Mehr Pop statt Peace?
Am 30. Januar 1948 wurde Mahatma Gandhi von einem fanatischen Hindu erschossen. Das Abbild des weltberühmten Inders findet man bis heute auf allen Banknoten in Indien und im ganzen Land stehen zahllose Statuen. Bleibt von dem Freiheitskämpfer nur noch das Maskottchen?
"Das Licht ist aus. Überall nur Dunkelheit. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das erklären kann. Unser geliebter Anführer, Bapu, wie wir ihn genannt haben, der Vater der Nation, er lebt nicht mehr."
"Wir werden ihn nie wieder so sehen wie bisher. Wir werden nie wieder zu ihm laufen können, um seinen Rat oder seinen Trost einholen zu können."
"Es ist ein schwerer Schlag. Nicht nur für mich, sondern für Millionen Menschen in diesem Land."
Es ist der 30. Januar 1948, abends. Die schwerste Stunde für das gerade neu geborene Indien. Und die schwerste Stunde für Indiens Premierminister, Jawaharlal Nehru, der sich im Radio an seine Landsleute wendet, um ihnen die schreckliche Nachricht mitzuteilen. Der Schock über den Verlust des Vaters der Nation, er ist Nehru anzuhören. Es war kurz nach 17 Uhr nachmittags, als Mahatma Gandhi durch den Garten des Birla-Hauses in Neu-Delhi schritt. Der große, weiße Bungalow und das Grundstück gehörten einem indischen Industriellen, Birla, der Gandhis und Nehrus Unabhängigkeitsbewegung stets unterstützt hatte. Gandhi wohnte hier seit 144 Tagen, er war mehr als einen Monat nach Indiens Unabhängigkeit im Spätsommer 1947 ins Birla-Haus gezogen.
Er sagte nur noch "Oh Gott"
"Er wollte in den Garten zum Gebet gehen, aber dann fielen die Schüsse. Und es dauerte nur zwei Sekunden, da war er tot. Er konnte noch zwei Worte sagen: Hey Ram! Das heißt Oh Gott!"
Dipanker Shri Gyan verwaltet das Birla-Haus heute. Es ist eine Gedenkstätte. Wie an jedem Morgen tummeln sich auch an diesem kühlen Wintertag, 70 Jahre nach Gandhis Tod, Schulklassen am Birla-Haus. Aufmerksam blicken die Kinder auf die in Beton gegossenen Fußabdrücke im Garten, die den letzten Weg Gandhis markieren sollen.
"Wir waren im August 1947 unabhängig geworden, und Gandhi starb fünf Monate später. Es ist so, als ob ein Kind, das gerade geboren wurde, nach wenigen Monaten seinen Vater verliert. So war das auch für Indien."
Die Idee vom friedlichen Zusammenleben der Religionen
Als die Schüsse im Garten des Birla-Hauses fielen, herrschte noch Chaos in dem jungen Staat. Die Teilung des britischen Vizekönigreichs in Pakistan, das Land der Muslime, und Indien hatte unvorstellbares Leid und Gewalt hervor gebracht.
Millionen Menschen flohen aus ihrer Heimat in Pakistan oder Indien, Hunderttausende wurden in ihren Dörfern oder auf der Flucht von religiösen Extremisten umgebracht, Hindus, Muslime und Sikhs. Nehru und der pakistanische Staatsgründer Jinnah hatten stets betont, dass ihre Staaten säkular und für alle Religionen Heimat sein würden, aber das reichte nicht.
Auch Gandhi, der mehrfach gegen die Gewalt in einen Hungerstreik getreten war, hatte das Morden nur zwischenzeitlich stoppen können. Mehr aber auch nicht. Sein Traum von einem vereinten Indien war längst begraben. Aber seine Idee vom friedlichen Zusammenleben der Religionen noch nicht.
Am 30. Januar 1948 wollte Gandhi mit seinen Anhängern im Garten des Birla-Hauses beten. Gandhi war zwar ein gläubiger Hindu. Aber in seine Gebete mischte er stets auch Verse aus dem Koran und buddhistische Gesänge. Das passte nicht allen. Und so war es ein Hindu-Extremist, Nathuram Godse, der um 17 Uhr 17 eine Beretta-Pistole zog und auf Gandhi schoss.
