten Männer, die eine Ehe auf Augenhöhe führten. Er begriff sein Leben selbst als ein Werk. Am 22. Juni 1767 wurde der Gelehrte und Staatsmann geboren.
Wilhelm von Humboldt glaubte an das Gute im Menschen – und war gerade deshalb ein Freund der Freiheit. Ob Minderheitenrechte, Sprache, Bildungspolitik oder das Verhältnis von Mann und Frau, 250 Jahre nach seiner Geburt sind seine Ideen wieder aktuell.
Reich und fruchtbar bis heute sind die Impulse, die von Leben und Werk des Wilhelm von Humboldt ausgehen. Kaum zu sagen, wen man in ihm am meisten bewundern soll: Den belebenden Literaten im Kreise der Weimarer Klassiker Goethe und Schiller, den Philosophen, der zum Vater des deutschen Liberalismus wurde, den Forscher, der in über 30 Sprachen zu Hause war, den Bildungsreformer, der die erste Berliner Universität gründete, den Diplomaten, der die europäische Allianz gegen Napoleon schmieden half oder den Vorreiter der rechtlichen Gleichstellung der Juden in Deutschland.

Kindheit im Berliner Schloss Tegel

Wilhelm von Humboldt, geboren am 22. Juni 1767 in Potsdam, war, wie sein Bruder Alexander, mit dem sprichwörtlichen silbernen Löffel im Mund zur Welt gekommen. Aufgewachsen auf Schloss Tegel bei Berlin – er nannte es gern: "Schloss Langweil" – erhielt er die für den preußischen Adel übliche Erziehung durch Privatlehrer.
Das anschließende Jura-Studium war die klassische Vorbereitung auf die Beamtenlaufbahn. Und tatsächlich bekleidete Humboldt im Laufe seines Lebens mehrfach öffentliche Ämter – aber immer nur so lange, wie er glaubte, dem Gemeinwohl dienen zu müssen. Ansonsten zog er sich gern zurück.
Das Berliner Schloss Tegel, auch bekannt als Humboldt-Schloss.
Das Berliner Schloss Tegel, auch bekannt als Humboldt-Schloss.© imago stock&people

Bildung zur Entfaltung des Geistes

Und doch reiste er gern. Mit 22 Jahren hielt er sich in Paris auf, wo ihn der hautnahe Kontakt mit der Revolution nachdenklich machte. Abschaffung von Adelsprivilegien – das leuchtete ihm ein, nicht aber der alsbald sich abzeichnende staatliche Terror im Namen der Tugend. In seinen "Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen" definiert er als oberstes Staatsziel die Gewährleistung der Freiheit des Einzelnen. Dies aber nicht, damit der Mensch dem Menschen ein Wolf sein kann. Humboldt glaubte gerade im Gegenteil, dass nur freie Menschen ihr humanes Potential zum Wohle des Ganzen entwickeln können.
In diesem Geist erarbeitete er auch sein humanistisches Bildungsprogramm für Preußen. Es ging ihm nicht um vordergründige Nützlichkeit: Schule und Universität sollten die jungen Menschen, vor allem durch Sprachunterricht, zur Entfaltung ihres Geistes befähigen, in ihrem eigenen Interesse, aber auch zum Guten der Nation.

Das eigene Leben als Werk

Wenn man Wilhelm von Humboldt nach dem Wichtigsten in seinem Leben gefragt hätte, so wäre es nicht die Politik, nicht die Kunst, nicht die Literatur gewesen. Er begriff sein Leben selbst als ein Werk – vor allem seine Ehe mit Caroline von Dacheröden aus Erfurt. Für ihn lag in der Beziehung von Frau und Mann das Urbild des Verhältnisses zwischen freien Individuen. Caroline und Wilhelm waren kaum älter als 20, als sie heirateten. Sie nannte ihn "Bill", er nannte sie "Li", und ihr wahrhaft freiheitsliebendes Wesen gab seinem Herzen in fast vierzig Ehejahren manches Rätsel auf. Acht Kinder hatten sie. Ihr Briefwechsel ist ein rührendes Dokument zärtlichen Respekts zwischen Eheleuten.
Als seine "süße Li" 1829 starb, führte der an Parkinson erkrankte Humboldt sein Leben als Privatgelehrter und elder statesman mühsam, aber diszipliniert weiter. Nach seinem Tod im April 1835 fand sich auf seinem Schreibtisch ein Kästchen mit 1183 Gedichten, die er in seinen letzten Lebensjahren geschrieben hatte, unter anderem mit dieser letzten Botschaft: "Dem Du entspricht ein Ich; man fühlt ein Wogen / Von Trunkenheit in heilger Wonne Stille. / Denn Du und Ich, zu Wir vereint zusammen, / Hebt über der Gestirne Aetherflammen."
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