"5 vor 12" für die Kultur

Von Christoph Richter |
In Sachsen-Anhalt plant die Große Koalition unter CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff einen harten Sparkurs. Bis zum Jahr 2020 will das Land schuldenfrei sein. Weil von den massiven Einschnitten besonders die Kultur betroffen sein wird, wird unter dem Motto "5 vor 12" protestiert.
In Magdeburg hat Richard Wagner seine ersten Erfahrungen als Kappellmeister gemacht. In Bad Lauchstädt steht wohl das einzige erhaltene Theatergebäude aus der Goethezeit. Wittenberg gilt durch den Reformator Martin Luther als das deutsche Rom. Dessau hat mit dem Bauhaus Weltruhm erlangt. In Marienborn ist heute noch der einst größte Grenzübergang zwischen der DDR und der Bundesrepublik zu besichtigen.

Und: Mit vier UNESCO-Welterbestätten hat Sachsen-Anhalt die höchste Anzahl im Bundesgebiet. Eine einzigartige Kulturlandschaft, die es zu bewahren gilt, so lautet eine der Empfehlungen des Kulturkonvents. 2011 wurde das Gremium vom Magdeburger Landtag ins Leben gerufen. Bestehend aus einer breiten Basis von Verbänden und Kulturakteuren sollte es eine Bestandaufnahme der Kultur in Sachsen-Anhalt vornehmen, um dann Leitlinien einer künftigen Kulturpolitik zu formulieren. 163 Empfehlungen hat der Kulturkonvent im März letztlich ausgesprochen.

Bund soll einspringen
Neben den Forderungen nach der Beteiligung des Bundes am Erhalt der Weltkulturerbestätten, einer größeren Kooperation der Kultureinrichtungen untereinander, steht auch die öffentlichwirksame Empfehlung, den aktuellen Kulturetat von 85 Millionen auf 100 Millionen Euro anzuheben. Der dann gerade mal ein Prozent des Landeshaushalts ausmachen würde.

Ob es dazu kommt? André Bücker, der Intendant des Anhaltischen Theater Dessau ist sich nicht sicher:

"Es ist natürlich beängstigend, dass man alles unternimmt, was die Zukunft des Landes gefährdet. Das muss man ganz deutlich sagen. Sparen an der Wissenschaft, Sparen an der Kultur, macht das Land unattraktiv, macht es nicht mehr lebenswert. Das sehe ich alles mit großer Sorge und halte es nicht für einen Schritt in die richtige Richtung."

Die sachsen-anhaltische Landesregierung hat sich einen rigiden Sparkurs auferlegt. Bis jetzt sind nur Kürzungen im Hochschulbereich von 75 Millionen Euro im Gespräch. Zur Kultur wird noch geschwiegen. Bis jetzt gibt es nur Spekulationen. Die sprechen allerdings davon, dass der Kulturhaushalt, statt der empfohlenen Anhebung auf 100 Millionen Euro, um 13 Prozent gegenüber dem bisherigen Etat gekürzt werden soll. Damit läge er gar 25 Prozent unter dem errechneten Bedarf der Kulturinstitutionen. Im Vergleich der Bundesländer würde Sachsen-Anhalt dann - was die Kulturausgaben betrifft - auf einem der letzten Plätze stehen.

Rolf Stiska, der Geschäftsführer der Theater, Oper und Orchester GmbH in Halle sieht die gesamte Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt in ihrer Existenz bedroht. Was seiner Ansicht nach, aber am meisten Hohn spricht, ist, dass sich die zweijährige Arbeit des Kulturkonvents – wenn die Kürzungen so kommen sollten - letzten Endes als reine Alibiveranstaltung entpuppen könnte.
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