Hindunationalisten beim Frühsport in Gujarat. Das ist der Heimatstaat von Mahatma Gandhi, im Westen von Indien. Die Trillerpfeife ertönt, die safranfarbene Fahne ist gehisst, die jungen Männer nehmen Haltung an und salutieren.
Safran, das ist die Farbe der Hindu-Nationalisten. Ein drahtiger Mann brüllt Kommandos, dann beginnt die Gruppe mit einer Mischung aus militärischem Drill und Aufwärmgymnastik. Das alles mitten in einem öffentlichen Park in der Stadt Surat.
Die Männer, die hier bei Sonnenaufgang ihren Körper stählen, gehören zur Bewegung der Rashtriya Swayamsevak Sangh, kurz: RSS. Diese nationale Freiwilligenorganisation ist eine radikal hinduistische Kadergruppe und heute der ideologische Überbau der Regierungspartei BJP von Premierminister Narendra Modi. Auch der Mörder von Gandhi, Nathuram Godse, war Teil dieser Bewegung und lange Mitglied im RSS.
Ist Mahatma Gandhi, Indiens Nationalheld, ein Feindbild für den RSS? Nein, sagt Alok Aggarwal, der Leiter der RSS-Untergruppe in Surat.
"Lassen Sie mich eines klarstellen: Godse war kein Mitglied unserer Organisation. Es gibt natürlich viele Menschen, die sich uns anschließen, und nehmen wir an, einer von denen mag Gandhi nicht und entscheidet sich dazu, ihn umzubringen - was kann der RSS dafür? Es war die Tat eines Einzelnen, der RSS hat das nicht geplant…"
Stimmt das wirklich? Gibt es keinerlei Verbindung zwischen Godse und dem RSS? Nachfrage bei Shashi Tharoor, einem der bekanntesten Politiker Indiens. Tharoor sitzt für die Kongresspartei im indischen Parlament, in der Opposition. Er ist außerdem ein Bestseller-Autor. Zuletzt hatte er die britische Kolonialzeit als "Ära der Dunkelheit" bezeichnet und Großbritannien aufgefordert, sich zumindest symbolisch zu entschuldigen.
Trägt der RSS Mitverantwortung für den Mord an Gandhi?
Tharoor kennt sich nicht nur mit Geschichte aus, er schreibt auch als überzeugter Patriot. Aber: Sein Indien ist nicht das Indien der RSS-Anhänger, die das Land den Hindus unterwerfen wollen und für die Muslime und auch Christen Nachkommen von Invasoren und Kollaborateuren sind, aber keine Mitbürger.
Shashi Tharoor dagegen steht für einen säkularen Staat, der allen Religionen gleichermaßen Schutz bietet – ganz in der Tradition Mahatma Gandhis. Für ihn ist der Mörder Gandhis sehr wohl dem RSS zuzuordnen. Und nicht nur das: Der RSS trägt für Shashi Tharoor eine Mitverantwortung für die Tat.
"Na ja, Godse war ein Mitglied sowohl des RSS als auch einer anderen extremen Organisation, keine Frage. Einige behaupten, er habe die Gruppe vorher verlassen, sozusagen in letzter Minute, damit der Mord nicht auf den RSS zurück fällt. Aber es gibt sehr viele Anekdoten von RSS-Führern, die nach der Tat Süßigkeiten verteilt haben und den Mord gefeiert haben, während der Rest des Landes unter Schock stand."
Tatsächlich gibt es noch heute sogar Parlamentsabgeordnete der Regierungspartei BJP und Aktivisten im RSS, die Gandhis Mörder als Held bezeichnen sowie als wahren Patrioten. Der Premierminister dagegen, Narendra Modi, missbrauche Gandhi für seine politischen Ziele und Kampagnen, sagt Tharoor. Denn auch der Premierminister habe für den großen Mahatma in Wahrheit nicht viel übrig – seine Parolen seien deshalb nicht mehr als Lippenbekenntnisse. Ein Vorwurf, mit dem Tharoor im vergangenen Jahr eine öffentliche Debatte ausgelöst hatte.
