329. Galeriekonzert
Das französische "Trio Wanderer", zu Gast beim 329. Galeriekonzert von Deutschlandradio Kultur und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, trägt seinen Namen aus gutem Grund. Es hat ihn zu Ehren Franz Schuberts gewählt, möchte seine Geistesverwandtschaft mit dem Komponisten ausdrücken, für den der "umherziehende Wanderer" Schaffens- und Lebensmotiv war.
Dem typisch romantischen Topos folgend, versteht sich das Ensemble selbst als "Wanderer", dabei auch Brücken zwischen den Künsten überschreitend. Eine solche stellt das Programm denn auch her, wenn Musik von Johannes Brahms erklingt und zugleich als bildhafte Gestaltung sichtbar wird: in der "Brahmsphantasie, Opus XII", dem grafischen Hauptwerk von Max Klinger.
Max Klinger (Leipzig 1857 – Großjena 1920)
"Evocation", 1890
292 x 360 mm; Kupferstich, Radierung, Aquatinta, Mezzotinto
Kupferstich-Kabinett Dresden, Inv.Nr. A 146156
Blatt 19 aus der "Brahmsphantasie", Opus XII, 1890-1894
Folge von 41 Radierungen und Lithographien, dazu Probedrucke und Vorzeichnungen
"Ich spreche nur von diesem ganz eigenartigen Genuß und scheue mich, als Nichtkenner, von der Bewunderung und Freude über Ihre Schöpfungen selbst zu sagen. Von der Schönheit Ihrer Linien, der Kühnheit, dem Reichtum Ihrer Erfindung, dem edlen und ganz ergreifenden Ausdruck Ihrer Gestalten und Köpfe, in die man sich nicht genug vertiefen kann. Ich mag nicht von Einzelnem anfangen – bitte überhaupt endlich um Nachsicht für dies Geschreibe und nur herauszulesen, dass Sie mir sehr glückliche Stunden durch ihr Werk gemacht haben ..."
So schreibt Johannes Brahms am 29. Dezember 1893, nachdem Max Klinger dem verehrten "Tonkünstler" ein "unfertiges Exemplar" der "Brahms-Phantasie" geschickt hatte. Klinger war mit der Drucklegung dieses Graphikzyklus nicht rechtzeitig zum 60. Geburtstag von Brahms fertig geworden und musste sich nun mit der Übersendung einer Zusammenstellung von Probedrucken, das heißt graphischen Blättern, die noch nicht für den endgültigen Druck dienten, bescheiden.
Klingers Opus XII, die dem Komponisten gewidmete "Brahms-Phantasie", gilt als sein graphisches Hauptwerk. Seit 1885 setzte er sich immer wieder mit diesem Thema auseinander. 1894 lag das vollständige Werk in einer Auflage von 150 Exemplaren vor. Im Dresdner Kupferstich-Kabinett, das sich von früh an intensiv um das Werk Klingers bemühte, finden sich nicht nur alle Blätter der Folge, sondern zudem eine ganze Reihe von Probedrucken und Vorzeichnungen, die den Entstehungsweg dokumentieren.
Mit dem einundvierzig Radierungen und Lithographien umfassenden Zyklus verwirklichte Klinger seine Vorstellung des von Richard Wagner inspirierten "Gesamtkunstwerks" mit Blick auf dessen Antipoden Johannes Brahms. In vollkommen freier Weise "phantasiert" er im ersten Teil des Zyklus über fünf Lieder für eine Singstimme und Klavier. Der zweite Teil schließt zunächst mit Darstellungen zur Prometheussage an und endet mit den Blättern zum "Schicksalslied" für gemischten Chor und Orchester, op. 54, nach Friedrich Hölderlins Hyperion.
