Happy Birthday, Dalai Lama!
Das religiöse Oberhaupt der Tibeter wird 80 Jahre alt. Seitdem China von Tibet besetzt ist, lebt der Dalai Lama im Exil in Indien. Von dort aus kämpft er für mehr Autonomierechte seiner Heimat. Doch China sieht den Friedensnobelpreisträger als Gefahr.
"Ich bin nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste Dalai Lama", sagt das religiöse Oberhaupt der Tibeter schelmisch. Und setzt noch einen drauf: "Ich bin ein ziemlich normaler Dalai Lama und eine ganz nette Person."
Und da ist es wieder, dieses ansteckende Lachen, mit dem er weltweit so viele Herzen erobert. Sein Humor ist sein Markenzeichen - eins, das er auch politisch einsetzt. Als die BBC ihn im vergangenen Dezember fragte, wer oder was nach ihm komme, verpackte der 14. Dalai Lama seine deutliche Antwort in Schalk und Witz.
"Ob es einen nächsten Dalai Lama gibt oder nicht entscheidet das tibetische Volk. Eines Tages wird die Institution ohnehin überflüssig. Es gibt leider keine Garantie gegen einen dummen Nachfolger, der sich selber und das Amt beschädigt. Es wäre besser, die jahrhundertealte Tradition unter einem beliebten Dalai Lama aufzugeben." (lautes Lachen)
Das Lachen täuscht über den Ernst der Lage hinweg. Die chinesische Führung will den nächsten Dalai Lama für Tibets Buddhisten bestimmen – in der Hoffnung, über ein selbst installiertes religiöses Oberhaupt mehr Einfluss in Tibet zu gewinnen.
Das Wort des Dalai Lama hat Gewicht
Der amtierende Dalai Lama war erst 15, als die Truppen des Kommunisten Mao Tse Tung in Tibet einmarschierten. Als sich die Tibeter knapp ein Jahrzehnt später, im März 1959, gegen Unterdrückung und Bevormundung auflehnten, schlug die chinesische Volksarmee den Aufstand nieder. Der Dalai Lama floh über Nepal ins nordindische Dharamsala.
Die kleine Stadt ist seitdem das religiöse und politische Zentrum der Exiltibeter. Von hier aus kämpft der Dalai Lama für seine Heimat und ihre Menschen. Von hier aus bricht er zu seinen vielen Reisen auf. Die politische Führung der Tibeter hat der 80-Jährige im März 2011 an eine gewählte Exil-Regierung abgegeben. Doch was der Dalai Lama sagt, hat bis heute großes politisches Gewicht.
"Gewalt ist für mich keine Lösung. Gewaltlosigkeit ist der richtige Weg. Der Erfolg in der Konfliktlösung führt nur über den Dialog. Dafür braucht man große Entschlossenheit und viel Zeit und Geduld. Aber es ist die einzig richtige Methode."
Fast 140 Selbstverbrennungen
Das politische Ziel seines Kampfes formuliert der Dalai Lama so:
"Ich will keine Abspaltung. Ich kämpfe nicht für die Unabhängigkeit. Die Welt hat sich verändert. Wenn wir Tibeter das Recht bekommen, unsere Kultur, unsere Spiritualität und unsere Umwelt zu bewahren, dann hilft es unserer wirtschaftlichen Entwicklung mehr, wenn wir ein Teil Chinas bleiben. Deshalb halte ich trotz aller Kritik aus den Reihen der Tibeter und unserer Unterstützer an einer einvernehmlichen Lösung mit China fest. Autonomie ist für uns das Beste!"
Die chinesische Führung sieht in dem Friedensnobelpreisträger trotzdem einen gefährlichen Spalter. Doch vielleicht wird sich Peking den 14. Dalai Lama noch mal als Verhandlungspartner zurückwünschen. Viele junge Exil-Tibeter schreien nach Unabhängigkeit. Viele sind bereit, ihr Leben zu opfern. Fast 140 Selbstverbrennungen seit 2009 sprechen eine deutliche Sprache.