"Das Aufhetzen von Hindus und Muslimen ist immer noch ein entscheidendes Element der aktuellen Regierungspartei BJP. Eine erfolgreiche Taktik. Gandhi dagegen hat alles dafür getan, um Frieden zwischen den Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Zum Beispiel lebte er 1947 demonstrativ im Haus eines Moslems in einem muslimischen Viertel von Kolkatta, als er gefastet hat – als Protest gegen die Unruhen. Er sagte, er werde eher in Pakistan leben als in Indien, um seinen Standpunkt klar zu machen. Ein Standpunkt, der sich von der aktuellen Regierung doch sehr unterscheidet."
Mahatma Gandhi nur noch eine Symbolfigur?
Shashi Tharoor wirft der aktuellen indischen Regierung vor, sich ein paar Rosinen wie die Säuberung der indischen Flüsse heraus zu picken und mit Gandhi zu verbinden – aber seine moralischen Botschaften völlig zu ignorieren. Doch Modi, der Premierminister, gewinnt derzeit eine Wahl nach der anderen. Viele Inder verehren ihn.
Ist Mahatma Gandhi also nur noch eine Symbolfigur, die Plakate ziert und für politische Botschaften genutzt wird, die aber nur wenig mit ihm und seinen Idealen zu tun haben?
"Um ehrlich zu sein, ja, Gandhi ist mehr ein Ideal als jemand, dessen Anhänger so leben, wie er es getan hat. Es gibt zwar überall so genannte Gandhianer, es gibt Gandhi-Gesellschaften, es gibt Leute, die ihn verehren, die über ihn schreiben oder seine Bücher lesen. Aber: Werden Sie in den Zeitungen an irgendeinem x-beliebigen Tag in den Überschriften irgendetwas finden, was wirklich auf Gandhi zurück geht? Ich glaube nicht.
Schauen Sie sich die Fernsehnachrichten eine Woche lang an und zeigen Sie mir eine Geschichte, die direkt von Gandhis Idealen getragen wird. Ich wäre sehr überrascht. Ich will dafür nicht Gandhi verantwortlich machen, sondern uns selbst. Wir haben darin versagt, seine großen Ideale und die Beispiele, die er für uns gesetzt hat, auch zu verinnerlichen."
Ein Bahnhof in Gujarat, im Westen Indiens, dem Heimatstaat von Mahatma Gandhi. Von hier wurde der Freiheitskämpfer im Jahr 1930 in einen Schnellzug verfrachtet, um ins Gefängnis gebracht zu werden. Ein Gedenkstein und ein kleiner Bahnhof, der Gandhis Namen trägt, erinnern heute daran. Ganz in der Nähe hatte Gandhi seinen Salzmarsch beendet, der ihn in der ganzen Welt berühmt gemacht hatte.
Der Salzmarsch gegen die Briten
Mit seinen Anhängern war er aus Protest gegen das Salzmonopol der Briten hunderte Kilometer weit gelaufen. In dieser Zeit hatte die britische Regierung im ganzen Land die Gewinnung von Salz sowie dessen Handel kontrolliert. Und am Ende so hohe Steuern darauf erhoben, dass die armen Menschen sich kaum noch Salz leisten konnten, obwohl sie es gerade im heißen Indien so dringend brauchten.
24 Tage war Gandhi mit seinen Mitstreitern unterwegs, bis sie endlich das Arabische Meer erreichten. Am Strand von Dandi, im Bundesstaat Gujarat, hatte Gandhi einige Körner Salz aufgehoben und sie auf den Sand herunter rieseln lassen. Diese Geste wurde das Protestsymbol gegen das Salzmonopol der britischen Regierung.
