Warhols Penis auf dem Mond
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Sie waren leider schon die Zweiten, die auf dem Mond landeten – deshalb gerieten die Namen von Pete Conrad und Alan Bean in Vergessenheit. Zu Unrecht: Die Astronauten der Apollo-12-Mission brachten Kunst und Anarchie auf den Mond.
Eine Penis-Zeichnung von Andy Warhol hat es auf den Mond geschafft: Die Mini-Kachel, auf der auch fünf andere Pop-Art-Künstler verewigt sind, landete dort vor genau 50 Jahren – als Schmuggelware. Zusammen mit den Astronauten Pete Conrad und Alan Bean, die selbst nicht eingeweiht waren, erreichte das Kunstwerk am 19. November 1969 den Mond. Andy Warhol behauptete übrigens später, er habe keinen Penis, sondern eine Rakete gezeichnet.
Apollo 12, die zweite US-Mondmission, und die beteiligten Astronauten sind etwas in Vergessenheit geraten. Dabei wurde auf dieser Mission nicht nur Kunst geschmuggelt, sondern auch sonst viel denkwürdiger Schabernack getrieben. Den albern-anarchischen Charakter der Mission machte Pete Conrad schon mit seinen ersten Worten klar, als er die Mondoberfläche betrat: "Whoopie, Mann, das war vielleicht für Neil ein kleiner Schritt, aber ein großer für mich", sagte der Astronaut.
Bitte nicht fluchen
Pete Conrad soll angeblich eine Wette mit einer Journalistin laufen gehabt haben, berichtet der Kulturjournalist Alf Mayer: Sein Ausspruch sollte beweisen, dass die NASA ihren Astronauten kein Skript vorschreibt, was sie auf dem Mond zu sagen haben. Tatsächlich legte die Weltraumorganisation großen Wert darauf, wie sich die Astronauten während der live im Fernsehen übertragenen Mission präsentierten. Während der mehrjährigen Vorbereitung für Apollo 12 seien sie beispielsweise darauf gedrillt worden, sich das Fluchen abzutrainieren, so Mayer.
Das Fluch-Verbot respektierte die Crew. Doch dafür summte Astronaut Alan Bean auf dem Mond vor sich hin. Auch das Bodenpersonal der Apollo-12-Mission erlaubte sich seine Späße, klebte Pornobilder in Anleitungshefte und malte kleine Comics hinein.
Sorgfältig geplanter Schmuggel
Den Kunstschmuggel organisierte der New Yorker Bildhauer Forrest Myers. Er habe sechs Künstler versammelt, die jeweils eine Arbeit zulieferten, erzählt Alf Mayer. Die Werke wurden auf eine winzige Arbeitsfläche übertragen, so groß wie eine Speicherkarte im Handy, und anschließend in kleiner Auflage als Keramikkachel gebrannt. Ein Techniker, der für einen NASA-Zulieferer tätig war, applizierte eine der Kacheln heimlich auf einem Bein der Mondfähre, die Conrad und Bean auf den Mond brachte.
Der Poet Allen Ginsberg sollte eigentlich auch ein kurzes Gedicht für die "Moon Museum" genannte Kachel beisteuern, so Mayer. Allerdings habe Ginsberg sein Gedicht mit einem Jahr Verspätung geliefert. "Da war alles schon geschehen."
Ob die Keramikkachel, die mit Conrad und Bean auf den Mond kam, heute noch intakt ist, sei unklar, sagt Mayer. Sie sei verschollen und womöglich auch zerschellt. Die Mondfähre, an deren Bein das Kunstwerk angebracht war, wurde beim Wiederandocken an das Apollo-12-Raumschiff abgestoßen – und zerplatzte auf der Mondoberfläche
(jfr)