35. Frauenfilmfestival in Köln

#metoo als eine Machtfrage

Silke Räbiger, Leiterin des Internationalen Frauenfilmfestivals Dortmund-Köln.
Silke Räbiger, Leiterin des Internationalen Frauenfilmfestivals Dortmund-Köln. © Guido Schiefer
Silke Johanna Räbiger im Gespräch mit Shanli Anwar |
Seit 25 Jahren leitet Silke Räbiger das Internationale Frauenfilmfestival, das jährlich abwechselnd in Dortmund und Köln stattfindet. Im Interview zieht sie Bilanz und berichtet, was sich im vergangenen Vierteljahrhundert getan hat - und welche Rolle die #metoo-Debatte nun in Köln spielen wird.
Morgen beginnt das Internationale Frauenfilmfestival zum 35. Mal - diesmal in Köln. Bis zum 29. April werden rund 100 Filme in den Wettbewerben und den Nebenreihen gezeigt. Vor allem ist das Festival aber das 25. und letzte, das Silke Räbiger leitet. Auch im Jahr 2018 brauche es weiterhin ein Frauenfilmfestival, davon ist Räbiger überzeugt. Selbstverpflichtungen der Filmbranche reichen einfach nicht aus, meint sie. Doch man habe auch einiges erreicht: "Als wir in den 80er-Jahren gestartet sind, da kannten sich die Frauen untereinander wenig. Man hat feststellen können, dass viele sich erst auf dem Festival bei uns kennengelernt haben."
Heute sollten Schauspielerinnen Druck ausüben, wenn sie feststellen, dass die Gewerke am Film-Set zu männlich besetzt seien. "Sie haben ein gewisses Einflusspotenzial", ist sie überzeugt. "Die Frage nach Diversität - da ein bisschen aufmerksamer zu sein und die Drehbücher daraufhin noch einmal durchzuschauen, das ist eine unglaublich leichte Übung."

Selbstkritisch: Das Frauenfilmfestival ist selbst zu wenig divers

Dass die #metoo-Debatte aus der Filmbranche in den gesellschaftlichen Diskurs gerückt sei, überrascht sie nicht. "Die Frage nach der sexualisierten Gewalt ist natürlich etwas, was in unserer Gesellschaft schon lange besteht", sagt sie mit Blick auf Frauenhäuser und Beratungsstellen für Frauen. Doch Hollywood sei eben glamouröser und habe deshalb mehr Aufmerksamkeit erzeugt. Die Debatte spiele aber auch auf dem Festival eine Rolle, jedoch: "#metoo reicht weit über das Festival hinaus", sagt sie. "Es ist die Machtfrage. Die Frage danach: Wer hat Macht, Jobs zu verteilen oder auch nicht zu verteilen."
In diesem Jahr schauen die Macherinnen auf Deutschland. Und das komme zum richtigen Zeitpunkt, ist Räbiger überzeugt: Denn noch immer sei das Festival eher "white, female, middle class" - und da müsse man sich durchaus an die eigene Nase fassen.
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