50 Jahre David Bowies "Space Oddity"

Als Pop zur Gegenwartskunst wurde

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Zu sehen ist ein Ausschnitt des Plattencovers des Albums «Space Oddity». Es wurde vom Künstler Victor Vasarely im quadratischem Format gestaltet und besteht aus Punkten in unterschiedlichen Blautönen. In der Bildmitte das prägnante Gesicht von David Bowie mit lockigem, rötlichem Haar.
Beschäftigung mit den Fragen der Zeit: Ein Ausschnitt des Plattencovers von "Space Oddity", das vom französischen Künstler Victor Vasarely geschaffen wurde. © dpa / Sabine Glaubitz
Bodo Mrozek im Gespräch mit Timo Grampes |
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Heute vor 50 Jahren, am 11. Juli 1969, ist David Bowies "Space Oddity" erschienen. Pophistoriker Bodo Mrozek erklärt, was an dem Lied so besonders war, was an der Vermarktung – und warum es für die populäre Kultur so wichtig war.
Auf der Ebene der Instrumentierung habe "Space Oddity" einer sehr experimentellen Charakter, sagt Bodo Mrozek. Der Pop- und Kulturhistoriker nennt die collageartige Nutzung der Funksprüche der Bodenkontrolle am Anfang, wo von zehn rückwärts gezählt wird. "Ten - Nine - Eight ..."
Bowie setze zudem ein Stylophon ein, ein Instrument eher für Kinder, bei dem man Klaviertasten mit einem metallenen Stäbchen anschlagen konnte. Und das Melotron, einen Vorläufer des Samplers, mit dem man per Tonband aufgenommeme Stücke in die Musik hineinschneiden kann. "Diese Instrumentierung wird hier vielleicht zum ersten Mal in einem ernstzunehmenden Popsong verwendet – und später dann von Bands wie Kraftwerk und Genesis aufgenommen."

Clevere Marketingstrategie

Auch die Marketingstrategie habe dazu beigetragen, dass der Song zum Hit wurde. "Space Oddity" war das erste Lied, mit dem es David Bowie in die englischen Charts schaffte. Es war die Idee des Managements, den Song fast zeitgleich mit dem Start der Mondrakete Appollo 11 zu veröffentlichen. Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins starteten am 16. Juli 1969 ins All. "Das Lied wurde dann, vielleicht auch eher zufällig, von der BBC als Hintergrundmusik verwendet zur Übertragung der Bilder von der Landung auf dem Mond", berichtet Mrozek.
Die BBC habe dann aber erstmal darauf verzichtet, den melancholischen Song zu spielen, bis die Raumkapsel wieder sicher auf der Erde gelandet war. Denn, die Geschichte, die der Song erzählt, gehe ja nicht gut aus, betont Mrozek: "Der Astronaut treibt alleine ins all und er wird nicht zurückkehren."
"Das wir ganz allein sind im Universum mit unserer kleinen Kugel Erde", diese Perspektive vom Astronauten, der vom Mond aus auf die Erde heruntergucke, die vertone Bowie hier. "Und das bringt Popkultur eben auch einen Schritt weiter auf dem Weg zu einer ernsthaften Gegenwartskunst, die sich mit den großen Themen und den großen Fragen unserer Zeit auseinandersetzt."
(mfu)
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