Ein Loblied aufs Elfmeterschießen
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Man könnte denken, der "Elfer-Krimi" gehöre zum Fußball wie das Tor und das Feld. Das ist falsch. Erst vor 50 Jahren wurde er erfunden – und er sollte unbedingt erhalten bleiben, meint Thomas Wheeler.
Es passt zum ungewissen Ausgang des Elfmeterschießens, dass bis heute nicht hundertprozentig klar ist, wer sich wirklich als Erster das Drama vom Punkt ausgedacht hat.
Der 2011 verstorbene bayerische Schiedsrichter Karl Wald nahm für sich zu Lebzeiten in Anspruch, als Erster die Idee gehabt zu haben. Er stellte sie 1970 bei einem Treffen des bayerischen Fußball-Verbandes vor.
Wenig später wurde sie vom Landesverband, dem DFB, der Uefa und der Fifa ins Regelwerk aufgenommen. Es war eine Entscheidung, die bis heute maßgeblich zur Dramatik im Fußball beiträgt und die unbedingt beibehalten werden sollte. Nämlich deshalb:
Erstens: Elfmeterschießen sind meist spannender als jeder noch so gute Krimi. Das Knistern vor dem ersten Schuss. Daueranspannung bei Spielern und Fans: Wer trifft – und wer verschießt? Und schließlich die unglaubliche Entladung von Emotionen, wenn eine Mannschaft den alles entscheidenden Elfer versenkt hat und die andere traurig zu Boden sinkt.
Zweitens: Die Entscheidung vom Elfmeterpunkt. Entweder entschädigt sie für langweilige Kicks nach 120 Minuten und Verlängerung oder sie ist die Sahnehaube nach einem umkämpften Spiel ohne Sieger. Jetzt fallen auf jeden Fall Tore.
Drittens: Wenn Keeper während des Spiels ein Tor kassieren, sind sie immer die Loser. Ein Elfmeterschießen ist jedoch ihr ganz persönlicher Broadway. Hier werden Helden geboren oder am Ende Pechvögel bedauert.
Viertens: Beim Duell Schütze gegen Torwart zeigen sich die wahren Künstler. Komiker wie der Italiener Zaza mit seinem Ententanz-Strafstoß im EM-Viertelfinale 2016 gegen Deutschland. Coole Socken wie Robert Lewandowski: Anlauf – Torwart fixieren, und dann rein mit dem Ding! Oder feine Füßchen, wie einst der Tscheche Antonin Panenka. Mit seinem weltberühmten Lupfer ließ er Sepp Maier im EM-Finale 1976 alt aussehen.
Fünftens: Elfmeterschießen sind auch gut, um Vorurteile auszuräumen. Zum Beispiel das, dass Engländer keine Elfer schießen können. Stimmt, aber nur in K.O.-Spielen bei Welt- und Europameisterschaften. Sonst verwandeln sie Strafstöße im Schnitt sogar etwas häufiger als ihre ausländischen Kollegen. Deshalb müssen wir uns also nicht über die Engländer lustig machen.