334. Galeriekonzert
Konzertantes und Sinfonisches in kammermusikalischem Format: auf diesen Nenner ließen sich die Werke bringen, die vom Ensemble Lesmona, einer Solistenvereinigung der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, beim 334. Galeriekonzert präsentiert werden. Als Gemälde wird diesmal das "Blumenstilleben mit bekränzter Büste" von Jean Baptiste Gayot Dubuisson gezeigt und erläutert.
Das Quartett für Oboe, Violine, Viola und Violoncello F-Dur KV 370 steht für den Fall, dass sich hinter der Bezeichnung "Quartett" gelegentlich ein Konzert verbirgt. Die durchweg dominante Rolle der Oboe, die im Mittelsatz sogar mit einer kleinen Kadenz bedacht wird, spricht ebenso dafür wie der spielerische Anspruch dieses Soloparts, den Mozart einst einem Virtuosen, dem Oboisten der Münchner Hofkapelle Friedrich Ramm, auf den Leib geschrieben hatte. Beim Violoncello-Konzert in G-Dur von Luigi Boccherini ist der gattungsmäßige Doppelcharakter besonders bemerkenswert. Ausgewiesen ist es zwar als "Konzert", mit gleichem Recht könnte man es aber auch dem "Streichquintett" zurechnen, als dessen "Erfinder" Boccherini gilt. Mit dem abschließenden Werk wird die Grenzlinie zwischen kammermusikalischem und orchestralem Musizieren fast völlig aufgehoben. Es erklingt eine der "Londoner Sinfonien" von Joseph Haydn, nämlich die Sinfonie Nr. 104 in D-Dur. Mitunter wird sie auch "Salomon-Sinfonie" genannt. Zu Recht, falls damit die Rolle gewürdigt werden soll, die der Geiger, Komponist und Konzertunternehmer Johann Peter Salomon im schöpferischen Leben Joseph Haydns spielte. Vertraglich von Haydn dazu autorisiert, schuf Salomon von den "Londoner Sinfonien" Fassungen für Flöte (alternativ: Oboe) und Streichquintett. Er trug damit wesentlich zur Popularisierung der Werke bei, ohne ihren sinfonischen Duktus preiszugeben.
Dubuisson, Jean Baptiste Gayot
Paris um 1660–um 1730/35 Warschau
Blumenstilleben mit bekränzter Büste
Leinwand, 98 x 148 cm
Inv.-Nr. Mo 1821
Das Gemälde hat anfangs in den "Paraten Zimmern" des Dresdener Schlosses gehangen, wie das Inventar 1722-1728 ausweist, und dort zweifellos als Supraporte gedient. Es zeigt auf einem steinernen Tisch mit am Rand profilierter Platte eine metallene, kannelierte Deckelvase, aus der weißer Rauch aufsteigt, davor Früchte: Unterschiedliche Sorten von Weintrauben an Rebzweigen, aber auch Pfirsiche und Feigen, Apfelsinen und Quitten (?). Rechts steht auf hohem Sockel vor dunklem Himmel eine blumenbekränzte Büste, die im Ganzen durch Blumen umspielt ist, die bis auf den Tisch und darüber hinaus nach vorn herabhängen. Links erhebt sich neben dem Tisch eine mächtige Säule mit wulstiger Basis auf massivem Sockel, die von Blumen umrankt wird.
Wichtige Aufschlüsse über das Leben des Malers verdanken wir Karl Heinrich von Heineken: Dubuisson ist demnach Schüler von Jean-Baptiste Monnoyer (1636-1699) gewesen und hatte lange in Italien gelebt, vor allem in Neapel. Dort hat der spätere preußische Hofmaler Antoine Pesne die älteste Tochter von Dubuisson geheiratet. Als der Schwiegersohn, also Antoine Pesne, nach Berlin ging, wandte sich auch Dubuisson dorthin, "allwo er verschiedene Stücke nach seiner Art, vornehmlich aber vier große Schildereyen, die vier Jahreszeiten, mahlete, darein Pesne allemal die Figur gemacht hatte. Mit diesen ging er nach Dresden und präsentierte sie August II., der Tapeten darnach würken ließ, und sie nach Warschau sendete, wohin endlich du Buison, nachdem er in Dresden verschiedenes gearbeitet, selbst hinzog, auch daselbst im 75sten Jahre sein Leben beschloß."
Von Anfang an hat man die Werke Dubuissons in Dresden als Dekoration verstanden, sei es für den Schmuck von Sälen, oder als Vorlage für Bildteppiche. In der Dresdener Galerie werden erst seit 1945 zwei solche Arbeiten bewahrt. Die Titel der nach Dresden an den Hof gelieferten oder in Dresden für den König geschaffenen Gemälde, wie sie im Inventar 1722-1728 aufgeführt werden, sind sich fast alle gleich: "Blumen- und Fruchtstück” heißt es da, sonst nur "Ein Blumenstück”, als Abwechslung auch "Ein Blumentopf, dabey ein Affe”, oder "Ein Blumentopf mit Papagey”, es kommen aber auch ein Pfau, ein "Weibs-Mensch”, ein Mohr, eine Henne mit Küken und ein "Weiß Brustbild” in Verbindung mit seinen Blumen vor.
