Mit Kafka auf der Burg
Der Prager Dichter Frank Kafka auf der Wartburg - dieser gewiss spannungsreichen Begegnung verleihen Dominique Horwitz und das Signum Quartett in diesem Wartburgkonzert eine ausdrucksvolle Stimme.
Dass selbst auf gute Freunde in wichtigen Dingen nicht immer Verlass ist, ist eine erstaunliche Angelegenheit. Dennoch ist die Unzuverlässigkeit, mit der insbesondere der letzte Wille eines Freundes missachtet wird, manchmal für die Nachwelt ein Glückstreffer.
In unserem Fall: Hätte Max Brod den letzten Willen seines Freundes Franz Kafka erfüllt, hätte das Programm des 377. Wartburgkonzertes nicht stattfinden können. Denn Brod hatte von Kafka den Auftrag erhalten, dessen Nachlass zu vernichten. Und dem Prager Max Brod gelang es schließlich auch, sämtliche Manuskripte Kafkas vor den Deutschen zu bewahren, die ihre eigene Sprache so sehr hassten, dass sie alles vernichten wollten, was jüdische Schriftsteller in ihr verfasst hatten.
Das kommende Wartburgkonzert schöpft aus der kreativen Spannung zwischen einigen Erzählungen aus Kafkas Nachlass und der Musik, die aus dem 20. Jahrhundert stammt und hier quasi als Kommentatorin fungiert. Ein spannungsvolles Wechselspiel von Wort und Musik, vorgetragen von zwei Exzellenzen des künstlerischen Faches, vom Schauspieler Dominique Horwitz und vom Signum Quartett.
377. Wartburgkonzert
Palas der Wartburg, Eisenach
Aufzeichnung vom 11. Juli 2015
Werke von Alfred Schnittke, Erwin Schulhoff, Carl Orff, Charles Ives, Dmitrij Schostakowitsch, Thomas Adès und Claude Debussy
Franz Kafka: Erzählungen aus dem Nachlass
Signum Quartett:
Kerstin Dill, 1. Violine
Annette Walther, 2. Violine
Xandi van Dijk, Viola
Thomas Schmitz, Violoncello
Dominique Horwitz, Rezitation