Andrea von Treuenfeld, Israel – Momente seiner Biographie, Gütersloher Verlagshaus 2018, 20 Euro.
Prägende Episoden
Wichtigen Momenten der Geschichte Israels widmet sich die Journalistin Andrea von Treuenfeld in ihrem Buch "Israel – Momente seiner Biografie". Anekdoten über Messias-Erscheinungen in Jerusalem gehören ebenso dazu wie Würdigungen des israelischen Militärs.
Das Jerusalem-Syndrom gehört zu Israel genauso wie der landesweite politische Protest 2011, weil der Hüttenkäse zu teuer geworden war. Solche Dinge erfahren die Leser und Leserinnen bei der Lektüre des Buches "Israel – Momente seiner Biografie" der Journalistin Andrea von Treuenfeld. "Ich wollte anlässlich der 70 Lebensjahre des Staates zu jedem Jahr eine, manchmal drei, manchmal vier Episoden heraussuchen, die auf irgendeine Weise prägend waren für das Land", sagte Treuenfeld im Deutschlandfunk Kultur. Das Buch beginne deshalb mit der Staatsgründung am 14. Mai 1948, aber es seien auch weniger bekannte Ereignisse.
Ungelöste Konflikte
"70 Jahre, was ist das schon für ein Land, gar nichts", sagte Treuenfeld über das Bestehen des Staates Israel. In diesem Zeitraum habe das Land vier große Kriege überstanden, Intifadas, unzählige militärische Auseinandersetzungen und Israel habe das alles erlebt. Weder die Palästinenserfrage noch die Siedlungsfrage seien nicht gelöst.
Leitmotiv des Militärs
In ihrem Buch erinnert die Autorin an den Gründungsmythos des israelischen Militärs: "Macht nichts, es ist gut, für unser Land zu sterben", waren Joseph Trumpeldors letzte Worte, als er am 1. März 1920 bei einem Gefecht mit Arabern tödlich getroffen wurde. Seitdem gilt der am 3. Dezember vor hundert Jahren im russischen Pjatigorsk geborene Zionist als Symbol der jüdischen Selbstverteidigung. Das Datum seines Todes, der 11. Adar (Mitte Februar bis Mitte März), ist ein Gedenktag und sein Ausspruch das Leitmotiv der Israel Defense Forces", schreibt Treuenfeld dazu in ihrem Buch.
Kritik an "Breaking the silence"
Zu den Streitkräften zu gehen, sei in Israel eine Selbstverständlichkeit, sagte sie. Männer und Frauen wollten für ihr Land kämpfen und dem Land dienen. Verständnis zeigt die Journalistin für die verbreitete Ablehnung der israelischen Organisation "Breaking the Silence", die Verbrechen des israelischen Militärs gegen Palästinenser anprangert. Treuenfeld sagte, die Methoden von "Breaking the Silence" seien "ein bisschen fragwürdig." Die Organisation gebe ihre Informanten nicht preis und dadurch seien die Aussagen nicht nachprüfbar. "Man hat inzwischen auch festgestellt, einige Dinge sind wirklich fake, nicht korrekt wiedergegeben worden." Die Organisation sei in Israel wenig beliebt, weil das israelische Militär einen hohen Stellenwert habe und fast jeder Staatsbürger gedient habe. Kein Israeli sehe es gerne, wenn dies in den Schmutz gezogen werde. (gem)