1717 soll Dubuisson nach Dresden gekommen sein. 1723 lieferte er ein Bild aus Berlin. Wann er schließlich nach Warschau gegangen ist, bleibt offen. Harald Marx
334. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Dresden
Aufzeichnung vom 12.4.2008
Wolfgang Amadeus Mozart
Quartett für Oboe, Violine, Viola und Violoncello F-Dur KV 370
Luigi Boccherini
Konzert D-Dur für Violoncello und Streicher
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 104 D-Dur
Bearbeitung für Oboe und Streichquartett von Johann Peter Solomon
Ensemble Lesmona:
Rodrigo Blumenstock, Oboe
Beate Weis, Violine
Jörg Assmann, Violine
Klaus Heidemann, Viola
Stephan Schrader, Violoncello
Matthias Beltinger, Kontrabass
Bilderläuterungen von Prof. Dr. Harald Marx
nach Konzertende ca. 21:50 Nachrichten
Dubuisson, Jean Baptiste Gayot
Paris um 1660–um 1730/35 Warschau
Blumenstilleben mit bekränzter Büste
Leinwand, 98 x 148 cm
Inv.-Nr. Mo 1821
Das Gemälde hat anfangs in den "Paraten Zimmern" des Dresdener Schlosses gehangen, wie das Inventar 1722-1728 ausweist, und dort zweifellos als Supraporte gedient. Es zeigt auf einem steinernen Tisch mit am Rand profilierter Platte eine metallene, kannelierte Deckelvase, aus der weißer Rauch aufsteigt, davor Früchte: Unterschiedliche Sorten von Weintrauben an Rebzweigen, aber auch Pfirsiche und Feigen, Apfelsinen und Quitten (?). Rechts steht auf hohem Sockel vor dunklem Himmel eine blumenbekränzte Büste, die im Ganzen durch Blumen umspielt ist, die bis auf den Tisch und darüber hinaus nach vorn herabhängen. Links erhebt sich neben dem Tisch eine mächtige Säule mit wulstiger Basis auf massivem Sockel, die von Blumen umrankt wird.
Wichtige Aufschlüsse über das Leben des Malers verdanken wir Karl Heinrich von Heineken: Dubuisson ist demnach Schüler von Jean-Baptiste Monnoyer (1636-1699) gewesen und hatte lange in Italien gelebt, vor allem in Neapel. Dort hat der spätere preußische Hofmaler Antoine Pesne die älteste Tochter von Dubuisson geheiratet. Als der Schwiegersohn, also Antoine Pesne, nach Berlin ging, wandte sich auch Dubuisson dorthin, "allwo er verschiedene Stücke nach seiner Art, vornehmlich aber vier große Schildereyen, die vier Jahreszeiten, mahlete, darein Pesne allemal die Figur gemacht hatte. Mit diesen ging er nach Dresden und präsentierte sie August II., der Tapeten darnach würken ließ, und sie nach Warschau sendete, wohin endlich du Buison, nachdem er in Dresden verschiedenes gearbeitet, selbst hinzog, auch daselbst im 75sten Jahre sein Leben beschloß."
Von Anfang an hat man die Werke Dubuissons in Dresden als Dekoration verstanden, sei es für den Schmuck von Sälen, oder als Vorlage für Bildteppiche. In der Dresdener Galerie werden erst seit 1945 zwei solche Arbeiten bewahrt. Die Titel der nach Dresden an den Hof gelieferten oder in Dresden für den König geschaffenen Gemälde, wie sie im Inventar 1722-1728 aufgeführt werden, sind sich fast alle gleich: "Blumen- und Fruchtstück” heißt es da, sonst nur "Ein Blumenstück”, als Abwechslung auch "Ein Blumentopf, dabey ein Affe”, oder "Ein Blumentopf mit Papagey”, es kommen aber auch ein Pfau, ein "Weibs-Mensch”, ein Mohr, eine Henne mit Küken und ein "Weiß Brustbild” in Verbindung mit seinen Blumen vor.
1717 soll Dubuisson nach Dresden gekommen sein. 1723 lieferte er ein Bild aus Berlin. Wann er schließlich nach Warschau gegangen ist, bleibt offen. Harald Marx
334. Galeriekonzert
Gemäldegalerie Dresden
Aufzeichnung vom 12.4.2008
Wolfgang Amadeus Mozart
Quartett für Oboe, Violine, Viola und Violoncello F-Dur KV 370
Luigi Boccherini
Konzert D-Dur für Violoncello und Streicher
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 104 D-Dur
Bearbeitung für Oboe und Streichquartett von Johann Peter Solomon
Ensemble Lesmona:
Rodrigo Blumenstock, Oboe
Beate Weis, Violine
Jörg Assmann, Violine
Klaus Heidemann, Viola
Stephan Schrader, Violoncello
Matthias Beltinger, Kontrabass
Bilderläuterungen von Prof. Dr. Harald Marx
nach Konzertende ca. 21:50 Nachrichten