40 Jahre Garfield

Faul, fett und ein bisschen filosofisch

Von Torsten Teichmann |
Gesundes Leben? Nein, danke! Garfield mag Lasagne und Fernsehen, hasst Bewegung, ist maßlos und selbstsüchtig - und genau dafür lieben ihn viele seit Jahrzehnten. Heute wird der Comic-Kater 40. Happy Birthday, Garfield!
Seit über einer Woche schiebt der Kater Geburtstagsblues. Jeden Tag erscheint ein neuer Comic-Strip mit Garfield und der Zahl 40.
Garfield komme auch immer noch gut an, sagt Zeichner Jim Davis auf der Comic-Con in Denver: "Zum einen ist er eine Katze und Menschen lieben Katzen. Zum anderen lieben alle Essen und Schlafen. Ich sage voraus: das wird auch 40 Jahren so sein."
Satt und zufrieden: Kater Garfield liegt auf dem Rücken, umgeben von leeren Packungen Fertiglasagne.
Szene aus dem Film "Garfield" (2004)© imago / United Archives
Im Grunde sei Garfield ein Mensch in Katzenfell, so Davis in einem Schulungsvideo für angehende Comiczeichner. "Wenn Leser über einen Gag lachen, dann sagen sie: 'Genauso ist es!'. Ich spiegele die Leser mit einer komischen Verzerrung."

Selbstsüchtig und faul

Der Kater stammt aus der amerikanischen Generation "Ich" der 70er-Jahre. Er beherrscht Konsum und Entertainment. Bei Garfield sind es halt Lasagne und Fernsehen. Aber gleichzeitig verweigert er sich allen anderen Trends aus dieser Zeit wie Jogging, gesund leben oder gar Diät:
"Garfields Reiz liegt darin, dass er selbstsüchtig ist und faul. Wir leben in einer Zeit, in der wir uns schuldig fühlen sollen für Erderwärmung, zu viel Trägheit und zu wenig Sport. Garfield verteidigt sein Recht, all das zu tun. Er nimmt uns die Schuldgefühle."
Davis' Ausgangspunkt Mitte der 70er ist die Suche nach einer Figur, die sich perfekt vermarkten lässt: Seine ersten Versuche mit Käfern und einer Stechmücke scheitern. Hunde sind bereits etabliert. Zum Beispiel Snoopy, der Beagle der Peanuts.
"Ich dachte, wenn Hundeliebhaber Hundecomics mögen, dann mögen Katzenliebhaber vielleicht Katzencomics. Und ich bin auf einer Farm groß geworden mit 25 Katzen. Ich kenne Katzen gut."
Garfield erscheint zunächst in 41 Tageszeitungen. Nach nur drei Monaten stellt die Chicago Sun-Times die Veröffentlichung wieder ein. Aber Leser verlangen die Rückkehr der Katze. Zu Beginn der 2000er-Jahre erscheint der Comic-Strip in fast 2600 Zeitungen weltweit.
"Am Ende haben wir nur 18 Zentimeter Platz in der Zeitung. Du musst einen Gag vorbereiten, die Geschichte wenden und schließlich auflösen."

Was haben Trump und Garfield gemeinsam?

"Und so ergreife ich heute das Wort mitten in ernsthaften Diskussionen, um eine große orangene, amerikanische Tradition zu würdigen." US-Vizepräsident Mike Pence, noch in seiner Rolle als Abgeordneter des Bundesstaats Indiana. Er würdigte in der Sitzung des Abgeordnetenhauses Garfield und nicht Donald Trump.
In Sachen Offenheit – andere würden sagen: Maßlosigkeit - stehen sich Comic-Figur und Präsident in nichts nach. Im Gespräch mit der Indian Times hat Unternehmer Jim Davis aber erklärt, dass er nie Interesse hatte an politischen Kommentaren.
Garfield und sein Erfinder Jim Davis
Garfield und sein Erfinder Jim Davis© imago stock&people
Garfield will nicht polarisieren. Er ist vor allem ein erfolgreiches Geschäftsmodell. In den 80er-Jahren erscheinen Garfield-Plüschtiere mit Saugnäpfen:
(Davis:) "Die ersten Plüschkater mit Saugnäpfen kamen raus. Und jemand in Kalifornien brach in ein Auto ein, um das Plüschtier zu klauen. Ein Portemonnaie und alles Wertvolle ließ er liegen und das machte Schlagzeilen. So begann der Run."

Auf den Hund gekommen?

Mittlerweile ist die Katze aber auch tüchtig auf den Hund gekommen. Die aktuelle Fernsehserie "Garfield Show" ist eine weitgehend humorfreie, animierte Abfolge von Klischees. Jim Davis hat das Business-Modell für die nächste Staffel bereits angepasst: Clips von 30 Sekunden Länge sollen entstehen, die sich aneinander reihen lassen:
"Wir können es in sozialen Medien benutzen, im Fernsehen. Aber es gibt keinen Dialog. Eine Art rosaroter Panther, aber mit einer orangen Katze."
Außerdem sind Gespräche geplant über zwei neue Freizeitparks in China und einen komplett animierten Film, der in die Kinos kommen soll. Doch zum Geburtstag bekommt die Produktionsfirma in Indiana erst einmal zeitig Feierabend - und Lasagne für alle.
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