"Seine Bauten sind Gefühlsmaschinen"

Der Schweizer Architekt Mario Botta hat es mit seinen Bauwerken in den vergangenen Jahrzehnten zu Weltruhm gebracht. Kennzeichnend für seinen Stil sind massive, streng geometrische Baukörper aus Naturstein, Backstein oder Beton, in denen Licht als theatrales Mittel eingesetzt wird.
"Das sind Gefühlsmaschinen, in denen sich viele Menschen wohlfühlen", sagt Köbi Gantenbein, Chefredakteur des Schweizer Architekturmagazins "Hochparterre", über die Gebäude Bottas.
Mario Bottas Architektur war eine Gegenbewegung zur Moderne, die vor allem auf Rationalisierung, Vernunft und Kostengünstigkeit setzte. "Botta besann sich auf die Grundtatsachen der Architektur", so Köbi Gantenbein. "Wie baue ich einfache Körper zu einem Raum zusammen, wie gehe ich mit dem Licht um, wie erfinde ich die Architektur neu auf Basis der Geschichte."

Blick in die Kirche "San Giovanni Battista" mit Altar, in dem Schweizer Bergdorf Mogno (Tessin).© dpa / picture-alliance
Auch von seiner Haltung her habe sich Botta stets von den "bärbeißigen Besserwisser-Architekten der Moderne" abgegrenzt. "Mit einer großen Heiterkeit, mit viel Humor und einer unglaublichen Liebenswürdigkeit, mit der sich auch im kulturellen Leben engagiert."
Beispiele für Bottas Architekturstil sind seine "Casa Rotonda" in Stabio (1982), ein Einfamilienhaus, das auf kreisförmigem Grundriss basiert, oder seine Kirche San Giovanni Battista in Mogno mit gestreifter Natursteinfassade. Botta wurde in Italien ausgebildet, zu seinen Lehrern zählte Carlo Scarpa. Beeinflusst wurde er aber auch von berühmten Architekten wie Le Corbusier, Louis I. Kahn und Luigi Snozzi. Er gilt als Vertreter der in den 1970er-Jahren bekannt gewordenen "Neuen Tessiner Schule".

Blick in die Kirche "San Giovanni Battista" mit Altar, in dem Schweizer Bergdorf Mogno (Tessin). © dpa /picture-alliance
"Es ist ein Werk, das einige Höhen hat, einige Tiefen und viele Anständigkeiten", so Köbi Gantenbein über die Architektur Mario Bottas. Er habe einen gewissen Pragmatismus in der Fertigstellung entwickelt und auch schon humorvoll auf Kritik an seinem Bauwerk reagiert, als er sagte: "Die Welt ist groß und es hat viel Platz". Zu den großen Stärken seines Werks zählten aber die Kirchenbauten, denen derzeit auch die Pinakothek Casa Rusca in Locarno eine Ausstellung widmet. "Kirchenarchitektur ist auch Kulissenarchitektur mit Licht, und da ist Mario Botta stark."
Den Erfolg der Architektur Bottas führt Köbi Gantenbein darauf zurück, dass sich viele Menschen in seinen Räumen einfach wohlfühlen. Botta sei ein Meister und ein Schalk der unmittelbaren Wirkung von Raum und Licht auf die Wahrnehmung: "Seine Bauten sind Gefühlsmaschinen, Sinnesorgien".
(msc)