Wolfgang Holler
329. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
Aufzeichnung vom 24. März 2007 aus dem Gobelinsaal
Franz Schubert
Triosatz Es-Dur D 897 ("Notturno")
Johannes Brahms
Trio Nr. 1 H-Dur op. 8
Dmitrij Schostakowitsch
Trio Nr. 2 e-Moll op. 67
Trio Wanderer:
Vincent Cop, Klavier
Jean-Marc Philllips-Varjabédian, Violine
Raphael Pidoux, Violoncello
Erläuterungen von Prof. Dr. Wolfgang Holler zu dem Bild
"Brahmsphantasie, Opus XII" von Max Klinger
Max Klinger (Leipzig 1857 – Großjena 1920)
"Evocation", 1890
292 x 360 mm; Kupferstich, Radierung, Aquatinta, Mezzotinto
Kupferstich-Kabinett Dresden, Inv.Nr. A 146156
Blatt 19 aus der "Brahmsphantasie", Opus XII, 1890-1894
Folge von 41 Radierungen und Lithographien, dazu Probedrucke und Vorzeichnungen
"Ich spreche nur von diesem ganz eigenartigen Genuß und scheue mich, als Nichtkenner, von der Bewunderung und Freude über Ihre Schöpfungen selbst zu sagen. Von der Schönheit Ihrer Linien, der Kühnheit, dem Reichtum Ihrer Erfindung, dem edlen und ganz ergreifenden Ausdruck Ihrer Gestalten und Köpfe, in die man sich nicht genug vertiefen kann. Ich mag nicht von Einzelnem anfangen – bitte überhaupt endlich um Nachsicht für dies Geschreibe und nur herauszulesen, dass Sie mir sehr glückliche Stunden durch ihr Werk gemacht haben ..."
So schreibt Johannes Brahms am 29. Dezember 1893, nachdem Max Klinger dem verehrten "Tonkünstler" ein "unfertiges Exemplar" der "Brahms-Phantasie" geschickt hatte. Klinger war mit der Drucklegung dieses Graphikzyklus nicht rechtzeitig zum 60. Geburtstag von Brahms fertig geworden und musste sich nun mit der Übersendung einer Zusammenstellung von Probedrucken, das heißt graphischen Blättern, die noch nicht für den endgültigen Druck dienten, bescheiden.
Klingers Opus XII, die dem Komponisten gewidmete "Brahms-Phantasie", gilt als sein graphisches Hauptwerk. Seit 1885 setzte er sich immer wieder mit diesem Thema auseinander. 1894 lag das vollständige Werk in einer Auflage von 150 Exemplaren vor. Im Dresdner Kupferstich-Kabinett, das sich von früh an intensiv um das Werk Klingers bemühte, finden sich nicht nur alle Blätter der Folge, sondern zudem eine ganze Reihe von Probedrucken und Vorzeichnungen, die den Entstehungsweg dokumentieren.
Mit dem einundvierzig Radierungen und Lithographien umfassenden Zyklus verwirklichte Klinger seine Vorstellung des von Richard Wagner inspirierten "Gesamtkunstwerks" mit Blick auf dessen Antipoden Johannes Brahms. In vollkommen freier Weise "phantasiert" er im ersten Teil des Zyklus über fünf Lieder für eine Singstimme und Klavier. Der zweite Teil schließt zunächst mit Darstellungen zur Prometheussage an und endet mit den Blättern zum "Schicksalslied" für gemischten Chor und Orchester, op. 54, nach Friedrich Hölderlins Hyperion.
Wolfgang Holler
329. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden
Aufzeichnung vom 24. März 2007 aus dem Gobelinsaal
Franz Schubert
Triosatz Es-Dur D 897 ("Notturno")
Johannes Brahms
Trio Nr. 1 H-Dur op. 8
Dmitrij Schostakowitsch
Trio Nr. 2 e-Moll op. 67
Trio Wanderer:
Vincent Cop, Klavier
Jean-Marc Philllips-Varjabédian, Violine
Raphael Pidoux, Violoncello
Erläuterungen von Prof. Dr. Wolfgang Holler zu dem Bild
"Brahmsphantasie, Opus XII" von Max Klinger