Filme im Wettbewerb:
- Madres Paralelas (Regie: Pedro Almodovar)
- Mona Lisa And The Blood Moon (Regie: Ana Lily Amirpour)
- Un Autre Monde (Regie: Stéphane Brizé)
- The Power Of The Dog (Regie: Jane Campion)
- America Latina (Regie: Damiano D’Innocenzo, Fabio D’Innocenzo)
- L'Evénement (Regie: Audrey Diwan)
- Official Competition (Regie: Gaston Duprat, Mariano Cohn)
- Il Buco (Regie: Michelangelo Frammartino)
- Sundown (Regie: Michel Franco)
- Illusions Perdues (Regie: Xavier Giannoli)
- The Lost Daughter (Regie: Maggie Gyllenhaal)
- Spencer (Regie: Pablo Larrain)
- Freaks Out (Regie: Gabriele Mainetti)
- Qui Rido Io (Regie: Mario Martone)
- On The Job: The Missing 8 (Regie: Erik Matti)
- Leave No Traces (Regie: Jan P Matuszynski)
- Captain Volkonogov Escaped (R: Natasha Merkulova, Alexej Tschupow)
- The Card Counter (Regie: Paul Schrader)
- The Hand Of God (Regie: Paolo Sorrentino)
- La Caja (Regie: Lorenzo Vigas)
- Reflection (Regie: Valentyn Vasyanovych)
Die ersten Favoriten für den Goldenen Löwen
07:11 Minuten
Halbzeit bei den Filmfestspielen in Venedig: Als einer der Favoriten für einen Goldenen Löwen gilt "The Power of the Dog". Der Western von Regisseurin Jane Campion sei bisher der beste Film im Wettbewerb, sagt Filmkritiker Patrick Wellinski.
Mit "The Power of the Dog" hat die neuseeländische Regisseurin Jane Campion einen Western für Netflix gedreht. Er hatte bei den 78. Internationalen Filmfestpielen in Venedig im Wettbewerb Premiere. Es sei ein archaisches und gewaltig in Szene gesetztes Bruderduell, das in Montana in den 1920er-Jahren spielt, erklärt unser Filmkritiker Patrick Wellinski.
Benedict Cumberbatch verkörpert die Rolle des aggressiven Bruders Phil, der seine Schwägerin in den Alkoholismus treibt. Um ihn herum inszeniere Netflix in Venedig eine Oscar-Kampagne, berichtet Wellinski.
Im Fokus der Aufmerksamkeit steht auch der Spielfilm "Spencer" des Chilenen Pablo Larrain. Kristen Stewart spielt darin Lady Di, die sich am Weihnachtswochenende 1991 entschließt, Prince Charles zu verlassen.
Die Science-Fiction-Verfilmung "Dune" von Denis Villeneuve gilt unter Fans als das Kinoereignis des Jahres. Am Wochenende feierte der Film, der außerhalb des Wettbewerbs läuft, in Venedig Weltpremiere. Die Geschichte, die auf einer Literaturvorlage basiert, erzählt von einem Krieg in fernen Welten.
Der Film sei ein gelungenes Spektakel, bei dem man visuell Sensationelles geboten bekomme, urteilt unser Filmkritker Patrick Wellinski. [Audio]
Das deutsche Kino fehlt am Lido
Das Festival wurde mit dem neuen Drama des spanischen Autorenfilmers Pedro Almodóvar eröffnet. In "Madres Paralelas" geht es um zwei sehr unterschiedliche Mütter und die verschiedenen Aspekte der Mutterliebe. Penélope Cruz spielt darin eine alleinerziehende Frau,
die immer wie ein Cowboy durchs Bild laufe, erklärt die sichtlich beeindruckte Filmkritikerin Anke Leweke [Audio].
Die spanische Schauspielerin ist auch im Wettbewerbsbeitrag "Official Competition" zu sehen.
Das deutsche Kino findet am Lido diesmal gar nicht statt. Im italienischen Wettbewerbsbeitrag "Freaks Out" von Gabriele Marinetti ist allerdings Franz Rogowski zu sehen. Er spielt ein Mitglied einer Zirkustruppe, die von den Wirren des Zweiten Weltkrieges auseinandergerissen wird.
Die Jury leitet der koreanische Oscar-Gewinner und Preisträger der Goldenen Palme von Cannes, Bong Joon-ho ("Parasite"). Joon-ho gilt als entspannter Typ, der vor allem den Spaß am Kino vermitteln möchte.
Ihm zur Seite steht unter anderen die chinesischstämmige Regisseurin und Oscar-Gewinnerin Chloe Zhao, die mit "Nomadland" 2020 auch den Goldenen Löwen und damit die höchste Auszeichnung bei diesem Festival gewann. Sie wird in diesem Jahr am 11. September verliehen.
Ehrengäste Roberto Benigni und Jamie Lee Curtis
Besonderes Augenmerk gilt den beiden Ehrenpreisträgern: Der italienische Regisseur Roberto Benigni und die US-Schauspielerin Jamie Lee Curtis werden in Venedig für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und stellen dem Publikum ihre neuen Projekte vor.
Festspiele unter Corona-Bedingungen
Im letzten Jahr galt es unter Beobachtern als Unverschämtheit, das Festival trotz grassierender Pandemie stattfinden zu lassen. Es gab noch nicht mal Impfstoffe. Doch den Veranstaltern gelang es, mit strengen, aber auch klugen Hygienemaßnahmen ein bisschen Kinofeeling zu erzeugen.
Auch diesmal setzt man auf dieses Konzept [Audio].
Für alle Vorstellungen müssen Tickets online bestellt werden. Im Kino sitzt man nur im Schachbrettmuster. Überall auf dem Festival gilt eine Maskenpflicht. Hinzu kommen Fieberkontrollen und der verpflichtende Besitz des italienischen grünen Passes, der die Impfungen nachweist.
Ungeimpfte haben es eher schwer. Es gibt zwar Teststationen und offiziell gilt die 3G-Regel, wobei die Organisation des Festivals eher auf eine 2G-Regel ausgelegt ist.
Ältestes Filmfestival der Welt mit wechselvoller Geschichte
Das Filmfestival von Venedig wurde als Teil der Kunstbiennale zum ersten Mal 1932 unter dem bis heute gültigen, schön pompösen Titel "Mostra Internazionale d'Arte Cinematografica della Biennale di Venezia" organisiert.
Unrühmlich waren die ersten Jahre am Lido, als Mussolini-Anhänger und deutsche Nationalsozialisten Propagandastreifen wie "Heimkehr" zeigten. Nach dem Zweiten Weltkrieg mauserte sich das Festival zum Fenster des italienischen Nachkriegskinos. Hier wurden die ersten Werke des Neorealismus von Fellini, De Sica und später dann die Werke des italienischen Modernismus von Antonioni und Pasolini gezeigt.
Vor gut zehn Jahren galt das Festival als Sorgenkind der internationalen Festivallandschaft: heruntergewirtschaftet, schlechte und marode Infrastruktur, mafiöse Bauvorhaben, schlechte Filme und kaum Prominenz aus Übersee. Doch dann kam mit dem Festivalleiter Alberto Barbera neuer Schwung in den Laden.
Heute gilt Venedig als offizielle Plattform für die beginnende Oscar-Saison. Anders als Cannes und Berlin hat man am Lido die Leinwände für Streamingdienste wie Netflix und ihre Serien und Produkte geöffnet.
Auch das Virtual Reality Kino wird gefördert. So ist das Festival auch eine Art multimediales Festival geworden, das immer auch ein Ohr hat für andere Künste und neue mediale Formen.
(cosa)