30 Jahre HTML

Die Geburt des Internets aus einer Programmiersprache

04:14 Minuten
Ein Ausschnitt aus einem Computerbildschirm in der Nahaufnahme, darauf sind einzelne Befehle der Programmiersprache HTML zu sehen.
Tim Berners-Lee entwickelte neben HTML auch noch einen Webserver und einen Browser. © dpa picture alliance / MAXPPP/ Alexis Christiaen
Von Marcus Schuler |
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Tim Berners-Lee suchte 1989 eine Möglichkeit, mit anderen Wissenschaftlern am Kernforschungszentrum Cern digital Dokumente auszutauschen. Er entwickelte HTML, um alle Dokumente zu einem Netz zu verbinden. Ohne ihn wäre das heutige Internet nicht denkbar.
Die ersten Jahre am Schweizer Kernforschungszentrum Cern waren für den damals 34-jährigen Tim Berners-Lee aus London ziemlich frustrierend. Er arbeitete mit vielen Dutzend anderen Wissenschaftlern. Aber die Zusammenarbeit war schwierig.
"Die Leute im Cern kamen alle aus verschiedenen Ländern. Sie waren von verschiedenen Unis und haben für verschiedene Einrichtungen gearbeitet. Aber eben nicht für ein und dieselbe Firma. Jede benutzte auf seinem Computer andere Software, Mitarbeiter benutzen verschiedene Rechner. Unsere Dokumente waren auf verschiedene Systeme verstreut."
Viele Texte, Dokumente, Aufzeichnungen waren zwar auf den Computern gespeichert, doch nicht jeder konnte auf seinem PC dieselben Dokumente öffnen. Hinzu kommt: Das Internet war bereits 20 Jahre alt, aber ziemlich langweilig. Nur Wissenschaftler und das Militär nutzten es.
Die Idee von Tim Berners-Lee war 1989 ziemlich bestechend:
"Die ganzen Informationen waren im Prinzip in all den Systemen vorhanden. Was es aber brauchte war ein kleines Programm, das alle Dokumente zu einem Netz verband. Die Dokumente blieben zwar auf den Systemen, waren aber eben auch über das Netz abrufbar waren."

Webserver, Browser und HTML ergaben das WWW

Berners-Lee entwickelte nicht nur die Auszeichnungssprache HTML, mit deren Hilfe sich Internet-Seiten bauen lassen, er programmierte auch noch einen Webserver und einen Browser. Alle drei Dinge zusammengenommen machen daraus das WWW.
So konnten die unterschiedlichen Dokumente auf verschiedenen Rechnern innerhalb des Cern leicht abgerufen werden. Aber das Prinzip ließ sich natürlich auch auf das bis dahin immer noch langweilige Internet übertragen.
Tim Berners-Lee spricht beom Gottlieb Duttweiler Preis in Zürich in der Schweitz. Im Hintergrund blau-grüne Linien.
Tim Berners-Lee hat HTML erfunden und möchte nun das Internet zurückerobern.© picture alliance / dpa / Anthony Anex
HTML ist leicht zu lernen, packt man dazwischen Texte, Bilder, Grafiken, kann man sich Webseiten anzeigen lassen. Nicht nur das: Dokumente ließen sich untereinander verlinken. Über Kontinente hinweg.
Binnen weniger Jahre explodierte die Zahl der Webserver. Die erste Webseite hat Tim Berners-Lee ins Netz gestellt. Sie lief auf einem Server im Cern.
Die erste Webseite in den USA lag auf einem Computer der Stanford Universität. 1993 gab es bereits unglaubliche 130 Internet-Seiten. Drei Jahre später waren es schon mehr als 100.000. Heute gibt es mehr als 1,6 Milliarden Webseiten.

Berners-Lee fordert mehr Engagement für Allgemeinheit

30 Jahre später ist Tim Berners-Lee wieder frustriert. Nicht über sein von ihm erdachtes System, sondern wie es genutzt wird:
"Die Leute ärgern sich über Werbeanzeigen, dass sie nicht wissen, was wahr ist, sie können nicht richtig zusammenarbeiten oder sie sind in den Silos verschiedener sozialer Netzwerke gefangen und können nicht miteinander reden. Viele Menschen, die Presse und Beobachter sind der Meinung, das müsste doch eigentlich besser gehen."
Tim Berners-Lee fordert deshalb, dass Unternehmen mehr tun müssten, um sicherzustellen, dass ihr Gewinnstreben nicht auf Kosten von Menschenrechten, Demokratie, wissenschaftlichen Fakten und öffentlicher Sicherheit geht.
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