30 Jahre "Mitternachtsspitzen"

"Immer noch auf der Höhe der Zeit"

Kabarettist Wilfried Schmickler, l-r, Regisseur Helmut Zanoskar Uwe Lyko alias Herbert Knebel, Redakteur Klaus Michael Heinz, Jürgen Becker, Susanne Pätzold, WDR Fernsehdirektor Jörg Schönenborn und Uli Wilkes Geschäftsführer Pro GmbH posiert am 06.08.201
Das Fernsehkabarett "Mitternachtsspitzen" bei einem Fototermin anlässlich des 30-jährigen Bestehens. © picture alliance/Horst Galuschka/dpa
Matthias Thiel im Gespräch mit Ute Welty |
Keine Satiresendung existiert länger im deutschen Fernsehen als die "Mitternachtsspitzen". Wir gratulieren zum 30. - mit Matthias Thiel vom Deutschen Kabarettarchiv, der der Sendung bei aller Wertschätzung vor allem eins wünscht: keine weiteren 30 Jahre.
Deutschlands dienstälteste Kabarettsendung, die "Mitternachtsspitzen", wird 30. Und ist innerhalb der Fernsehlandschaft "immer noch auf der Höhe der Zeit", sagt Matthias Thiel vom Deutschen Kabarettarchiv.
Die Mitternachtsspitzen hätten bis heute überlebt, weil sie auf der einen Seite eine Institution seien, zum anderen, weil sie sich gewandelt hätten, so Thiel im Deutschlandfunk Kultur. "Es ist nicht mehr dieselbe Sendung wie vor 30 Jahren, unter anderem dadurch, dass es nicht mehr einen Moderator gibt, sondern heute sind es ja vier feste Darsteller in den Mitternachtsspitzen: Es sind Jürgen Becker, Wilfried Schmickler, Herbert Knebel/Uwe Lyko und jetzt neu als Frau Susanne Pätzold."
Zum Jubiläum wünscht Thiel den "Mitternachtsspitzen" auch, dass sie nicht weitere 30 Jahre existieren müssen. Denn bei jedem Kabarett stelle sich irgendwann die Frage, wie alt es werden kann, ohne seinen Bezug zu verlieren. Insofern solle die Sendung eingestellt werden, wenn die jetzigen Darsteller damit aufhören wollten.

In sozialen Netzwerken funktioniert nur der Holzhammer

Inwieweit Kabarett generell in den Medien eine Zukunft in den Medien hat, daran hegt Thiel Zweifel. Denn Fernsehen sei heute "eine Produktion fürs Alter", sagt er. "Meine Nichten und Neffen, die gucken kein Fernsehen mehr. Die sitzen nur vorm PC." Und sozialen Medien funktioniere Satire einfach nicht:
"Satire mit dem Holzhammer, die einfach zu verstehen ist, die funktioniert auch im sozialen Netzwerk", so Thiel. "Aber eine Satire, die eigentlich umfeldgebunden ist, die auch ein bisschen provozieren will, die ist so leicht misszuverstehen, gerade wenn sie nur schriftlich vorliegt in den sozialen Netzwerken." Dann müsse sie erklärt werden. Und Humor, der erklärt werden müsse, ist tot.
Insofern bleibt es für Thiel dabei: "Das Zuhause von Kabarett und Satire ist erstmal und immer die Bühne."
(uko)
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