Eröffnung ohne den AfD-nahen Künstler Axel Krause
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Der AfD-nahe Maler Axel Krause sollte bei der 26. Leipziger Jahresausstellung dabei sein, wurde aber nach Protesten wieder ausgeladen. Das zeuge von "gewaltiger Wankelmütigkeit" und fehlender Souveränität, sagt der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich.
Bei der 26. Leipziger Jahresausstellung ist nicht alles wie sonst. Dass die Schau mit über 30 Künstlern heute eröffnet wird, war zwischendurch nicht mehr abzusehen. Denn nach Protesten gegen die Teilnahme des AfD-nahen Künstlers Axel Krause war der Vereinsvorstand geschlossen zurückgetreten. Dann wurde die Ausstellung für dieses Jahr abgesagt – und dann wurde auch die Absage abgesagt.
Was jedoch tatsächlich nun nicht stattfindet, ist die eigentlich geplante Podiumsdiskussion. Offiziell werden dafür logistische Gründe genannt.
Axel Krause selbst erklärte jedoch auf Facebook seine Absage. Seinem Wunsch, neben ihm auch den ihm politisch nahestehenden Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz einzuladen, hatten die Organisatoren nicht entsprochen. Maaz hatte auch die "Charta 2017" unterschrieben, in der von Meinungskorridoren die Rede sei, erklärt der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich, der ebenfalls auf dem Podium sitzen sollte.
Kein Eingriff in die Kunstfreiheit
"Das ist ja der Grundplot, der jetzt auch wieder aus Anlass dieser Vorfälle hier in Leipzig gepflegt und genährt wird, und das sehe ich als das eigentliche Problem an. Dass hier unglaublich viele Dinge miteinander vermischt und verwechselt werden", sagte Ullrich im Deutschlandfunk Kultur.
Die Politik habe nicht dafür plädiert, Krause nicht auszustellen: "Aber es wird jetzt gerade in den sozialen Medien wieder suggeriert, dass hier von ganz oben irgendwelche Eingriffe in die Kunstfreiheit vorgenommen würden, und das ist einfach absolut falsch."
Offensichtlich sei der Vorstand überfordert gewesen mit dem Protest eines Künstlers, der seine Teilnahme abgesagt hatte, da er aus Gewissensgründen nicht gemeinsam mit Krause ausstellen wollte, so die Einschätzung Ullrichs. Zudem habe es einen "ominösen anonymen Brief" von einigen anderen Künstlern gegeben.
Defizit an demokratischer Streitkultur
Nun beginnt die Ausstellung am heutigen Mittwoch ohne offizielle Eröffnung. "Es ist eine Sache, die von einer gewaltigen Wankelmütigkeit und Unsouveränität zeugt", meint der Kunsthistoriker, "und eigentlich ist es das gar nicht wert, daraus einen riesigen politischen Skandal zu machen, es ist sehr schade, dass das so instrumentalisiert wird."
Er sehe ein Defizit an demokratischer Streitkultur, nicht aber eine Bedrohung der Kunst- oder Meinungsfreiheit, wie in der rechten Szene behauptet werde, sagte Ullrich.
(cwu)