340. Galeriekonzert

Zu Gast beim 340. Galeriekonzert, erstmals an neuem Ort: in der Fürstengalerie des Dresdner Residenzschlosses, ist das international renommierte GrauSchumacher Pianoduo: mit einem Programm, das fast ausschließlich Klaviertranskriptionen enthält. Solche Bearbeitungen mögen von Puristen der originalen Aufführungspraxis skeptisch betrachtet werden, quasi als Musik aus zweiter Hand.
Doch wird das Programm von Andreas Grau und Götz Schumacher den Beweis liefern, wie haltlos solche Vorurteile sind. Abgesehen davon, dass Transkriptionen, verstanden als Übertragungen von einer Besetzung in eine andere, in der kompositorischen Praxis aller Epochen vorkommen, stellen sie oft Kunstwerke eigenen Rechts dar. Das gilt z. B. für die Einrichtung der Ouvertüre von Mozarts "Zauberflöte" für zwei Klaviere von Ferruccio Busoni. Auch wenn das Hauptgewicht der schöpferischen Leistung natürlich bei Mozart liegt, so handelt es sich bei der Bearbeitung Busonis doch mehr als um einen gewöhnlichen Klavierauszug. Vielmehr werden die orchestralen Farben der Original-Partitur ins Pianistische transformiert, erfahren sie eine Steigerung ins Virtuose.

Im Verhältnis zur unermesslichen Fülle sonstiger Klaviermusik nimmt sich das Repertoire für Klavier zu vier Händen bzw. für zwei Klaviere recht bescheiden aus. Umso dankbarer dürfen pianistische Duo-Formationen sein, dass sie von einem Meister der musikalischen Farbe wie Claude Debussy bedacht wurden. Der französische Komponist ist mit den "Six épigraphes antiques" vertreten – zarten kleinen Tongemälden, die fast vergessen lassen, dass hier zwei Pianisten am Werk sind. In scharfen Kontrast dazu: Igor Strawinskys "Sacre du Printemps". Obwohl ursprünglich nur als Hilfsmittel für die Proben zum gleichnamigen Ballett eingerichtet, kann die Klavierfassung als eigenständiges Werk neben der Orchesterfassung bestehen. Ähnlich verhält es sich bei den Haydn-Variationen von Johannes Brahms. Sie bleiben freilich dem sinfonischen Charakter des Originals von allen Werken des Programms am engsten verbunden.

Marco Ricci (1676-1729)
Landschaft mit dem Rundtempel
Leinwand, 126 x 128 cm
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister,
Gal.-Nr. 560

"Die Antike war Vorbild und Projektionsfläche zugleich. Ihre Skulpturen und Bauwerke galten nicht nur der italienischen Renaissance, die sich als Wiedergeburt dieser Epoche verstand, sondern auch den nachfolgenden Künstlergenerationen als Maßstab.
Im 17. Jahrhundert veränderte sich der Blick auf die Antike fundamental. Vor allem innerhalb der noch jungen Gattung Landschaftsmalerei setze sich eine verklärende Sicht durch. Künstler wie Claude Lorrain schufen Ideallandschaften, in denen die antike Architektur als Staffage genutzt und das Leben der fernen Vergangenheit imaginiert wurde.
In Oberitalien war Marco Ricci maßgeblich daran beteiligt gewesen, die Landschaftsmalerei einzuführen. Er wurde von seinem Onkel, dem Historienmaler Sebastiano Ricci, in Venedig ausgebildet. Auch wenn er die meiste Zeit seines Lebens in Venedig verbrachte, so arbeitet er nicht nur in Rom, Florenz und Turin, sondern mehrere Jahre sogar in London. Das hier präsentierte Gemälde zeigt exemplarisch, wie Marco Ricci die Antike als Projektionsfläche verstand: Meisterhaft gelingt es ihm, eine stimmungsvolle Landschaft zu schildern, in der ein Rundtempel von dem Einklang zwischen Natur und Göttern kündet." (Andreas Henning)



340. Galeriekonzert
Fürstengalerie des Residenzschlosses Dresden
Aufzeichnung vom 17.10.2009


Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zur Oper "Die Zauberflöte"
(Transkription von Ferrucio Busoni)

Claude Debussy
"Six épigraphes antiques"

Andreas Henning spricht über das Bild
"Landschaft mit Rundtempel" von Marco Ricci

Johannes Brahms
Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56 b

Igor Strawinsky
«Le Sacre du Primtemps»

GrauSchumacher Piano Duo:
Andreas Grau, Klavier
Götz Schumacher, Klavier


nach Konzertende ca. 21:55 Uhr Nachrichten