250 Jahre Hölderlin

Dichtung als perfekte Musikvorlage

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Eine Skulptur des Künstlers Waldemar Schröder, die Friedrich Hölderlin darstellt, steht vor Bäumen.
Schrieb einst Hymnen und Gesänge, aus denen später Musik wurde: Friedrich Hölderlin. © picture alliance / dpa / Marijan Murat
Rainer Pöllmann im Gespräch mit Mathias Mauersberger |
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Friedrich Hölderlin wurde auch in der Musik rezipiert: Besonders im 20. Jahrhundert vertonten viele Komponisten seine Gedichte. Diente anfangs Hölderlins Pathos als Inspiration, galt dies später mehr für das Offene und Gebrochene seines Werks.
Er war einer der drei großen Literaten um 1800, die in keine Schublade passten: Wie Heinrich von Kleist und Jean Paul war auch Friedrich Hölderlin weder ein Klassiker noch ein Romantiker. 250 Jahre nach seiner Geburt wird er wieder groß gefeiert. Im 19. Jahrhundert galt der Dichter als exzentrisch und schwierig.
Das sei auch der Grund dafür gewesen, dass sich zunächst nur wenige bedeutende Komponisten an ihn herangewagt haben, um seine Gedichte zu vertonen, sagt Musikredakteur Rainer Pöllmann. Eine Ausnahme sei Johannes Brahms mit seinem "Schicksalslied" von 1871.
Im 20. Jahrhundert jedoch ließen sich viele Komponisten von Hölderlin inspirieren. Der aufbrausende, wilde, pathetische Charakter der Dichtung sei attraktiv gewesen, sagt Pöllmann. Auch weil die "Hymnen" und "Gesänge", die Hölderlin geschrieben habe, zugleich literarische und musikalische Gattungen seien.

Vom Patriotismus zur Dekonstruktion

Im Ersten Weltkrieg und im Nationalsozialismus hat das Patriotische in Hölderlins Dichtung eine große Rolle gespielt. Der österreichische Komponist Hanns Eisler hingegen hat den Autor für die Demokratie und das humane Deutschland retten wollen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Dekonstruktion im Mittelpunkt: Der hymnische Ton, das Pathetische der Dichtung waren nicht mehr angesagt. "Hölderlins Dichtungen dienen den Komponisten oft als das perfekte Material: Sie sind offen, sie sind dekonstruiert", sagt Pöllmann. Der Dichter am Rande des Verstummens, der Fragmentierte, das psychisch Labile interessierten moderne Komponisten am meisten.
Dem entspricht auch die literarische Rezeption: Die Frankfurter Edition bringe die Werke nicht mehr in Werkgestalt heraus, sondern nur noch aufgelöst in einer Vielzahl an Varianten. Das Werk als abgeschlossene Einheit werde angegriffen und sei aufgelöst in performative Akte.

Musikalisch auserzählt

Mehrere Komponisten der Nachkriegsavantgarde haben daher Hölderlin vertont, wie etwa Bruno Maderna, György Kurtág, Heinz Holliger, Wolfgang Rihm und Luigi Nono. Die eindrucksvollste Hommage aus jüngster Zeit sei, so Pöllmann, Hans Zenders Zyklus von vier Streichquartetten, "Hölderlin lesen". Das Interesse an Hölderlin habe mittlerweile wieder abgenommen, künstlerisch seien bestimmte Hölderlin-Annäherungen fürs Erste auserzählt.
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