50 Jahre Verlag der Autoren

Ein Forum für die jungen Wilden des Theaters

Der österreichische Schriftsteller Peter Handke.
Auch Peter Handke - das Foto zeigt ihn 1980 - gehörte zu den jungen Theaterautoren, die im Verlag der Autoren veröffentlichten. © imago stock&people
Karlheinz Braun im Gespräch mit André Mumot |
Am Anfang stand ein handfester Krach: 1969 trennte sich Karlheinz Braun, beflügelt von der 68er-Bewegung vom Suhrkamp Verlag und gründete den eigenen Theaterverlag Verlag der Autoren. Der versammelte alles, was in der jungen Theaterszene Rang und Namen hatte.
Sein Leben ist selbst ein Stück Theatergeschichte: Karlheinz Braun, 1932 geboren, leitete den Suhrkamp Theaterverlag von 1959 bis 1969 und war anschließend Mitbegründer und lange Geschäftsführer beim Verlag der Autoren. Er hat mit den großen Dramatikern eng zusammengearbeitet und jetzt ein Buch darüber geschrieben, das demnächst beim Verlag Schöffling und Co. erscheinen wird: "Herzstücke". Natürlich geht es darin auch um den großen Umbruch, der nach dem sogenannten Aufstand der Lektoren bei Suhrkamp passierte: Nach dem Konflikt mit Verleger Siegfried Unseld wagten Karlheinz Braun und seine Kollegen ein Experiment, sie hoben den Verlag der Autoren aus der Taufe, in dem die Dramatiker selbst zu Gesellschaftern wurden.
"Wir schrieben damals das Jahr 1968", berichtete Karlheinz Braun im Rang-1-Gespräch. "Einer bestimmten Zeitströmung, einem Zeitgeist folgend, wollten die Autoren – und es waren ja größtenteils junge Autoren – ein antiautoritäres, mitbestimmtes Modell unterstützen und sind in Scharen gekommen. Sie haben sich ihre eigene Verfassung gegeben, die bis heute fast unverändert besteht."

"Ein Spiegel der Gesellschaft"

Über Jahrzehnte hat Karlheinz Braun Autoren wie Heiner Müller, Rainer Werner Fassbinder, Peter Handke, Botho Strauß und andere begleitet. Autorinnen wie Dea Loher und Theresia Walser aber kamen erst spät dazu –das deutsche Theater blieb lange männlich. "Das war natürlich ein Spiegel der Gesellschaft – auch in den Theatern selbst. Unter den Theatermachern gab es kaum Frauen! Wir haben dann wirklich die erste Dramatikerin herausgebracht: Gerlind Reinshagen, die heute mit über 90 noch in Berlin lebt. Der Spiegel lästerte damals noch: Die schreibende Hausfrau – tagsüber muss sie in der Küche stehen und nachmittags setzt sie sich dann an den Schreibtisch."
Das aktuelle so oft postdramatisch auftretende Theater sieht Karlheinz Braun durchaus kritisch: "Es geht schon darum, dass in den letzten Jahrzehnten so eine Art Abschaffung des Autors auf der Bühne stattfindet. Was nichts Negatives sein muss. Die Autorschaft geht offensichtlich über auf jemand anderen, nämlich auf den Macher, auf den Regisseur selbst." Und weiter: "Das Theater besteht eben nicht mehr, wie es über Jahrhunderte der Fall war, in erster Linie aus dem Text, aus dem Dialog, aus dem vorgeschriebenen Stück, sondern besteht aus den Mitteln des Theaters, mit denen die Theatermacher ihre Fantasie und ihre Aussagen auf der Bühne realisieren."
Karlheinz Braun betonte auch: "Es kommen gute Sachen dabei heraus, wenn es die guten Leute machen. Aber es gibt nicht nur gute Leute, sondern auch mittelmäßige Leute am Theater, und wenn die dann dieselben Methoden anwenden, kommen nur schreckliche Sachen dabei heraus."

Das Buch von Karlheinz Braun erscheint am 5. Februar 2019:

"Herzstücke. Leben mit Autoren"
Schöffling Verlag, 2019, 654 Seiten, 32 Euro

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