Hymne der Unzufriedenen
"I Can't Get No Satisfaction" - vor ziemlich genau 50 Jahren wurde der Song auf eine erstaunte Welt losgelassen und er machte aus den Rolling Stones die Supergroup. Das Stück formulierte damals eine brodelnde Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen.
Musik: The Rolling Stones – I Can't get No Satisfaction
"Wenn ich mit meinem Wagen unterwegs bin
und dieser Typ im Radio textet mich zu
mit all seinen nutzlosen Informationen,
die meine Gedanken steuern sollen,
dann gibt mir das keine Befriedigung.
Ich kann einfach keine Befriedigung finden.
So sehr ich's auch versuch',
ich find' einfach keine."
und dieser Typ im Radio textet mich zu
mit all seinen nutzlosen Informationen,
die meine Gedanken steuern sollen,
dann gibt mir das keine Befriedigung.
Ich kann einfach keine Befriedigung finden.
So sehr ich's auch versuch',
ich find' einfach keine."
Angeblich entstand dieses Stück aus einer seltsam unbefriedigenden Gemengelage zwischen Publikumsrandsale bei einem Stoneskonzert irgendwo in Florida und diesem permanenten Druck von Heile-Welt-Reklame in Amerika. Die Stones waren ja zum ersten Mal da – und etwas entfremdet, wie Mick Jagger mal meinte. Und jedenfalls soll Keith Richards nachts wach geworden sein und im Halbschlaf diese fünf Töne auf ein Kassettendeck gespielt haben und wieder eingeschlafen sein, Jagger schrieb am nächsten Morgen den Text runter.
Die Stones waren ziemlich sauer
Zuerst klang das dann wie eine Folknummer, bis Richards dieses Verzerrerpedal benutzte, das ihm gerade eine Firma zum Ausprobieren schickte und das völlig neu war. Aber dann reichte ihr Manager die Demoaufnahme, die noch gar nicht fertig war, an die Radiosender weiter. Und als die Stones im Auto saßen und das Stück hörten, waren sie ziemlich sauer: Aber es war der Monsterhammer, der aus den Rolling Stones aus England schlagartig die Monsterband machte, die plötzlich alle interessierte.
Musik: Otis redding - I Can't get No Satisfaction
"I Can't Get No Satisfaction" handelte nicht mehr von jugendlicher Schwärmerei, sondern vom Aufbegehren oder zumindest von der Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen - moralisch, politisch, überhaupt. Dieses Rockstück formulierte die allgemeine, auch politische brodelnde Unzufriedenheit, aber auch das kleine, heimelige Aufbegehren gegen Bevormundung und nicht erfüllte Bedürfnisse, Versagung von Glück.
Freiheit und Sex
Es ging um Freiheit: Freiheit von sexueller Unterdrückung, Freiheit von Angst, Freiheit von schimpfenden Papas, tretenden Chefs und einen auslachenden Miezen!
Musik: The Heptones - I Can't get No Satisfaction
Und wie anpassungsfähig das Stück war! Es ist heute kaum noch nachzuhalten, in wie vielen Coverversionen diese so eingängige wie schlichte Beschwerdeführung in diesen 50 Jahren veröffentlicht wurde. Und es ist erstaunlich, dass dieses knackige Riff in jeden Stil hinein zu deformieren war: in Disco, Folk, Dixie und Soul, Metal und Reggae, Bossa und Chillout, Porno und sogar in eine Version als Yoga-Musik!
Musik: I Can't get No Satisfaction (Collage)
Grundstein der modernen Freizeitkultur
Die Rolling Stones haben mit "Satisfaction" den Grundstein der modernen Freizeitkultur gelegt: satisfaction guaranteed! Nur hätte sich vor 50 Jahren niemand träumen lassen, wozu sich das mal auswächst!
Heute liefert die Freizeitindustrie für jedes noch so spezielle Bedürfnis das passende Produkt, das einen, scheinbar, befriedigt. Und mitten darin laufen wir immer noch unbefriedigt durch die Gegend, oversexed und underfucked, aber ist alles so schön bunt hier ...
Und obendrüber thront immer noch dieser Song wie ein Instant-Suppenwürfel, mit dem, selbst wenn man in die Jahre kommt, noch die Erinnerung an die taumelnde Zeit der freudigen Wut aufgebrüht werden kann. Als Instant Surrogatextrakt.
Wie Mick Jagger mal sagte: "Die Rockmusik gab den Leuten etwas, was eigentlich gar nicht existierte."
Musik: Pimpi Arroyo – I Can't get No Satisfaction