Nackt für die Liebe und den Frieden
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Ganz in Weiß heiraten John Lennon und Yoko Ono 1969. Ono gilt als die böse Hexe, die die "Fab Four" auseinander gebracht hat.
John Lennon und Yoko Ono machen Werbung für ihr "Wedding Album", die Begleitmusik zu ihrer Hochzeit am 20. März 1969 in Gibraltar. Wie so oft in diesen Tagen tritt das berühmte Paar ganz in Weiß auf und wie so oft in diesen Tagen machen John & Yoko Werbung für den Frieden auf Erden. Pünktlich zum 50. Hochzeitstag wird das "Wedding Album" jetzt wiederveröffentlicht. (*)
Hochzeit und Hochzeitsalbum sind nur zwei Höhepunkte im turbulenten Leben von John und Yoko Anfang 69. "Neben Altamont war der Anblick der nackten Ono-Lennons auf dem Cover ihres gemeinsamen Albums "Two Virgins" das grausigste Schauspiel der Sechziger", schreibt die britische Star-Autorin Julie Burchill in den 80-ern mit der ihr eigenen Lust an der Zuspitzung. Der Anblick des nackten Paares Yoko Ono/John Lennon ist nicht nur für Burchill zu viel.
3. Januar 1969. Auf dem Flughafen von Newark beschlagnahmt die Polizei 30.000 Exemplare von John Lennon und Yoko Onos erster LP "Two Virgins". Begründung: pornografisches Cover. Als pornografisch gilt: John & Yoko nackt, vorne von vorne, hinten von hinten, komplett mit der zeittypisch wuchernden Körperbehaarung. Lennons Kommentar:
"Es war absurd! Die Leute regten sich dermaßen auf – einfach weil zwei Leute nackt waren. Ich hatte nicht gedacht, dass es einen solchen Aufstand geben würde. Die Welt findet wahrscheinlich, dass wir ein hässliches Paar sind."
Unzertrennliche Symbiose
Je mehr die Welt das hässliche Paar anfeindet, desto unzertrennlicher wird seine Symbiose. Das Album "Two Virgins" ist für viele ein weiterer Nagel auf dem Sarg ihrer Lieblingsband. Anders als die anderen Frauen der Beatles hält sich Yoko Ono nicht diskret im Hintergrund.
Yoko Ono dazu: "Wenn ich Musik mache, sagen die Leute, ach, sie ist bloß eine Künstlerin, und wenn ich Kunst mache, sagen die Leute, ach, sie ist bloß eine Musikerin."
So funktioniert sie, die Onophobie. Den Generalvorwurf der Onophoben rekapituliert die Kritikerin Christina Mohr:
"Für viele Beatles-Fans ist Yoko Ono ja immer noch die Frau, die die Beatles auseinandergebracht hat. Die damals John Lennon verhext hat. Anders konnte sich der weiße, männliche Beatles-Fan nicht vorstellen, was John Lennon mit dieser asiatisch aussehenden Künstlerin wollte. Sie hat aber auf diese Anfeindungen wie 'Asia-Hexe' und weitaus unfreundlichere Titulierungen cool reagiert, zum Beispiel mit dem Song 'Yes, I'm a witch'.
"Ja ich bin eine Hexe", singt Yoko Ono, bis heute ist sie die meistgehasste Witwe der Pop-Geschichte.
30. Mai 1969. Eine neue Single der Beatles erscheint. Sie trägt einen sprechenden Titel: "The Ballad Of John and Yoko". Lennon erzählt, was John und Yoko so getrieben haben. Die Hochzeit, öffentliche Flitterwochen in Paris und ein sogenanntes Bed-In für den Frieden, im Hotelbett in Amsterdam. Der Song pulverisiert die Grenze zwischen Fiktion und Realität. Die Beatles singen über die Beatles.
Heute singen und rappen Beyoncé und Jay Z. ganz selbstverständlich über Beyoncé und Jay Z. – über den Stand ihrer Ehe oder über ihren Kontostand. Vor 50 Jahren ist "The Ballad Of John and Yoko" einer der ersten selbstreferentiellen Pop-Hits. Und der letzte von 17 Nummer-Eins-Hits der Beatles in Großbritannien.
(*) Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle wurde das Originalmanuskript aufgrund eines Fehlers leicht gekürzt.