"Queere Menschen werden nicht akzeptiert"
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Die Realität von Lesben und Schwulen in der arabischen Welt ist Gegenstand der 5. Arabischen Filmtage in Berlin. Rabih El-Khoury betreibt das einzige Arthouse Kino im Libanon. Er hat die Filme ausgesucht, die von ihrem schwierigen Leben erzählen.
Die 5. Arabischen Filmtage der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin stehen unter dem Motto "Hidden Life, Hidden Love". Sie rücken die Erfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen und Transmenschen (LGBT) in arabischen Spiel- und Dokumentarfilmen in den Mittelpunkt, die nach 2010 entstanden. Kurator Rabih El-Khoury betreibt mit dem "Metropolis" das einzige Arthouse-Kino im Libanon.
Dokfilm erzählt von Schutzhaus für queere Menschen
Der Eröffnungsfilm "Upon the shadow" ist ein Dokumentarfilm von der Filmemacherin Nada Mezni Hafaiedh. Er handelt von einer Art Schutzhaus für queere Menschen in Tunis und entstand während der tunesischen Revolution.
"Es geht um queere Menschen, die nach wie vor von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden", sagt Rabih El-Khoury. "Wenn sie sich in so einem Haus wiederfinden, dann finden sie Gleichgesinnte. Sie können miteinander reden. Das sind die ersten Menschen, die sie so akzeptieren, wie sie sind. Sie finden dort eine gewisse Hilfe und wenn sie nur darin besteht, dass man ihnen zuhört."
Ein ganz anderer Film ist "Mondial 2010". In diesem experimentellen Kurzfilm beschließt ein schwules libanesisches Paar, einen Ausflug nach Ramallah in die palästinensischen Autonomiegebiete im Westjordanland zu unternehmen, was für Libanesen eigentlich gesetzlich verboten ist, wie El-Khoury erklärt. Der Film arbeite mit Archivmaterial und kreiere "eine schöne Illusion".
"Sexualität als Waffe"
Abschließend sagt Kurator Rabih El-Khoury über die 5. Arabischen Filmtage unter dem Titel "Hidden Life, Hidden Love":
"Es geht bei den Filmemachern natürlich auch um Widerstand. Sie benutzen ihre Sexualität als Waffe. Sie thematisieren ihre Ängste und sie wollen ausbrechen aus der inneren Gefangenschaft, in der sie sich befinden. Insofern geht es auch um Träume und um Zukunft und nicht nur um das Hier und Heute. Die zentrale Frage ist immer: Bleiben wir oder gehen wir? Wird uns die Verfolgung zu viel, die Angst vor Repression und die Wut, die damit einhergeht?"
(cosa)