Gandhis Urenkelin: Die Armen bleiben Sklaven
Gandhis Urenkelin lebt heute in der Nähe des Strandes, wo der Salzmarsch sein Ende gefunden hatte. Neelam Parikh ist 84 Jahre, sechs Jahre älter als ihr Urgroßvater hatte werden können. Die Unabhängigkeit von der britischen Kolonialmacht habe Gandhi ja noch erleben dürfen, sagt sie, aber die Ungerechtigkeit würde in Indien noch bis heute fortdauern:
"Unter den Briten waren wir Sklaven, wir haben gegen sie gekämpft, sie rausgeworfen und unsere Freiheit erlangt. Dann aber haben die reichen Menschen im Land die Unabhängigkeit an sich gerissen, sie haben ihre eigenen Regeln geschaffen und die armen Menschen im Land sind Sklaven geblieben. Heute arbeiten die Politiker nur für sich selbst und die Menschen am unteren Rand bleiben arm."
"Mein Urgroßvater hat mir so stark auf den Rücken geklopft"
Neelam war noch ein kleines Kind, als sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern ihren Urgroßvater Gandhi besuchen ging. Heute hat sie rein äußerlich viele Ähnlichkeiten mit ihm. Sehr klein, sehr schmächtig und sie trägt eine Brille. Die wackelt ein wenig hin und her, wenn sich Neelam Parikh an ihren Urgroßvater erinnert, denn sie muss ein wenig dabei kichern:
"Ich habe mich bei meiner Mutter immer darüber beschwert, dass mein Urgroßvater mir so stark auf den Rücken geklopft hat, wenn wir zu Besuch waren. Das hat manchmal richtig weh getan. Aber dann hat er uns Kindern immer ein Stück Obst gegeben und uns raus zum Spielen geschickt."
Was für ein wichtiger Mann ihr Urgroßvater war, hat sie erst sehr viel später verstanden. Neelam Parikh ist in der Großstadt Bombay, dem heutigen Mumbai aufgewachsen und hat dort studiert. Statt einem lukrativen Beruf nachzugehen, hat sie die Ideen Gandhis umsetzen wollen. Mit ihrem Ehemann ist sie in ein kleines Dorf aufs Land gezogen und hat dort an einer Schule unterrichtet. Nachmittags hat sie dort Frauen das Lesen beigebracht.
Damit gehört Neelam Parikh zu sehr wenigen Menschen in Indien, die ein Leben im Namen Gandhis führen. Würde Bapu, also der Vater der Nation, noch leben, wäre alles gut in ihrem Land, sagt sie lachend.
Gandhi wäre enttäuscht über das heutige Indien
"Ich glaube, er wäre sehr enttäuscht, wenn er heute noch leben würde. Ich bin mir sicher, würde Gandhi das heutige Indien sehen, er würde zu Gott beten, dass Er ihn von diesem Ort wegholen möge."
Mahatma Gandhi träumte nicht nur vom friedlichen Zusammenleben der Religionen, sondern auch von einem Indien, in dem die kleinen Bauern durch fairen Handel genug Geld hätten verdienen können, um zu überleben. Seine Urenkelin Neelam Parikh ist nicht nur enttäuscht, dass die Revolution von unten in ihrem Land nie stattgefunden hat.
Die 84-jährige ist sauer, dass die Politiker den Namen ihres Urgroßvaters missbrauchen, um politische Kampagnen zu fahren:
"Heute geht es doch nur noch darum, eine Show zu machen. Bapu hat die Dinge wirklich angepackt, er hat in seinem Ashram die Toiletten selber geputzt, er hat seinen Haushalt gemacht, sogar in der Küche geholfen. Es gab keine Arbeit, die ihm zu schmutzig war. Er hat alles, was er getan hat, aus tiefstem Herzen gemacht. Die Politiker von heute nehmen einen Besen in die Hand, um mit diesem Foto dann in der Zeitung zu landen. Das ist alles nicht echt!"
