27. Frankfurter Musikmesse gestartet

Von Felix Lincke |
Mit der Rekordzahl von 1591 Ausstellern ist die 27. Frankfurter Musikmesse eröffnet worden. Bis zum Samstag werden mehr als 30.000 Instrumente präsentiert, darunter auch viele Neuheiten. Die Musikbranche erhofft sich von der Schau Umsatzimpulse.
"Sledgehammer" von Peter Gabriel: Nicht nur das Lied ist bekannt, auch der Video-Clip. Peter Gabriel war als Frontman von "Genesis" der erste Rocksänger, der mit einer eigenen Licht- und Bühnenshow auftrat. Was auf Rockkonzerten heute Standard ist, das ganze optische Drumherum, nahm damals mit Genesis seinen Anfang. Wichtig wurde die Verbindung des Hörerlebnisses mit dem Event. Und dafür gibt es auch Gründe, meint Florian von Hofen vom Verband für Licht-, Ton- und Veranstaltungstechnik:

"Es gibt eine Tendenz, eigene Erlebnisse in den Vordergrund zu stellen. Live muss es sein, und das gilt nicht nur für Konzerte."

Aus dem Wunsch, Musik selbst möglichst aktiv zu betreiben, erklärt sich auch der Trend zur Hausmusik: Es wollen wieder mehr Menschen ein Instrument spielen, wie die Branche nicht ohne Stolz feststellt. Es ist nicht die Blockflöte aus der Musikschule, die zur Null-Bock-Flöte wird, wenn Kinder sie wegen ihres nervigen Tons irgendwann in die Ecke legen. Es ist auch nicht die Gitarre, wie man angesichts ganzer Hallen voller E-Gitarren und zahlreicher Rockbands annehmen könnte. Es ist das Klavier, das ganz vorne mitspielt, ob akustisch oder elektronisch. Christian Blüthner-Haessler blickt auf 153 Jahre Familientradition in Leipzig zurück, wo auch zu DDR-Zeiten Blüthner-Flügel als Devisenbringer produziert wurden:

"Ja es ist das populärste Instrument: In den Musikschulen lernen doppelt so viele Klavier wie Gitarre. Die Blockflöte ist nicht mal auf Platz zwei."

Blüthner steht wie andere Piano-Häuser in der Tradition gepflegter Bürgerlichkeit, zu der früher ein paar Takte Klavierspiel einfach dazu gehörten:

"Deutschland ist die Wiege des Klavierspiels."

Hinzukommt dass ein Instrument die kognitiven Fähigkeiten steigert, was Blüthner "Brain Jogging" nennt kann bei Kindern angeblich die Schulleistungen steigern:

"Repräsentative Studie hat gezeigt..."

Wer es nicht gelernt hat, dem kann auch in hohem Alter noch geholfen werden mit neuen pädagogischen Konzepten. Tatsächlich steigt die Zahl von erwachsenen Klavierschülern.

Blüthner: "Die darf man dann halt nicht mit 'Hänschen Klein' unterrichten, sondern…"

Dr. Thoralf Abgarjan spielt 'Hänchen Klein' fünfstimmig. Was er zeigen will, ist etwas ganz anderes: Die Heimorgel der 70er und 80er Jahre hat ausgedient, ein gutes E-Piano kann heute viel mehr und sogar historische Instrumente imitieren.

Bei soviel künstlichen Klangwelten, kommt Sehnsucht auf nach dem Original. In der Volksmusik setzt an immer noch auf Blasinstrumente. Man könnte meinen, Deutschland sei das Land der Blasmusik, aber weit gefehlt: es sind mit Abstand die USA, wo es an jeder High School eine Brass-Band gibt. Gerhard Meinl, der Blasinstrumente vertreibt, sagt, es gebe zwar nur drei Mal so viel US-Amerikaner, aber der Markt für Tuba und Trompete sei dort zehn Mal so groß wie hier. Umso härter trifft es den Bayern, wenn hochwertige deutsche Handarbeit in China schamlos kopiert wird:

"Da schickst Du den Entwurf für ein Etui nach China und kannsst auf der nächsten Messe den kompletten Nachbau deines Instruments bewundern. Es geht um Mundstücke, gefälschte Rohrblätter."

Meinl, der auch eine Akademie für Musikpädagogik betreibt, beklagt die deutsche Schnäppchenmentalität, die sich auch beim Kauf von Instrumenten bemerkbar mache:

"Die Eltern kaufen eine chinesische Billig-Geige für 80 Euro und erziehen ihre Kinder damit nicht zur Wertigkeit. Die Folge ist, dass sie ihre Kinder auch nicht zum Üben anhalten."

Diese ES-Tuba stammt fast aus China, aus Taiwan um genau zu sein. Seit zwei Jahrzehnten bietet der Hersteller weltweit eine eigenständige Produktion von Blech- und Holzblasinstrumenten wie Saxophonen an, die durchaus eine preiswerte Alternative zu einem Selmer-Saxophon oder einem Yamaha-Instrument sein können. Es muss nicht immer das teuerste sein.

Detlef Braun, Geschäftsführer bei der Frankfurter Messegesellschaft empfiehlt seine Musikmesse auch für Besucher, die noch kein Instrument spielen, - was er selbst übrigens auch nicht tut.

Samstag, der 1. April ist Publikumstag, vorher ist die Musikmesse nur für Fachbesucher, die Tageskarte kostet 35,- Euro.