322. Galeriekonzert aus der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden

Musik und Bildende Kunst stehen bei den Dresdner Galeriekonzerten von je her im Bunde. Beim 322. Konzert ist noch eine dritte Kunstgattung anwesend, nämlich die des Tanzes. Sie wird gleichermaßen hörbar wie sichtbar: in den Ballettsuiten "Schwanensee" und "Nussknacker" von Peter Tschaikowsky und in dem Bild "Die tanzende Palucca" von Wassily Kandinsky nach einer Fotografie von Charlotte Rudolph.
Die Ballettmusiken werden in ungewöhnlicher Fassung erklingen. Zsuzsa Bálint, die Solistin des Abends, hat aus ihnen eigene Klavier-Transkriptionen geformt.

Prof. Dr. Wolfgang Holler, Direktor des Kupferstich-Kabinetts, spricht über das Bild "Die tanzende Palucca" von Wassily Kandinsky nach der Fotografie von Charlotte Rudolph.
Die tanzende Palucca
Wassily Kandinsky
(1866 Moskau – 1944 Neuilly-sur-Seine)
Analytische Zeichung (Drei Gebogene, die sich in einem Punkt treffen), 1925
Feder in Schwarz auf Transparentpapier, 193 x 155 mm, Inv.Nr. C 1981-630
Charlotte Rudolph
(Dresden 1896 – 1983 Hamburg)
Palucca mit doppeltem Schatten, 1925
Photographie mit weißen Retuschen
192 x 170 mm, Inv.Nr. D 1981-399

"Will Grohmann kannte und empfahl sie mir. Sie sei eine junge Photographin, die einen Erfolg nötig brauchen würde. Sie hatte kein Atelier. Da fuhren wir in die Sächsische Schweiz. Wir suchten uns einen Platz mit einem Stein, weil ich nicht von weichem Boden springen konnte. Das waren meine allerersten Aufnahmen von Charlotte Rudolph. Diese Sprünge sind ihr photographisch so gut gelungen, daß sie sich dadurch einen Namen machen konnte. Sie wurde eine sehr bekannte Tanzphotographin und hat viele Tänzerinnen photographiert." Mit diesen Worten erinnert sich die berühmte Ausdruckstänzerin Gret Palucca an die erste Arbeit mit der jungen Photographin Charlotte Rudolph, deren Photographien Kandinsky später zu seinen Abstraktionen anregten. Sie erhielt eine Ausbildung in der "Lichtbildnerei" bei dem renommierten Porträtisten Hugo Erfurth. Kurz nach der ersten Begegnung mit Gret Palucca eröffnete sie 1924 ein eigenes Atelier und arbeitete bald als gefragte Tanzphotographin, eine Tätigkeit, die sie auch während des Dritten Reichs fortsetzen konnte. Nach dem Krieg lebte und arbeitete sie in vielen deutschen Städten und in den USA, bis sie schließlich nach Hamburg zog. Neben der Tanzphotographie widmete sich Charlotte Rudolph vor allem dem Porträt und folgte damit dem Vorbild ihres Lehrers.
Wassily Kandinsky, Mitbegründer der Künstlergruppe "Blauer Reiter", begann 1923 mit Will Grohmann zu korrespondieren, dem in Dresden geborenen Wegbereiter moderner Kunst in Deutschland vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Kandinsky kam im Februar 1925 selbst nach Dresden und wohnte, wie auch bei seinen weiteren Besuchen, bei Fritz Bienert, dem Sohn der bedeutenden Sammlerin Ida Bienert. Fritz Bienert war zu dieser Zeit mit der Gret Palucca verheiratet. Während seiner Besuche in Dresden sah Kandinsky offenbar auch die Tanzphotographien der jungen Charlotte Rudolph. Er setzte diese Aufnahmen in abstrahierende Zeichnungen um, die er für seinen Unterricht im analytischen Zeichnen am Bauhaus nutzte. In seinem Unterrichtsfach "Abstrakte Formenlehre" demonstrierte Kandinsky mit diesen Zeichnungen, auf denen wirkungsvoll die energischen Bewegungen der Tänzerin festgehalten sind, wie sich die Hauptachsen des Körpers in einfache Liniengruppen zusammenfassen lassen. (Wolfgang Holler)

322. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Alte Meister Dresden
Aufzeichnung vom 3.12.2005

Peter Tschaikowsky
"Der Nussknacker"
"Schwanensee"
(Transkriptionen für Klavier)

Zsusza Bálint, Klavier
Prof. Dr. Wolfgang Holler (Direktor des Kupferstich-Kabinetts), Bildbetrachtung

ca. 21:25 Uhr Nachrichten

ab 21:30 Uhr gibt es dann eine erweiterte "Chormusik":

9. Uraufführungskonzert
"Komponistinnen und Komponisten schreiben für Kinder- und Jugendchöre"
Ein Projekt des Arbeitskreises Musik in der Jugend/AMJ
St. Jacobikirche Göttingen
Aufzeichnung vom 26.11.2005

Neue Chorwerke zur Advents- und Weihnachtszeit von
Martin Ramroth
Klaus-Uwe Ludwig
Ingo Bredenbach

Arion-Chor des Johanneums Hamburg
Konzertchor des Otto-Hahn-Gymnasiums Göttingen
Nachwuchschor der Aurelius-Sängerknaben Calw