Heute ist Neelam Parikh selbst Großmutter, sie hakt sich bei ihrer Enkelin ein als sie auf eine Bambushütte zusteuert. An diesem Ort hat Gandhi zwei Wochen lang mit seinen Anhängern Artikel für Zeitungen geschrieben und alle Menschen, arm oder reich, im Land dazu aufgerufen, sich den Unterdrückern, damals den Briten, zu widersetzen. Nachdenklich schaut sie auf das Foto ihres Urgroßvaters, das an der Gedenkstätte angebracht wurde und schüttelt ihren kleinen Kopf:
"So wie es heute läuft, das ist nicht die Freiheit, die Bapu sich vorgestellt hatte. Er wollte, dass alle genügend Arbeit haben, vor allem in den Dörfern.. Aber es passiert nichts dergleichen."
Heute gibt es hier 100 Milliardäre und 200 000 Millionäre
Indien hatte nach Gandhis Tod tatsächlich noch versucht, zumindest die ökonomischen Ideale, von denen Neelam Parikh noch heute träumt, ansatzweise umzusetzen. Der Weg dahin war eine Art indischer Sozialismus, der aber spätestens 1991, als das Land pleite war, begraben werden musste.
Seitdem hat sich Indien geöffnet. Das Land ist heute extrem kapitalistisch. Inzwischen gibt es hier genau hundert Milliardäre und bis zu 200.000 Millionäre.
Und trotzdem sterben immer noch zigtausende Menschen an Mangelernährung. Die Dörfer, die Gandhi und seiner Urenkelin Neelam so wichtig sind, bluten aus. Ihre Bewohner, die ihr Glück als Tagelöhner in den Städten versuchen, werden dort in der Regel ausgebeutet. Die heiligen Flüsse Indiens sind zu Kloaken verkommen. Und das Birla-Haus, der Ort, an dem Mahatma Gandhi vor 70 Jahren ermordet wurde, versinkt an diesem Wintermorgen im Smog, der so dicht ist wie in wohl keiner anderen Hauptstadt der Welt.
All das macht auch Dipanker Shri Gyan, den Direktor der Gandhi-Gedenkstätte im Birla-Haus, ein wenig ratlos.
"Indien hat sich unglaublich verändert seit seinem Tod. Wir haben aber immer Gandhis Ideen für eine nachhaltige Entwicklung beherzigt. Wir machen das eigentlich immer noch. Ich meine, er hat ja schon vor hundert Jahren von einer nachhaltigen Entwicklung gesprochen. Aber wir sind auch gieriger geworden. Ganz sicher wäre er traurig, wenn er sehen müsste, wie es heute hier läuft. Wie wir die Natur vergessen haben. Er wäre ein trauriger Mann."
Die Kinder im jungen Indien verstehen Gandhi
Jeden Tag kommen die Menschen in Indien mit Gandhi in Berührung, sein Konterfei ist auf alle Geldscheine des Landes gedruckt. Braucht Indien aber heute vielleicht einen neuen Mahatma Gandhi?
"Nein, Gandhi muss nicht als Person zurückkommen. Aber wir müssen uns wieder mehr um seine Philosophie kümmern. Heute haben die Kinder, die unsere Gedenkstätte besuchen, viel mehr von ihm verstanden als die Älteren. Das gibt mir Hoffnung. Früher haben sich nur wenige um Hygiene, Toiletten für Arme und um die Umwelt gekümmert. Aber die Kinder interessiert das. Und so stoßen sie auf Gandhi. Und sie verstehen, was er meinte. Das ist schön.
Vielleicht hat Dipanker Shri Gyan Recht. Indien ist ein junges Land, jeder zweite Mensch ist jünger als 25 Jahre. Indien versteht sich, den Hindu-Extremisten zum Trotz, immer noch als multireligiöses Land und säkularer Staat, genauso geliebt von Hindus wie von Christen, Buddhisten, Sikhs und Muslimen. Der Muezzin-Ruf und das Läuten der Tempelglocken scheinen nach wie vor ein unverrückbarer Bestandteil des Alltags zu sein.
Der Mahatma, übersetzt "die große Seele", ist noch immer in vielen Köpfen präsent. Es heißt, Gandhi sei zwar gewaltsam, aber mit sich im Reinen gestorben. In dem Raum, in dem Gandhis Leiche lag, war laut Augenzeugen keine Wut zu spüren. Dafür aber ein Hauch von Frieden.