Anna von Münchhausen: "Der Lügenbaron. Mein fantastischer Vorfahr und ich"
Rowohlt Verlag, Berlin 2020
128 Seiten, 15 Euro
Brillanter Unterhaltungskünstler - aber kein echter Lügner
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Wer "von Münchhausen" heißt, kann viele Anekdoten erzählen. Anna von Münchhausen hat aufgeschrieben, was sie und andere Familienmitglieder mit ihrem Namen erleben. In ihrem Buch "Der Lügenbaron" räumt sie auch mit einem Vorurteil auf.
Als Lügenbaron ist Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen in die Geschichte eingegangen. Dass er ein Lügenbaron war, sei aber so nicht richtig, sagt seine Nachfahrin Anna von Münchhausen. Zu seinem 300. Geburtstag erscheint nun ihr Buch "Der Lügenbaron. Mein fantastischer Vorfahr und ich".
Man dürfe nicht vergessen, sagt Anna von Münchhausen, dass ihr Vorfahre vor 300 Jahren im Weserbergland gelebt habe. Damals habe es noch kein Netflix oder Instagram gegeben. Man habe sich die Abende anders vertreiben müssen.
Im Kreise seiner Freunde habe er deswegen Abenteuererzählungen vorgetragen, die auf eigenen Erlebnissen beruhten. Das sei ihm offenbar so gut gelungen, dass es diese Geschichten auf kuriose Weise in die Welt geschafft hätten.
Münchhausen ist auch in Burma bekannt
Heute sind seine Erzählungen in über 50 Sprachen übersetzt, hat Anna von Münchhausen mit Hilfe des Züricher Münchhausen-Forschers Bernhard Wiebel herausgefunden. Sie erzählt von einem Erlebnis ihres Cousins, der bei einer Reise in Burma seinen Reisepass vorzeigen musste. Der Grenzbeamte habe ihm den Pass mit einem breiten Lächeln zurückgegeben und nur gesagt: "Very nice! Very nice!".
Baron von Münchhausen habe sich bereits zu Lebzeiten stets gegen das Etikett "Lügenbaron" gewehrt, sagt seine Nachfahrin. Denn lügen bedeute ja, die Wahrheit zum eigenen Vorteil zu manipulieren. Und das habe ihm fern gelegen.
Niemand glaubte dem Geschichtenerzähler
Der Umstand, dass er als Lügenbaron galt, wurde für ihn im hohen Alter noch zum Nachteil, erzählt Anna von Münchhausen. Von Münchhausen hatte die über 50 Jahre jüngere Bernhardine von Brunn geheiratet. Als er das als Fehler erkannte, wollte er die Ehe schnellstmöglich auflösen lassen.
Seinen Schilderungen über ihre Ansprüche und ihren Lebenswandel glaubte aber niemand. Ihre Anwälte argumentierten, es sei ja bekannt, dass er ein Lügenbaron sei.