"The Square" räumt ab
Sechs Trophäen erhielt der schwedische Film "The Square" beim diesjährigen Europäischen Filmpreis. Ein großer Wurf für die schräge Kunstbetriebs-Satire von Regisseur Ruben Östlund. Filmkritiker Jörg Taszman indes hätte sich mehr Mut und Vielfalt bei den Jury-Entscheidungen gewünscht.
Der schwedische Film "The Square" ist der große Gewinner des 30. Europäischen Filmpreises. Er wurde zum besten Film und zur besten Komödie des Jahres gekürt. Regisseur Ruben Östlund erhielt für seinen Film sowohl den Preis für das beste Drehbuch als auch für die beste Regie. Der Däne Claes Bang, Hauptdarsteller in "The Square", wurde zudem als bester Schauspieler ausgezeichnet. Außerdem erhielt der Streifen den Preis für das beste Szenenbild.
Große Freude über den Erfolg
Östlunds Kunstbetriebs-Satire erhielt in diesem Jahr bereits die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes. Erfolg auf ganzer Linie, also. Für Filmkritiker Jörg Taszman hat dieser haushohe Erfolg und die Tatsache, dass die anderne Favoriten wie "On Body and Soul" (fast) leer ausgingen, dennoch einen leicht unangenehmen Beigschmack: "Eine solche Häufung von Preisen kann nicht der Sinn eines Europäischen Filmpreises sein." Im vergangenen Jahr sei es ähnlich gewesen - Maren Ade habe für "Toni Erdmann" die meisten Preise bekommen. Taszman betonte, er finde es etwas einfallslos und "auf Nummer Sicher", dass die Juroren der Europäischen Filmakademie auf einen bereits ausgezeichneten Film gesetzt hätten. An Alternativen hätte es ihnen nicht gemangelt - das europäische Kino könne einen starken Jahrgang 2017 vorweisen.
Beste Schauspielerin wurde überraschend die Ungarin Alexandra Borbély für ihre Darbietung in dem mit dem Goldenen Bären auf der Berlinale ausgezeichneten Film "On Body and Soul". Superstars wie Isabelle Huppert oder Juliette Binoche hatten das Nachsehen.
Publikumspreis für Maria Schraders "Vor der Morgenröte"
Den Publikumspreis erhielt die Regisseurin Maria Schrader für ihren Film über den Schriftsteller Stefan Zweig "Vor der Morgenröte" (in der Hauptrolle: Josef Hader). Deutsche Bewerber wie Simon Verhoevens "Willkommen bei den Hartmanns", nominiert als beste Komödie, und Paula Beer, für ihre Rolle in "Frantz" als beste Schauspielerin nominiert, gingen dagegen leer aus.
Den Preis für den besten Debütfilm erhielt "Lady Macbeth" von dem britischen Regisseur William Oldroyd.
Starke Rede von Julie Delpy
Die französisch-amerikanische Schauspielerin Julie Delpy ist für ihren "Europäischen Beitrag zum Weltkino" geehrt worden. Delpy drehte Filme wie "2 Tage Paris" und "Before Midnight". Jörg Taszman lobt Delpy "fantastische Rede" - die sie nutzte, um Werbung für ihr nächstes Filmprojekt zu machen, für das ihr noch 600.000 Euro fehlen. Delpy sagte auch mit Blick auf die Situation von Frauen in der Filmwelt: "Ich bekomme diesen Preis für das Überleben in diesem Geschäft."
Sämtliche Preisträger finden Sie hier.