44 Regeln für den Drehbuchschreiber

Dieses Buch mit einer Fülle von eigenen Erfahrungen richtet sich vor allem an junge Menschen, die von einem Job im Film-Business träumen. Der Autor macht Mut, der eigenen Leidenschaft zu folgen, vermeidet es aber, Illusionen über die Erfolgsaussichten zu verbreiten.
Sein Job ist es, gute Geschichten gut zu erzählen. Hier erzählt der erfahrene Drehbuchautor "nur selbst erlebte und erlittene". Thomas Knauf schreibt seit 30 Jahren Drehbücher, erst in der DDR, später hat er – erfolglos – versucht, sein Geld in Amerika zu verdienen. Allzu oft war er abhängig von Fernsehproduktionen, die er nicht liebte, aber auch nicht ausschlagen konnte.

Er unterrichtet, gibt Drehbuchseminare und betont im Vorwort, das hier Vorspann heißt: "Dieses Buch soll junge Drehbuchautoren bewusst entmutigen, damit sie ihre naiven Illusionen verlieren und keine elenden Sklaven des Filmgewerbes werden." Andererseits gibt er praktische Tipps und Hinweise, denn das Kino bleibt "die schönste Nebensache der Welt", für die zu arbeiten immer wieder wunderbar ist. Von den Licht- und Schattenseiten des Gewerbes in Ost und West erzählt dieses Buch: die Innenschau eines Kinoenthusiasten.

Der 1951 geborene Autor, der in den 70er-Jahren Regieassistent im DDR-Fernsehen und bis 1990 Drehbuchautor der DEFA war, tut das, was jeder gute Drehbuchautor am besten kann und am liebsten tut, nämlich Geschichten erzählen. Darüber hinaus formuliert er 44 Regeln, die man beherzigen sollte, wenn man diesen Beruf wählt.

Drehbuchautoren sind "Händler von leicht verderblicher Ware", die sie verkaufen, die nicht auf Nachruhm hoffen und sich beim Schreiben an die "Tradition jahrtausendealten Geschichtenerzählens" halten sollten. Sie müssen die großen Romane lesen, denn "wie man jeden technischen Beruf durch Fachliteratur erlernen muss, lernt man das professionelle Schreiben durch lesen".

Drehbuchautoren gehen einer einsamen Tätigkeit nach. Sie schaffen es nicht auf die Titelseiten der Hochglanzmagazine, und nur wenige von ihnen werden unter Filmliebhabern bekannt. Keine guten Voraussetzungen, zumal heute, da Fernsehredakteure – wie der Regisseur Dominik Graf es formuliert – nur an "die surreal-lyrische Vokabel von der notwendigen Zuschauerakzeptanz" glauben.

Thomas Knauf erzählt, warum und wie es trotzdem gelingt, als Drehbuchautor zu leben und zu überleben. Er kam nur über Umwege zu seinem Traumberuf, den er in den 80er-Jahren als Angestellter bei der DEFA ausübte. Dort entwickelte er viele Stoffe, von denen wenige realisiert wurden. Nach der Wende geht er der Liebe wegen nach New York, schreibt von dort aus jedoch vor allem fürs deutsche Fernsehen, weil die Möglichkeiten für einen Ostdeutschen im amerikanischen Kinoland ebenso schlecht sind wie für einen engagierten Westdeutschen. Am Ende kehrt er mit vielen Schulden nach Berlin zurück, schlägt sich bis heute durch, lässt sich aber nicht entmutigen.

Er berichtet von seinen professionellen Begegnungen mit Markus Wolff und Volker Schlöndorff, von Corinna Harfouch und dem ersten Besuch in Cannes. Er schreibt von Enttäuschungen und Dummheiten, von Schauspielern und Regisseuren, von der Liebe zu Scott F. Fitzgerald. Und er erzählt nicht zuletzt von der Hoffnung, dass der eine Film, den man unbedingt schreiben muss, am Ende doch verfilmt wird.

Besprochen von Manuela Reichart

Thomas Knauf: Babelsberg Storys - Erlebnisse eines Drehbuchautors in Ost und West
Alexander Verlag, Berlin 2011
311 Seiten, 19,90 Euro