75. Filmfestspiele Venedig gehen zu Ende

"Das Kino war hier Kino"

Filmstill: Joaquin Phoenix als Charlie Sisters, einer der Brüder in dem Western "The Sisters Brothers"
"The Sisters Brothers", der Western des Regisseurs Jacques Audiard, hätte gezeigt, dass es ein Bedürfnis gibt nach Liebe, Verständnis und Freundlichkeit gebe, so Kritikerin Anke Leweke. © Asac - la Biennale di Venezia / Shanna Besson
Anke Leweke im Gespräch mit Gabi Wuttke |
Die Filmfestspiele in Venedig neigen sich dem Ende zu. Im Rückblick war es für Filmkritikerin Anke Leweke ein gelungenes Festival, bei dem das Kino wieder Kino war - und uns mit seinen Überhöhungen immer wieder auf den Boden der Tatsachen geholt hätte.
"Es war ein Wettbewerb, der gezeigt hat, dass das Kino noch gesellschaftliche Fragen aufwerfen kann, dass sich die Filme in unser menschliches Schlamassel begeben, uns einen Spiegel vorhalten und dabei trotzdem einfach Kinofilme sind. Das Kino war hier Kino. Es hat in seiner Künstlichkeit unsere Wirklichkeit reflektiert und hat uns mit seinen Überhöhungen immer wieder auf den Boden der Tatsachen geholt." So zieht Filmkritikerin Anke Leweke Bilanz vom diesjährigen Wettbewerb.

Vom Bedürfnis nach Liebe und Verständnis

Aber es war auch ein Fest der Utopien, meint Leweke. Filme wie "Die Nachtigall" der australischen Regisseurin Jennifer Kent, der einzigen Regisseurin im Wettbewerb, aber auch "The Sisters Brothers", der Western des französischen Regisseurs Jacques Audiard, hätten die Annährung zwischen Menschen dargestellt und gezeigt, dass es ein Bedürfnis gibt nach Liebe, Verständnis und Freundlichkeit.

Die Leinwand als Probebühne

Außerdem sei es ein interessanter Jahrgang für Frauenfiguren gewesen, erklärt Leweke, weil "die Frauenfiguren endlich einmal agieren durften, sich ausprobieren konnten.” Besonders seien es teilweise auch "sehr aggressive Frauen" gewesen, "die überhaupt keine Sympathieträgerinnen waren". Gute Beispiele dafür seien der Horrofilm "Suspiria" des italienischen Regisseurs von Dario Argento und "The Favorite" des Griechen Giorgos Lanthimos. Dabei müssten die üblichen "Zuschreibungen" wie "starke Frauen" allerdings ad acta gelegt werden, so Leweke.
(kp)
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