75 Years of Capitol Records
Taschen Verlag
492 Seiten, EUR 99,99
Vom Golfspiel zum legendären Plattenlabel
Weil er das damalige Musikgeschäft und den Umgang mit den Musikern satt hatte, gründete der Songschreiber Johnny Mercer vor 75 Jahren in den USA Capitol Records. Die Idee kam ihm beim Golfspielen. Das Jubiläum wird mit einem voluminösen Bildband gefeiert.
Man könnte fast sagen, Capitol Records wurde aus der Not heraus geboren, Anfang der 1940er-Jahre. Der Songschreiber und Sänger Johnny Mercer hatte das damalige Musikgeschäft satt, wie mit Musikern umgegangen wurde, wie die Stimmung der Musiker untereinander war.
Beim Golfspielen hatte er die Idee, ein eigenes Plattenlabel zu gründen, holte sich zwei Partner ins Boot, und gründete 1942 in Hollywood Capitol Records, das erste Plattenlabel an der Westküste der USA. Bis dahin spielte sich das große Musikgeschäft an der Ostküste der USA ab.
Was folgte, war ein beeindruckender Aufstieg der Firma zu einem der bedeutendsten und prägendsten Plattenlabels der Geschichte. Nat King Cole, Miles Davis, Frank Sinatra, Beach Boys, Beatles, Pink Floyd, Beastie Boys, Beck, Foo Fighters, Norah Jones, Tina Turner, Sam Smith…. Die Liste der Namen der Musiker, die bei Capitol unter Vertrag standen bzw. stehen, ist lang und beeindruckend.
In diesem Jahr feiert Capitol Records den 75. Geburtstag. Dazu ist gerade im Taschen Verlag die offizielle Chronik erschienen. Ein riesiger Bildband, mehrere Kilo schwer, großes Format, 500 Seiten, knapp 100 Euro. Mit einem Vorwort von Beck, Essays von Musik-Historikern und Hunderten von Fotos, die das Entstehen, den Aufstieg und die Bedeutung des Labels dokumentieren.
Begeisternde musikalische Vielfalt
Unsere Rezensentin Kerstin Poppendieck ist begeistert von der musikalischen Vielfalt, die von Anfang an von Capitol Records präsentiert wurde: von Nat King Cole bis Coldplay. Jazz, Country, Pop, Rock, Hip Hop, Soul, Klassik, Gospel.
Gegründet wurde das Label anfangs auch, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Musiker zu verbessern, so zumindest der Anspruch. Doch wie bei jeder Geschäftsgründung und egal wie ehrenhaft die Beweggründe: Es geht am Ende ums Geld und Wirtschaftlichkeit.
Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich auch schnell ein: Vier Jahre nach Gründung gehörte Capitol zu den sechs größten Plattenfirmen der USA. Mit Namen wie Bing Crosby, Miles Davis, Shirley Bassey (50er Jahre) Joe Cocker, Jimi Hendrix, Bob Seger ging es stets bergauf.
Einen ersten Höhepunkt erreichte das Label Mitte der 1960er-Jahre, als Capitol die Beach Boys und die Beatles unter Vertrag nahm. Vor allem die Beatles erwiesen sich als wahre Goldesel für Capitol: Innerhalb von fünf Jahren vervierfachten sich Einnahmen.
Kritische Punkte fehlen
Doch mit den Beatles kam es zum Zerwürfnis, weil sich Capitol nicht an die Vorgaben der Band zur Alben-Veröffentlichung hielt. Diese Episode wie auch andere kritische Punkte, z.B. das Capitol Elvis Presley nicht unter Vertrag nahm oder den Rockabilly-Hype verpasst hatte, werden im Buch nicht erwähnt. Es geht eher darum, die eigene Geschichte nachzuerzählen und sich zum Jubiläum zu feiern.
Kerstin Poppendieck: "Was das Buch ausmacht, ist nicht der Text, sondern die Fotos. Zum Teil geben sie Einblick in eine längst vergangene Zeit, zum Beispiel ein Fantreffen mit den Beatles in LA in den 1960er-Jahren oder Judy Garland in Gedanken versunken während einer Probe oder Benny Goodman, der seinen kleinen Töchtern aus der Capitol Firmenzeitung vorliest."
Musik zum Ansehen
Das Buch bietet so eine Mischung aus spannenden Zeitaufnahmen, interessanten Porträts, Albumcovern und Fotos aus dem Capitol Archiv, die die Musiker von einer neuen Seite zeigen. Musiker, deren Musik man liebt, die einen lange begleitet haben – Musik zum Ansehen.
Das Plattenlabel Capitol Records feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Passend dazu ist beim Taschen Verlag das Buch dazu erschienen: