50 Jahre Christopher Street Day – Wie weit sind wir?
Darüber diskutiert Katrin Heise heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Sabine Arnolds und Peter Rehberg. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Wie weit sind wir?
84:58 Minuten
Er markiert den Beginn der Lesben – und Schwulenbewegung: Der Aufstand gegen die Polizeigewalt in der Christopher Street in New York 1969. 50 Jahre später wird der CSD in vielen Städten gefeiert. Wie weit sind wir? Diskutieren Sie mit.
In vielen deutschen Städten ist er eine große Party, mit der das queere Leben gefeiert wird: der Christopher Street Day. In diesem Jahr erinnern viele Umzüge an seinen Ursprung: An die Aufstände in der New Yorker Christopher Street in der Nacht vom 28. Juni 1969. Damals wehrten sich Homosexuelle erstmals gegen die Gewalt der Polizei. Es dauerte weitere zehn Jahre, bis die ersten CSD-Umzüge auch in Deutschland stattfanden – 1979 in Berlin und Bremen. Seither hat sich viel getan: 1994 wurde der "Schwulenparagraph", § 175, in Gänze abgeschafft. Seit 2017 gibt es die "Ehe für alle"; seit Ende 2018 besteht zudem die Möglichkeit, im Personenregister neben dem Geschlecht "männlich" und "weiblich" auch "divers" eintragen zu lassen. Ist damit alles paletti?
Die mangelnde Sichtbarkeit lesbischen Lebens
"In vielen Bereichen der rechtlichen Gleichstellung sind wir sehr weit", sagt Sabine Arnolds, Referentin beim Dachverband Lesben und Alter. Sie sieht aber weiterhin Handlungsbedarf: Lesbische Ehepaare seien beim Adoptionsrecht immer noch nicht gleichgestellt; nach wie vor gebe es so genannte angleichende Operationen an intersexuellen Kindern – für Sabine Arnolds eine "krasse Menschenrechtsverletzung".
In ihren Gesprächen erfährt sie auch nach wie vor von Vorbehalten und Anfeindungen gegenüber Lesben, Schwulen, Trans- und Intersexuellen. Ihr Anliegen ist es, lesbisches Leben sichtbar zu machen: Lesben seien wesentlich weniger präsent in der Öffentlichkeit als Schwule.
In ihren Gesprächen erfährt sie auch nach wie vor von Vorbehalten und Anfeindungen gegenüber Lesben, Schwulen, Trans- und Intersexuellen. Ihr Anliegen ist es, lesbisches Leben sichtbar zu machen: Lesben seien wesentlich weniger präsent in der Öffentlichkeit als Schwule.
Unter der Regenbogenfahne verschwinden die konkreten Probleme
"Es gibt eine Art von Gleichstellung, die nicht weh tut", sagt Peter Rehberg, Sammlungsleiter im Schwulen Museum in Berlin, dem weltweit bedeutendsten Archiv seiner Art mit inzwischen mehr als 1,5 Millionen Objekten. "Klar ist jede Regenbogenfahne erst mal großartig. Das gilt als modern, aufgeschlossen. Gleichzeitig ist da ja gar nichts Anstößiges oder Gefährliches mehr dabei. Unter der Regenbogenfahne verschwinden die konkreten Probleme." Im Alltag fehle oft die Solidarität mit queer lebenden Menschen. Schon allein deshalb sei der CSD ein wichtiges Ereignis: "Die Sichtbarkeit von lesbischem, schwulem und Transleben ist auch in Deutschland nicht überall gleich. Und die CSD setzen ein wichtiges Zeichen: Die Masse an Menschen, die Größe dieses Events, finde ich wichtig – auch angesichts des wachsenden Populismus."