30 Jahre auf Sendung

Multikulti in der Lindenstraße

Strassenschild der Lindenstrasse beim Fototermin im Studio der Lindenstrasse zum 25. jaehrigen Jubilaeum der Sendung
Die Lindenstraße - ein Dauerbrenner © dpa / Mika Schmidt
Vassilis Tsianos im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Manch einer hatte ihr ein schnelles Ende prophezeit. Aber, nein: Die "Lindenstraße" wird 30. Und versucht stets, am Puls der Zeit zu bleiben. Offenbar mit Erfolg: Der Soziologe Vassilis Tsianos lobt die realistische Darstellung des Migrantenalltags.
Die Lindenstraße ist in die Jahre gekommen und wird 30. Sie feiert sich auch als Multikulti-Sendung. Aber stimmt das so? Der griechisch-stämmige Soziologe Vassilis Tsianos, Mitglied des Rats für Migration, hat die Serie über viele Jahre verfolgt. Sie habe ihm Mut gemacht, denn er habe sich repräsentiert gefühlt. Zum ersten Mal habe eine Serie "migrantische Alltagsrealität einbezogen in ihrer Narration", sagt Tsianos.
Eingefleischte Fans fieberten Woche für Woche auch mit Familie Sarikakis und dem Auf und Ab ihres Restaurants "Akropolis" mit. "Es war eine tatsächliche Geste des Willkommens, die normalerweise im Alltag noch nicht in dieser Form, in dieser expliziten, sich dazu bekennenden Art - existiert hat", betonte Tsianos, der als Wissenschaftler an der Universität Hamburg arbeitet. Nie werde er die Zeit der Lichterketten, Anfang der 90er-Jahre, vergessen – selbstverständlich organisierten auch die engagierten Bewohner der Lindenstraße solche Aktionen: "Wieviel Mut uns sowas gemacht hat!"
Das Gefühl, nicht alleine zu sein
Denn die Art und Weise, wie die damaligen pogromartigen Ausschreitungen gegen Migranten und die Reaktion der Bürger darauf in der Serie thematisiert wurden, habe ihm und anderen Bürger mit Migrationshintergrund das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein.
Zudem habe die "Lindenstraße" Migranten die Möglichkeit zu einer "Binnenperspektive auf den deutschen Durchschnittsbürger" gegeben. Das waren nicht immer schmeichelhafte Perspektiven – man denke an die dauerkrakeelende Else Kling oder an den mit rechtsradikalem Gedankengut liebäugelnden Onkel Franz.
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