Heute erinnert eine Gedenktafel in Eberswalde an den Mord. Zum 30. Todestag von Amadeu Antonio will die Initiative "Light me Amadeu" ein Zeichen für Solidarität und gegen Hass und Gewalt setzen. Am 06. Dezember können Interessierte zwischen 17 und 19 Uhr an der Onlinegedenkveranstaltung teilnehmen.
Amadeu Antonio starb, weil die Polizei wegschaute
07:18 Minuten
Vor 30 Jahren wurde Amadeu Antonio von Skinheads ermordet. Er würde heute noch leben, wenn die Polizei damals eingegriffen hätte, ist sich die Zeitzeugin Sabine Seyb sicher. Sie betreute seine Lebensgefährtin nach der Tat.
Am 6. Dezember 1990, vor 30 Jahren, starb Amadeu Antonio in einem Krankenhaus an den Folgen eines Angriffs von rechtsradikalen Skinheads in Eberswalde. Antonio war als angolanischer Vertragsarbeiter in die DDR gekommen. Seine brutale Ermordung hat traurige Berühmtheit erlangt. Er gilt als eines der ersten Todesopfer rechter Gewalt im wiedervereinigten Deutschland. Mehr als 200 weitere Tote zählen Journalisten und Initiativen wie die 1998 gegründete Amadeu-Antonio-Stiftung.
"Ich sage bis heute, Amadeu Antonio würde noch leben, wenn die Polizei eingegriffen hätte. Sie war informiert, sie war vor Ort und hat einfach gar nicht eingegriffen. Die haben zugeschaut. Das sind die Tatsachen", sagt Sabine Seyb von der Berliner Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, ReachOut. Sie betreute Amadeus Lebensgefährtin nach der Tat und drängte mit ihrer damaligen Initiative auf ein Gerichtsverfahren, das erst eineinhalb Jahre später eröffnet werden konnte, wie sie berichtet.
"Ich sage bis heute, Amadeu Antonio würde noch leben, wenn die Polizei eingegriffen hätte. Sie war informiert, sie war vor Ort und hat einfach gar nicht eingegriffen. Die haben zugeschaut. Das sind die Tatsachen", sagt Sabine Seyb von der Berliner Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, ReachOut. Sie betreute Amadeus Lebensgefährtin nach der Tat und drängte mit ihrer damaligen Initiative auf ein Gerichtsverfahren, das erst eineinhalb Jahre später eröffnet werden konnte, wie sie berichtet.
Gefährliches Klima in Eberswalde
Der Prozess sei durchsetzt gewesen von rassistischen Äußerungen des Richters. Auch die damals dort noch lebenden angolanischen Vertragsarbeiter, die teilweise als Zeugen gehört wurden, seien in Eberswalde permanenten rassistischen Beschimpfungen, Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt gewesen, berichtet sie. Ihre Initiative habe die Zeugen zum Gerichtssaal und nach Hause begleitet, um sie vor Angriffen zu schützen.
Eberswalde war damals eines der Zentren von Neonazis, und gleichzeitig lebten dort viele Schwarze Menschen, ehemalige Vertragsarbeiter, wie Seyb berichtet. Diese konnten aus Angst vor Übergriffen nur in Gruppen auf die Straße gehen, und abends verließen sie ihre Unterkünfte nicht, wie Seyb berichtet. Der Hüttengasthof, vor dem der Mord an Amadeu Antonio geschah, "war die einzige Gaststätte in ganz Eberswalde, wo überhaupt Schwarze Menschen und ihre Freunde und Freundinnen Zutritt hatten".
Die Polizei schaute weg
Aufgearbeitet wurde relativ wenig, wie Seyb erklärt. Dabei müsse man wissen, "dass diese Ansammlung von Neonazis in dieser Nacht angekündigt war und die Polizei schon gut eine Woche vorher über dieses Treffen informiert war", sagt Seyb. Die Polizei habe gewusst, "dass es zu Angriffen kommen könnte". Dementsprechend habe sie "diesen Zug von Neonazis, die sich zunächst in ihrem Treffpunkt versammelt haben, begleitet", sagt Seyb. Auf dem Weg dorthin sei es schon zu Straftaten gekommen "und es war klar: Es wird was passieren vor dieser Gaststätte."
(ckr)