344. Galeriekonzert
Selbst im einst so weltoffenen Venedig waren Frauen erst seit den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts in Bereiche der professionellen Musikausübung vorgedrungen – meist als virtuose Sängerinnen. Selten befanden sich unter diesen frühen Primadonnen auch Komponistinnen.
Als herausragendes Beispiel solch schöpferischer Begabung, die sich auch entfalten konnte, gilt die in höchst privilegierten Verhältnissen aufgewachsene Barbara Strozzi. Mit 25 Jahren legte sie ihr kompositorisches Gesellenstück, in Wirklichkeit ein reifes Meisterwerk, vor: das erste Madrigalbuch, das den Einfluss ihres großen Vorbilds Claudio Monteverdi verrät. Mit dieser Ausdruckwelt und mit dem Formenkanon der Spätrenaissance bestens vertraut ist das Orlando di Lasso Ensemble, das unter Leitung von Detlef Bratschke im 344. Galeriekonzert eine repräsentative Auswahl aus Barbara Strozzis Opus 1 zu Gehör bringt.
Von einem Zeit- und Generationsgenossen, zugleich Landsmann der Strozzi, stammt das Gemälde, das diesmal vorgestellt wird: "Die Frau und der Tod" von Girolamo Forabosco.
Girolamo Forabosco
Venedig um 1605 – 1679 Padua
Die Frau und der Tod, um 1660 (?)
Öl auf Leinwand, 74,5 x 59,5 cm
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 540
"Starke Emotionen und heftige Leidenschaften prägten Musik und Malerei in Venedig des 17. Jahrhunderts gleichermaßen. Alle Facetten und Abgründe des menschlichen Daseins wie auch die jenseitigen Hoffnungen fanden ausdrucksstarke Umsetzungen in den Künsten.
Girolamo Forabosco ist ein Zeitgenosse der Sängerin Barbara Strozzi; er arbeitete die meiste Zeit seines Lebens in Venedig. Sein Gemälde 'Die Frau und der Tod' ist eine sogenannte Vanitas-Darstellung. Sie erinnert an die Vergänglichkeit alles Lebendigen, ein überaus beliebtes Thema im Barock. Eine Besonderheit stellt die explizite Darstellung des Todes dar, hier in Gestalt des Knochen-Mannes. Der Tod ergreift von hinten das Gewand der jungen Frau, die vor ihm zu flüchten versucht. Doch der zum Betrachter gewendete traurige Blick und die Verzweiflung in den Gesichtszügen zeigen, dass sie um die Unausweichlichkeit des Sterbens weiß. Auch die welkenden Blumen in ihrem Haar deuten den Gang alles Irdischen an. Von ausgesprochener Delikatesse ist der Kontrast zwischen dem erotischen weiblichen Körper und der kalten Hand des Todes. Das Gemälde gehört zu den 100 Meisterwerken, die August III., sächsischer Kurfürst und König von Polen, 1745/46 von dem italienischen Herzog Francesco d’Este in Modena ankaufte und in seiner neugegründeten Gemäldegalerie in Dresden der Öffentlichkeit zugänglich machte."
(Dr. Andreas Henning)
344. Galeriekonzert
Fürstengalerie im Residenzschloss Dresden
Aufzeichnung vom 1.5.2010
Barbara Strozzi
"Il Primo de’ Madrigali a due, tre, qvattro, e cinqve voci", Venedig 1644
(aus der ersten Sammlung mehrstimmiger Madrigale der venezianischen Sängerin und Komponistin)
Orlando di Lasso Ensemble:
Cécile Kempenaers, Sopran
Mona Spägele, Sopran
Beat Duddeck, Altus
Henning Kaiser, Tenor
Hermann Oswald, Tenor
Ekkehard Abele, Bass
Michael Freimuth, Laute/Chitarrone/Barockgitarre
Christian Heim, Viola da gamba/Lirone
Detlef Braschke, Cembalo/Orgel und Leitung
Dr. Andreas Henning, Kurator der Dresdner Galerie Alte Meister, spricht über das Bild "Die Frau und der Tod" von Girolamo Forabosco
nach Konzertende ca. 21:55 Uhr Nachrichten
Von einem Zeit- und Generationsgenossen, zugleich Landsmann der Strozzi, stammt das Gemälde, das diesmal vorgestellt wird: "Die Frau und der Tod" von Girolamo Forabosco.
Girolamo Forabosco
Venedig um 1605 – 1679 Padua
Die Frau und der Tod, um 1660 (?)
Öl auf Leinwand, 74,5 x 59,5 cm
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Gal.-Nr. 540
"Starke Emotionen und heftige Leidenschaften prägten Musik und Malerei in Venedig des 17. Jahrhunderts gleichermaßen. Alle Facetten und Abgründe des menschlichen Daseins wie auch die jenseitigen Hoffnungen fanden ausdrucksstarke Umsetzungen in den Künsten.
Girolamo Forabosco ist ein Zeitgenosse der Sängerin Barbara Strozzi; er arbeitete die meiste Zeit seines Lebens in Venedig. Sein Gemälde 'Die Frau und der Tod' ist eine sogenannte Vanitas-Darstellung. Sie erinnert an die Vergänglichkeit alles Lebendigen, ein überaus beliebtes Thema im Barock. Eine Besonderheit stellt die explizite Darstellung des Todes dar, hier in Gestalt des Knochen-Mannes. Der Tod ergreift von hinten das Gewand der jungen Frau, die vor ihm zu flüchten versucht. Doch der zum Betrachter gewendete traurige Blick und die Verzweiflung in den Gesichtszügen zeigen, dass sie um die Unausweichlichkeit des Sterbens weiß. Auch die welkenden Blumen in ihrem Haar deuten den Gang alles Irdischen an. Von ausgesprochener Delikatesse ist der Kontrast zwischen dem erotischen weiblichen Körper und der kalten Hand des Todes. Das Gemälde gehört zu den 100 Meisterwerken, die August III., sächsischer Kurfürst und König von Polen, 1745/46 von dem italienischen Herzog Francesco d’Este in Modena ankaufte und in seiner neugegründeten Gemäldegalerie in Dresden der Öffentlichkeit zugänglich machte."
(Dr. Andreas Henning)
344. Galeriekonzert
Fürstengalerie im Residenzschloss Dresden
Aufzeichnung vom 1.5.2010
Barbara Strozzi
"Il Primo de’ Madrigali a due, tre, qvattro, e cinqve voci", Venedig 1644
(aus der ersten Sammlung mehrstimmiger Madrigale der venezianischen Sängerin und Komponistin)
Orlando di Lasso Ensemble:
Cécile Kempenaers, Sopran
Mona Spägele, Sopran
Beat Duddeck, Altus
Henning Kaiser, Tenor
Hermann Oswald, Tenor
Ekkehard Abele, Bass
Michael Freimuth, Laute/Chitarrone/Barockgitarre
Christian Heim, Viola da gamba/Lirone
Detlef Braschke, Cembalo/Orgel und Leitung
Dr. Andreas Henning, Kurator der Dresdner Galerie Alte Meister, spricht über das Bild "Die Frau und der Tod" von Girolamo Forabosco
nach Konzertende ca. 21:55 Uhr Nachrichten