Die Kosten der "Ewigkeitslasten"
Letztlich werden es nur einige Jahrzehnte gewesen sein, in denen die Atomkraft als die ultimative Form der Energiegewinnung galt. Doch mit dem nuklearen Abfall werden sich noch die nächsten tausend Generationen beschäftigen müssen.
Die Folgen der Atomkraft und des nuklearen Abfalls werden nicht die einzigen Festkosten sein, die unsere Nachfahren zahlen müssen. Schon allein die Endlagersuche gestaltet sich als äußerst schwieriger Prozess. In Gorleben sollte das deutsche Endlager entstehen. Ab 1979 ließ das Bundesamt für Strahlenschutz untersuchen, ob sich der Salzstock in etwa 1000 Metern Tiefe für die Verwahrung des hoch radioaktiven Mülls eignet. 2013 konnten Anwohner und Anti-Atombewegung nach Jahrzehnten des Protests einen Erfolg feiern.
Tagesschau: "Bund und Länder haben sich auf eine neue bundesweite Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll verständigt. Bislang war nur der Salzstock im niedersächsischen Gorleben erkundet worden, gegen massiven Widerstand."
Auch der Bergbau hinterlässt Stollen und Landschaften, die theoretisch bis ans Ende aller Tage bewirtschaftet werden müssen.
In Ronneburg im Osten Thüringens kämpft eine Region mit Spätfolgen des Bergbaus. Zwischen 1950 und 1990 förderte hier die Wismut AG für die Sowjetunion Uran – im Tagebau und unterirdisch. Ein Drittel des Rohstoffs für Atomkraftwerke und Atomwaffen im ehemaligen Ostblock kam von hier. Der Kirchliche Umweltkreis Ronneburg engagierte sich schon in der DDR gegen die damit einhergehende Umweltverschmutzung. Frank Lange erinnert sich:
"An die 40 Fördertürme konnten sie hier sehen. Und als Wismut in den siebziger Jahren noch intensiv Uran gesucht hat, da war alles taghell. Förderturm an Förderturm."
26 Jahre später fällt der Blick vom Aussichtsturm auf liebliche Hügel und Täler, wie sie für den Osten Thüringens typisch sind. Die Wismut hat das Landschaftsbild seit 1990 saniert, die größten alten Halden in die Tagebaulöcher gefüllt. Trotzdem sind die radioaktiven Altlasten noch da, wenn auch unter der Erde. Sie müssen für lange Zeit überwacht werden.
Mehr als 200 Jahre lang haben Bergleute in großem Stil das Gestein unter dem Ruhrgebiet ausgehöhlt. Ende 2018 wird die letzte Steinkohlenzeche geschlossen. Im Shop des Bergbaumuseums Bochum werden Geschenktüten angeboten, die das Steigerlied spielen. Die Musealisierung hat begonnen.
Siegfried Müller, stellvertretender Museumsleiter.
"Vor rund 300 Millionen Jahren, im Karbon-Zeitalter, wurde die Grundlage gelegt für unsere heutigen Kohleflöze. Damals gab es üppige Wälder, die immer wieder überschwemmt worden sind. Das ganze Gebiet hat sich abgesenkt. Und dann mit der Zeit, unter hohem Druck und Temperaturen, ist dann aus dieser Holzsubstanz letztendlich die Kohle entstanden."
Mehr als eine halbe Million Menschen malochten einst im deutschen Steinkohle-Bergbau. Unzählige Zechen existierten. Heute sind nur noch zwei davon in Betrieb. Die Kohle liegt tief, der Abbau ist unrentabel. Die Kumpel sterben aus. Die Folgen von 200 Jahre Bergbau jedoch, die bleiben.
Selbst Fachleute haben noch viele Fragen zu den langfristigen Folgen der Kohleförderung unter Tage. Was sich in den riesigen Hohlräumen 1000 bis 1500 Meter tief unter der Erde abspielt, wenn die letzten Gruben verschlossen sind, lässt sich nicht genau vorhersagen.
Das wirft die Frage nach der Generationengerechtigkeit auf. Darf man solche Ewigkeitslasten schaffen? Und wenn ja, wie kalkuliert man sie? Ingenieure, Techniker, Sozialwissenschaftler und Philosophen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Hier finden Sie das völlständige Manuskript in ganzer Länge im txt-Format und als pdf-Version.