60 Jahre Weltraumsatelliten

"Pech am laufenden Band"

Raketet
Unendlliche Weiten: Die Sowjetunion hatte vor 60 Jahren als erste Nation mit ihrer Sputnik-Mission einen Schritt ins All gewagt. © imago/CHROMORANGE
Harro Zimmer im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke |
Welche Schmach: Vor 60 Jahren schoss die Sowjetunion ihren ersten Satelliten Sputnik ins All – und die USA hatten mit eigenen Versuchen nur Pleiten, Pech und Pannen zu verzeichnen. Wissenschaftsjournalist Harro Zimmer erinnert sich.
Am 4. Oktober 1957 – mitten im Kalten Krieg - sorgte der Start von Sputnik 1 für weltweites Aufsehen. Mit einer modifizierten R7, die als Interkontinentalrakete für den militärischen Einsatz entwickelt wurde, brachte die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten in eine Erdumlaufbahn. Auf seiner elliptischen Bahn zwischen 228 und 947 Kilometer Höhe brauchte er 96 Minuten für einen Umlauf um die Erde.
Piepsend umkreiste die Aluminiumkugel mit vier Antennen den Erdball. Rund 85 Kilo wog der Satellit, sein Durchmesser war etwa doppelt so groß wie der eines Medizinballes.

Die USA versuchten nachzuziehen

Die USA waren alarmiert und fürchteten, ins Hintertreffen zu geraten. Allenthalben herrschte Unsicherheit über den nächsten Schritt der Sowjetunion. Schnell versuchen die Amerikaner mit einem eigenen Satelliten nachzuziehen. Der Wissenschaftsjournalist und Zeitzeuge Harro Zimmer, heute 85 Jahre alt, erinnert sich:
"Aber sie hatten Pech am laufenden Band: Das funktionierte nie richtig. Der Start misslang, der kleine Satellit, nicht viel größer als eine Pampelmuse, rollte über das Startgelände."
Der russische Regierungschef Nikita Chruschtschow nannte den US-Satelliten spöttisch "Kaputtnik" – welche Schmach. Erst dem deutschen Raketeningenieur Wernher von Braun, der seit 1945 in den USA forschte, gelang es, das Blatt zu wenden.

Große Überraschung im Kreml

Zimmer findet jedoch einen anderen Aspekt mindestens ebenso interessant, der in der Sputnik-Geschichte meist eher vernachlässigt werde: "Die große Überraschung vollzog sich im Kreml – dort hätte man nie damit gerechnet, dass rund um den Globus ein solches Interesse, eine solche Euphorie ausbrechen würde. Und Chruschtschow sah das und sage: Wir müssen jetzt Weltraum machen."
Der Rest ist Weltraum-Geschichte: Einen Monat später schoss die Sowjetunion die Hündin Laika ins All. Doch bereits der Sputnik sei eine pure Demonstration der Macht gewesen. Denn wirklich nützlich war der Satellit noch nicht: "Das einzige, was er vermittelte, war seine Innentemperatur." Erst ein Jahr später sei ein echter Forschungssatellit in die Umlaufbahn gegangen.
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