Die deutsche Antwort auf Captain Kirk
Ein Raumschiff mit Bügeleisengriff als Bedienelement, Special Effects mit Brausetabletten: Die TV-Serie "Raumpatrouille Orion" steht für Trash und BRD-Charme. Das Publikum liebte die deutsche Antwort auf Star Trek trotzdem. Jetzt wird "Orion" 50.
Die deutschen Ausgaben von Captain Kirk, Mr. Spock und Co. wirken allerdings etwas bundesrepublikanisch-bieder. Zum Team um Commander Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr) gehören auch Leutnant Tamara Jagellovsk (Eva Pflug), Leutnant Mario de Monti (Wolfgang Völz), Raumüberwachungsoffizier Leutnant Helga Legrelle (Ursula Lillig), Bordingenieur Leutnant Hasso Sigbjörnson (Claus Holm) und Astrogator Leutnant Atan Shubashi (Friedrich Georg Beckhaus).
Kultstatus erlangte die Orion-Truppe vor allem wegen der aus heutiger Sicht trashigen Ausstattung der siebenteiligen Serie. Obwohl es die bislang aufwendigste deutsche TV-Serie war, war das Budget der Produktionsfirma Bavaria vergleichsweise bescheiden, ein Feuerwerk an "special effects" war für die in Schwarzweiß ausgestrahlte Serie kaum bezahlbar. Also improvisierten Filmarchitekt und Ausstatter munter drauf los:
- Bügeleisen, Duschköpfe und Bleistiftspitzer wurden als Bedienelemente des Raumschiffs in die Deko eingebaut.
- Einen sprudelnden Unterwasserstart des Raumschiffs fakten die Set-Tüftler mithilfe von Brausetabletten, die in Wasser aufgelöst wurden. Diese Aufnahmen wurden danach einfach gekippt und vor ein ausgeschnittenes Foto der Orion montiert.
- Eine Supernova-Explosion wurde mithilfe einer Holzkugel und Brandmasse simuliert. Als Feuerschweif musste ein Metallstreifen herhalten, der darauf montiert wurde.
Neben dem Trash spendierte die Produktionsfirma den Ausstattern aber auch echte Designerstühle von Ludwig Mies van der Rohe.
Diese eigenwillige Mischung sorgte wohl dafür, dass "Raumpatrouille Orion" in den 80er-Jahren ein kurzes Revival erlebte und im Berliner Programmkino Sputnik wiederaufgeführt wurde. Auch im Fernsehen waren die Folgen in Wiederholung zu sehen.
Die Fernsehkritiker indes haben die Serie nach der Erstausstrahlung gnadenlos verrissen: "Pseudowissenschaftlicher Quatsch" und "Schwachsinn" hieß es. Den Zuschauern war das offenbar egal – die Einschaltquote der ersten Folge lag bei über 50 Prozent.
Literatur zur Serie:
Das Buch zur Serie, geschrieben von einem eingefleischten Fan: Josef Hilger, "Raumpatrouille", Schwarzkopf & Schwarzkopf, Neuauflage von 2005, 320 Seiten
Die britische Serie "Mondbasis Alpha 1" – lange nicht so berühmt wie Star Trek - lief 1977 bis 1979 im ZDF.