"Russen und Deutsche müssen wieder zusammenfinden"
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Im Krieg gegen Nazideutschland verloren 27 Millionen Sowjetbürger ihr Leben. Dennoch begegneten die Russen den Deutschen heute mit offenen Armen, sagt Russlandkenner Hermann Krause - der sich von den Deutschen genauso viel Offenheit wünscht.
Zum 80. Mal jährt sich nun der deutsche Überfall auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. In Russland sei der Tag von großer Bedeutung, sagt der langjährige Russlandkorrespondent des ARD-Hörfunks, Hermann Krause. Der barbarische Überfall auf die Sowjetunion habe sich ins kollektive Gedächtnis der Russen eingegraben, auch wenn über vieles lange kaum gesprochen worden sei.
Opferzahlen wurden lange nicht publik gemacht
"Auch die Opferzahlen sind über Jahrzehnte gar nicht veröffentlicht worden", berichtet der heutige Leiter der Repräsentanz des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Moskau. Inzwischen wisse man aber, dass es insgesamt über 27 Millionen Tote in der Sowjetunion gab, darunter acht Millionen Soldaten: "Das heißt, der überwiegende Teil waren Zivilisten."
In Deutschland sei der Überfall auf die Sowjetunion dagegen jahrzehntelang weitgehend verdrängt und erst in den letzten Jahren aufgearbeitet worden. Trotzdem sieht Krause nach wie vor Informationsdefizite: "Wenn Sie den Umfragen glauben wollen, dann wissen ja die meisten jungen Leute gar nicht, was damals passiert ist. Manche sind der Meinung, Russland habe Deutschland überfallen."
Nicht immer nur auf Putin schauen
Trotz des Krieges begegneten die Russen den Deutschen immer noch mit offenen Armen, betont Krause: "Das ist das wirklich Erstaunliche." Bei seiner Arbeit für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge habe er nie ein böses Wort gehört. "Die Formel lautet: Es war Krieg, wir haben Schreckliches erlebt, ihr habt es auch erlebt, aber wir müssen sehen, dass wir zueinanderfinden."
Umgekehrt sei das leider nicht so: "Wenn von Deutschland auf Russland geschaut wird, gibt es mittlerweile eine Perspektive, die sich nur auf Wladimir Putin und dessen Politik bezieht", beklagt Krause. Doch die "einfachen Leute" könnten nichts für den Kreml. Es sei wichtig, wieder zueinander zu finden, wie es ja auch schon einmal unter Michail Gorbatschow geglückt sei.
(uko)