40 Jahre Woodstock

Zu Gast: Wolfgang Kraushaar und Uwe Husslein |
"Woodstock": Die Mutter aller Musikfestivals, d a s Hippie-Konzertereignis aller Zeiten, drei Tag voller "Love, Peace & Understanding" mit den Größen der Rock- und Folkszene. Die Superlative nehmen auch in diesem 40. Jubiläumsjahr kein Ende. Aber was passierte wirklich 1969 in Bethel, jener bis dahin unbekannten Gemeinde unweit der Künstlerkolonie Woodstock im US-Bundesstaat New York?
Was ließ 400.000 Menschen trotz widrigster Bedingungen in Dauerregen und unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen auf einem Acker ausharren? Warum traf "Woodstock" den Nerv der Zeit so stark? Was machte ausgerechnet dieses Festival zum Mythos - bis heute?

Diese Fragen interessieren auch Uwe Husslein. Der Leiter des Dokumentationszentrums für Popkultur in Köln gestaltete eine multimediale Jubiläumsausstellung "Woodstock Exibition", die noch bis zum 27.September 2009 im Südsauerlandmuseum in Attendorn zu sehen ist, "hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen", und damit genauso auf dem platten Land wie seinerzeit Woodstock.

"Woodstock erzählt nicht nur die eine Geschichte, das macht es so spannend. Für die einen ist es ein tolles Festival, ein Beispiel für das subpolitische Milieu, für die anderen nichts als ein kommerzieller Ausverkauf. Deshalb ist Woodstock eine wunderbare Projektionsfläche."

Der Musikmanager, der auch Mitbegründer des Musikmesse "Popkomm" ist, war zu Zeiten von "Woodstock" neun Jahre alt, kennt aber die Geschichte des Festivals wie seine Westentasche: "Woodstock sprengte alle bis dahin bekannten Dimensionen .. Von der Wasser- bis zur Essensversorgung war alles schwer zu organisieren. Es wurden ´Love-Burger` zu horrenden Preisen verkauft – deswegen wurden auch Stände angegriffen. Die Leute sind auf die Lautsprechertürme gestiegen – das war höchst gefährlich. Es gab ja auch noch keine Securities. Bei ´Woodstock` ist es vielen glücklichen Zufällen zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert ist."

Der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar vom Hamburger Institut für Sizialforschung, Jahrgang 1948, hat die Zeit von "Woodstock" bewusst miterlebt. Er selbst war zwar 1969 nicht bei dem Festival dabei - er leistete zu der Zeit seinen Zivildienst in der Psychiatrie in Frankfurt. Aber der "Woodstock-Film" und auch die Platte haben ihn und seine Freunde begeistert. "Das war eine richtige Welle, die damals ausbrach. Und dann gab es ja auch ein zweites Konzert auf der Isle of White - mit Bob Dylan, der bei ´Woodstock` ja nicht aufgetreten war – das waren Paukenschläge, der Funke war übergesprungen. Es war eine Mischung aus Kommerzialisierung, auf der anderen Seite traf es auf eine Jugend, die bereit war, alles aufzusaugen, wie ein Schwamm."

Kraushaar, der heute einer der bedeutendsten Chronisten der 68-er-Bewegung ist, erinnert sich an seine ersten Konzerterfahrungen – als Student in Frankfurt:
"Die Doors traten auf und spielten umsonst auf dem ´Römer`, mit kleinen Boxen, einem Schlagzeug – vor vielleicht 200 Leuten. Das war damals alles noch im Bereich des Überschaubaren, man konnte sich mit Jim Morrison und Jimi Hendrix nach dem Konzert unterhalten. Es war noch nicht so entrückt und kommerziell durchstrukturiert und hatte dadurch seinen bestimmten Reiz. Es war ja auch noch nicht klar, welche Rolle die später spielen würden."

"Woodstock" ist für ihn untrennbar verbunden mit dem legendären Auftritt von Jimi Hendrix, bei dem er die US-amerikanische Nationalhymne akustisch zerfetzte, dem Anti-Vietnam-Protest in den USA.
"Woodstock" ist für ihn der "Tagtraum gewordene Wunsch einer halben Million Aussteiger, junger Leute, die dem ´american way of life` nichts mehr abzugewinnen wussten."

"40 Jahre Woodstock – Mythos und Realität" – darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit dem Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar und dem Musikmanager Uwe Husslein. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 – 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.


Informationen im Internet:
Über Dr. Wolfgang Kraushaar

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" target="_blank"]Über die Ausstellung "Woodstock Exhibition"[/url]